Tilgungssatzwechsel

Feda Mecan
| Anzahl Artikel: 422
Geschäftsführer und Investment-Experte Letzte Überarbeitung am 11. Oktober 2022
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Wer einen großen Kredit aufnimmt, zum Beispiel um eine Immobilie zu finanzieren, der verschuldet sich zu einem großen Betrag und muss diesen entsprechend lange abbezahlen. Dabei können sich während der Laufzeit des Kredits allerdings die eigenen Lebensumstände mitunter stark verändern, sodass eine Anpassung der monatlichen Zahlungen erforderlich wird. Hierbei gibt es mehrere Möglichkeiten, um diese Zahlungen zu beeinflussen, welche wir dir in diesem Artikel genauer vorstellen möchten. Dabei gehen wir insbesondere auf den Tilgungssatzwechsel ein, da dieser eine Veränderung der monatlichen Raten in beide Richtungen ermöglicht und dir somit einiges an Flexibilität einräumt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Tilgungssatzwechsel sorgt dafür, dass du die Tilgungsrate verändern kannst. Du kannst diese sowohl nach unten als auch nach oben hin anpassen.
  • Die monatlichen Kreditraten bestehen aus Tilgung plus Zinsen. Unter der Tilgung versteht man den Betrag, welcher dafür aufgewendet wird, um die aufgenommenen Schulden zurückzuzahlen.
  • Es ist in der Regel nicht möglich, einen Tilgungssatzwechsel nach Vertragsschluss nachträglich noch als Option festzulegen. Eine Nachfrage bei dem / der Bankberater:in kostet allerdings nichts.
  • Statt einer Erhöhung der Tilgungsrate kannst du deine noch ausstehenden Schulden auch mittels Sondertilgungen schneller zurückzahlen.
  • Eine Alternative zur Reduktion des Tilgungssatzes besteht darin, die vollständigen monatlichen Raten über eine Stundung auszusetzen. Über eine Tilgungsaussetzung kannst du zumindest die Tilgungsrate auf 0 setzen.

Was ist ein Tilgungssatzwechsel?

Beim Tilgungssatzwechsel handelt es sich um die Möglichkeit, die Höhe der Tilgung zu verändern. Diese Option kann vertraglich festgehalten werden, sodass Kreditnehmer:innen die Gelegenheit haben, während der Laufzeit des Darlehens den Tilgungssatz zu verringern oder zu erhöhen. Bei der Aufnahme eines Kredits, beispielsweise im Rahmen einer Baufinanzierung, werden grundsätzlich monatliche Raten erhoben. Diese bestehen zum einen aus den von der Bank erhobenen Zinsen und zum anderen aus der Tilgung.

Die Zinsen lassen sich nicht einfach so zum eigenen Vorteil verändern, der Anteil der Tilgung an den monatlichen Raten allerdings schon. Denn genau hier kommt der Tilgungssatzwechsel ins Spiel. Denn hierdurch kannst du die Tilgung des Kredits verringern, was zu geringeren monatlichen Raten führt. Eine größere Tilgungsrate hingegen würde eine entsprechenden Erhöhung der monatlichen Raten mit sich bringen.

Was ist die Tilgung?

Tilgung bezeichnet im Prinzip die Rückzahlung eines Kredits. Das bedeutet, dass durch die Tilgung der noch ausstehende Kreditbetrag sinkt. Wenn du also zum Beispiel ein Darlehen in Höhe von 100.000 Euro aufgenommen hast und die jährliche Tilgungsrate 2 Prozent beträgt, dann zahlst du 2.000 Euro pro Jahr, um den Kredit abzubezahlen. Die monatlichen Raten des Kredits sind allerdings höher als die anteilige Tilgung, da zusätzlich zur Tilgung noch die Zinsen gezahlt werden müssen. Diese tragen allerdings nichts zur Rückzahlung des Kredits bei. Das bedeutet, dass nach einem Jahr noch 98.000 Euro ausstehen, die du zurückzahlen musst.

Hinweis Die Tilgung senkt den Kreditbetrag, welchen du noch zu zahlen hast.

Option zum Tilgungssatzwechsel im Kreditvertrag festhalten

Die Option zum Tilgungssatzwechsel ist allerdings nicht in jedem Vertrag festgehalten. Diese ist allerdings nicht ganz unwichtig. Denn bei einer Immobilienfinanzierung kann ein Kredit häufig über mehrere Jahrzehnte laufen, bis dieser vollständig zurückgezahlt ist. In solch einem langen Zeitraum kann es daher durchaus passieren, dass sich deine Lebensumstände verändern. Möglich ist beispielsweise, dass du deinen Job verlierst und für kurze Zeit auf der Suche nach einer neuen Anstellung bist. In dieser Zeit stehen dir allerdings weniger finanzielle Mittel zur Verfügung, da das Einkommen aus deiner ehemaligen Vollzeitstelle fehlt.

Eventuell bestreitest du deinen Lebensunterhalt während dieser Zeit mittels Ersparnissen oder über das kurzfristige Annehmen einer Teilzeitstelle. Da du deinen Lebensstandard in diesem Fall allerdings zurückfahren musst, solltest du die monatlichen Kosten möglichst gering halten. Genau für solche Situationen lohnt es sich, einen Tilgungssatzwechsel im Kreditvertrag festhalten zu lassen. Denn dieser ermöglicht es dir, in solch finanziell angespannten Zeiten die Tilgung zu verringern, sodass die monatlichen Raten für den Kredit geringer ausfallen.

Hinweis Einige Banken bieten den Wechsel des Tilgungssatzes mehrere Male pro Jahr kostenlos an.

Tilgungssatz erhöhen

Es kann allerdings auch Sinn machen, den Tilgungssatz zu erhöhen. Ein höherer Tilgungssatz kann dazu genutzt werden, um den Kredit schneller abzahlen zu können. Dadurch erhöhen sich allerdings die monatlichen Beträge. Dies ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn du eine Gehaltserhöhung bekommen hast und es dir somit leisten kannst, den Kredit für das Haus deutlich schneller abzubezahlen. Ein weiteres Beispiel dafür, wann eine Erhöhung des Tilgungssatzes vorteilhaft wäre, ist die Situation, dass ein Elternpaar ein Kind großgezogen hat.

Zuvor hatte ein Elternteil weniger Zeit, um zu arbeiten, sodass dieser nur eine Teilzeitstelle angenommen oder sogar ganz auf die Ausübung des Berufs verzichtet hat, um sich stattdessen der Erziehung des Kindes zu widmen. Daher wurde zunächst eine geringere Tilgungsrate vereinbart. Ist das Kind allerdings alt genug, um nicht mehr betreut werden zu müssen, kann der Elternteil wieder arbeiten gehen. Dadurch steht dem Familienhaushalt ein weiteres Einkommen zur Verfügung und der Tilgungssatz kann entsprechend erhöht werden.

Hinweis Die Erhöhung des Tilgungssatzes führt dazu, dass der Kredit schneller abbezahlt werden kann.

Tilgungssatz reduzieren

Wie bereits angesprochen, ist die Option auf eine Reduktion des Tilgungssatzes von besonderer Bedeutung. Denn wenn die Erhöhung des Tilgungssatzes nicht möglich ist, wird der Kredit lediglich weniger schnell abbezahlt. Ist eine Reduktion der Tilgungsrate allerdings nicht möglich und du kannst die monatlichen Raten des Kredits nicht mehr zahlen, droht der Verlust der Immobilie, was eine viel schwerwiegendere Konsequenz wäre. Die Option auf eine Reduzierung des Tilgungssatzes kann aber auch bewusst und ohne den Fokus auf das mögliche Risiko ausgewählt werden.

Wenn 2 berufstätige Personen jeweils eine Vollzeitstelle annehmen, kann zu Beginn eines Kredits eine sehr hohe Tilgungsrate vereinbart werden. Entschließt sich das Paar allerdings für Nachwuchs, dann steigert dies nicht nur seine Ausgaben, sondern sorgt zudem dafür, dass eine Person aller Voraussicht nach nicht mehr in Vollzeit arbeiten kann. Dementsprechend ist es bei in Zukunft geplanten Kindern sehr sinnvoll, einen möglichen Wechsel des Tilgungssatzes zu vereinbaren, um die monatlichen Raten entsprechend anpassen zu können.

Alternativen zum Tilgungssatzwechsel

Der vertraglich vereinbarte Tilgungssatzwechsel bietet Kreditnehmer:innen die Möglichkeit, ihren Kredit durch eine Veränderung der Tilgungsrate entweder schneller oder langsamer zurückzuzahlen, was sich entsprechend auf die Höhe der monatlichen Raten auswirkt. Allerdings gibt es weitere Möglichkeiten, die Höhe der monatlichen Kreditraten entweder zu senken oder zu erhöhen. Da diese gewisse Vor- und Nachteile mit sich bringen, möchten wir dir diese im Detail vorstellen.

Sondertilgungen

Eine Alternative zum Tilgungssatzwechsel stellt die sogenannte Sondertilgung dar. Dabei hat diese den gleichen Effekt wie eine Erhöhung der Tilgungsrate. Denn diese bewirkt, dass du den Kredit schneller zurückzahlen kannst. Die Sondertilgung kannst du dir als eine außerplanmäßige Rückzahlung des Kredits vorstellen. Neben den monatlichen Raten kann diese dazu verwendet werden, um überschüssiges Geld auf einen Schlag in die Rückzahlung des Darlehens zu investieren.

Hierfür musst du allerdings im Vorfeld mit der Bank vertraglich vereinbaren, ob Sondertilgungen möglich sein sollen. Allerdings kann es einigen Darlehensnehmer:innen schwerfallen, eine hohe Einmalzahlung dazu zu verwenden, den Kredit früher zurückzuzahlen. Zu groß ist die Versuchung, diesen doch beispielsweise für eine schöne Urlaubsreise auszugeben. In einem solchen Fall kann die Erhöhung des Tilgungssatzes zielführender sein, da dies dazu zwingt, das Geld nicht anderweitig auszugeben.

Stundung

Zur Reduktion des Tilgungssatzes gibt es sogar 2 Alternativen. Eine davon ist die sogenannte Stundung. Wenn du eine Stundung in Anspruch nimmst, legst du damit den Kredit vorübergehend auf Eis. Das bedeutet, dass du die monatlichen Raten nicht mehr zahlen musst. Dies gilt nicht nur für den Tilgungsanteil, sondern auch für die anfallenden Zinsen. Dadurch kannst du deine monatlichen Kosten deutlich reduzieren. Die gestundeten Raten werden dir allerdings nicht geschenkt, sie müssen später zurückgezahlt werden. Dies führt dazu, dass sich die vollständige Zahlung des Kredits nach hinten verschiebt.

Die Möglichkeit einer Stundung ist teils schon im Kreditvertrag enthalten, aber nicht immer. Dementsprechend solltest du bei Abschluss des Vertrags darauf achten, dass diese Option für die Rückzahlung der Kreditraten besteht, sofern dir diese Möglichkeit wichtig ist. In bestimmten Fällen ist die Stundung nicht an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Es kann allerdings durchaus vorkommen, dass der Kreditgeber Gebühren für die Inanspruchnahme einer Stundung fordert oder bestimmte Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen. Hier hilft ein Blick in den Kreditvertrag weiter, um die genauen Bedingungen zu erfahren.

Tilgungsaussetzung

Statt den Tilgungssatz zu reduzieren, kannst du auch eine Tilgungsaussetzung in Anspruch nehmen. Diese hat große Ähnlichkeit mit einer Stundung. Der große Unterschied besteht allerdings darin, dass hierbei nicht die kompletten monatlichen Raten vorübergehend eingestellt werden. Stattdessen wird nur der Tilgungsanteil ausgesetzt. Das bedeutet, dass du weiterhin die anfallenden Zinsen zahlen musst. Du bedienst den Kredit also weiterhin, tilgst allerdings nicht den Kreditbetrag, sodass sich deine Schulden nicht verringern. Die noch zu zahlende Tilgung kannst du dann später begleichen, entweder über eine Verlängerung der Kreditlaufzeit oder durch eine Sondertilgung. Dies ist abhängig vom Darlehensgeber.

Tilgungssatzwechsel eher wenig verbreitet

Trotz der positiven Effekte eines Tilgungssatzwechsels ist dieser nicht besonders weit verbreitet. Wichtig zu erwähnen ist, dass es sich hierbei nicht um die automatische Anpassung des Tilgungssatzes handelt, die bei einem Annuitätendarlehen anfällt. Denn bei diesem häufig verwendeten Darlehen bleiben die Kreditraten gleich, um Kreditnehmer:innen Planungssicherheit zu geben. Am Anfang fällt die Tilgung daher geringer aus, da die Zinsen einen größeren Anteil an den monatlichen Raten haben. Mit zunehmender Laufzeit fallen die Zinsen allerdings geringer aus, da ein großer Teil des Kredits schon getilgt wurde, sodass der Tilgungsanteil entsprechend steigt.

Bei einem Tilgungssatzwechsel handelt es sich dagegen um die außerplanmäßige Veränderung der Tilgungsrate. Dieser muss bei der Aufnahme eines Immobiliendarlehens vertraglich erfasst werden. Wenn du allerdings vergessen hast, den Tilgungswechsel in den Vertrag zu integrieren, kannst du immer noch nachträglich bei deiner Bank nachfragen. Ob die Bank darauf eingeht, ist allerdings je nach Anbieter unterschiedlich. Grundsätzlich ist eine nachträgliche Integration des Tilgungssatzwechsels in den Vertrag nämlich nicht möglich.

Fazit

Ein Tilgungssatzwechsel bietet den Vorteil, dass du den zu zahlenden Tilgungsanteil flexibel gestalten und an deine Bedürfnisse anpassen kannst. Dies ist deshalb so wichtig, weil insbesondere bei Immobilienkrediten in der Regel eine sehr lange Laufzeit besteht. Dementsprechend fällt die Wahrscheinlichkeit hoch aus, dass sich in dieser Zeit deine Lebensumstände verändern. Mit einem Tilgungssatzwechsel kannst du daher die Tilgung erhöhen, wenn du mehr Geld verdienst oder diese verringern, wenn die finanziellen Mittel gerade knapp sind. Du solltest daher darauf achten, dass diese Option in den Kreditvertrag integriert ist.

FAQ: Fragen und Antworten zum Tilgungssatzwechsel

Welche Vorteile hat die Option zum Tilgungssatzwechsel?

Du kannst durch die Option zum Tilgungssatzwechsel die Höhe der monatlichen Raten an deine Lebensumstände anpassen. So kannst du die Tilgungsrate entsprechend deiner finanziellen Möglichkeiten erhöhen oder verringern.

Kann man einen Tilgungssatzwechsel auch nachträglich erhalten?

Im Normalfall ist es nicht möglich, einen Tilgungssatzwechsel noch nach dem Abschluss eines Darlehens zu erhalten. Fragen kannst du deine:n Bankberater:in aber trotzdem.

Gibt es Alternativen zum Tilgungssatzwechsel?

Ja, die gibt es. Eine Alternative zur Erhöhung der Tilgungsrate ist die Sondertilgung. Statt einer Reduzierung der Tilgungsrate kann eine Stundung oder eine Tilgungsaussetzung in Anspruch genommen werden.

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Feda Mecan

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Ich investiere seit mehreren Jahren in internationale Start-ups und habe 2015 OnlineBanken.com gegründet, um ein transparentes und unabhängiges Finanzportal in Deutschland zu etablieren.