Nominalzins – Definition und Abgrenzung zum Effektivzins

oliverschoch
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Letzte Überarbeitung am 23. Dezember 2022
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Sowohl Anleger:innen als auch Kreditnehmer:innen haben bei den entsprechenden Finanzprodukten häufig mit dem sogenannten Nominalzins zu tun. Ferner wird ebenfalls im Anlage- und Finanzierungsbereich vom Effektivzins gesprochen. Oft ist Anlegern und Kreditnehmern Ihnen jedoch nicht klar, was eigentlich hinter dem Nominalzins steckt und worin der Unterschied zum Effektivzins besteht.

In unserem Beitrag möchten wir darauf eingehen, was zum einen der Nominalzins und zum anderen der Effektivzins ist. Ferner gehen wir auf die Unterschiede ein, worum es sich beim Sollzins handelt, was die Höhe der Nominalzinsen beeinflusst und wie eine Umrechnung vom Effektiv- zum Nominalzins durchgeführt werden kann.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Nominalzins wird im Kreditbereich auch als Sollzins bezeichnet und ist der reine Zins bezogen auf einen Darlehensbetrag oder eine Anlagesumme
  • Im Effektivzins sind neben dem Nominalzins zusätzliche Kosten enthalten, die sowohl bei Geldanlagen als auch bei Krediten anfallen können
  • Banken sind bei Verbraucherdarlehen dazu verpflichtet, sowohl den Nominalzins bzw. Sollzins als auch den Effektivzins anzugeben
  • Verschiedene Angebote lassen sich sowohl im Finanzierungs- als auch im Anlagebereich deutlich besser mit dem Effektiv- statt dem Nominalzins vergleichen

Worum handelt es sich beim Nominalzins?

Beim Nominalzins handelt es sich um die Zinsen, die du entweder im Zusammenhang mit einem Kredit zahlen musst oder von der Bank im Zuge einer Geldanlage erhältst. Im Darlehensbereich wird der Nominalzins häufig alternativ als Sollzins bezeichnet. Angegeben werden die Nominalzinsen fast ausschließlich pro Jahr, und zwar mit der Abkürzung: „p.a.“. Alternativ wird manchmal auch vom sogenannten Jahreszins gesprochen.

Wichtig zu wissen ist, dass es sich beim Nominalzins um den reinen Zinssatz handelt, wobei eventuelle Kosten für den Kredit oder im Zusammenhang mit der Geldanlage – außer den Zinsen – nicht berücksichtigt sind. Bei einem Kredit im Zuge von Baufinanzierungen kannst du dich für gewöhnlich entscheiden, ob es sich um einen festen oder variablen Nominalzins handeln soll.

Worum handelt es sich beim Effektivzins?

Insbesondere bei der Baufinanzierung und allgemein bei Krediten an Privatkunden sind Banken dazu verpflichtet, neben dem Soll- bzw. dem Nominalzins zusätzlich den Effektivzins anzugeben. Dieser besteht auf der einen Seite aus dem Nominalzins, allerdings auf der anderen Seite zudem aus zusätzlichen Kosten, die entweder im Zusammenhang mit dem Kredit oder der Geldanlage stehen. Darüber hinaus sind Effektivzinsen – insbesondere im Vergleich zu Nominalzinsen – ein sehr gutes Mittel, um verschiedene Angebote gegenüberzustellen.

Worin unterscheiden sich Nominalzins und Effektivzins?

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Nominal- und Effektivzins besteht darin, dass die Effektivzinsen weitere Kosten enthalten können, die Nominalzinsen hingegen ausschließlich die zu zahlenden Zinsen bzw. Zinssätze darstellen. Anders ausgedrückt: Der Nominalzins enthält weder Zinseszinsen bei Kapitalanlagen noch Gebühren oder anderweitige Kosten bei einem Kredit. Dieser Unterschied führt dazu, dass die Effektivzinsen bei vielen Geldanlagen niedriger als der Zinssatz als Nominalzins ist, der von der Bank oder anderen Anbieter:innen gutgeschrieben wird.

Der Effektivzins wird übrigens im Rahmen von Geldanlagen häufig als Rendite bezeichnet. Bei der Aufnahme eines Kredites ist es hingegen genau umgekehrt. In dem Fall ist der Effektivzins normalerweise beim Darlehen höher als der Nominalzins, weil entweder eine „verspätete“ Tilgungsverrechnung stattfindet oder eben zusätzliche Kosten von Kreditnehmer:innen zu tragen sind, wie zum Beispiel Bearbeitungsgebühren. Zusammengefasst gibt es die folgenden, möglichen Faktoren, die nicht im Nominalzins, dafür jedoch im Effektivzins bei Krediten enthalten sein können:

  • Tilgungssatz
  • Höhere Kreditrate
  • Anzahl Zinszahlungen
  • Disagio

Nominalzins und Effektivzins bei Krediten

Insbesondere bei der Unterscheidung zwischen den zwei Zinssätzen, also einerseits dem Nominalzins und zum anderen dem Effektivzins, ist es vorteilhaft, zwischen Finanzierungen und Geldanlagen zu trennen. Im Bereich Kredite spiegelt der Effektivzinssatz die tatsächlichen Kosten wider, die sich aus dem Nominalzins bzw. Zins plus weiteren Gebühren und Kosten zusammensetzen. Bei der Unterscheidung hilft Verbrauchern oftmals das Vergleichen mit einer Miete. Du kannst dir den Nominalzins so vorstellen, dass es sich um die Kaltmiete handelt, während demgegenüber Effektivzinsen die Warmmiete darstellen. Daraus wiederum resultiert auch, dass der Effektivzins im Rahmen des Darlehens fast immer höher als der Nominalzins ausfällt.

Nominalzins und Effektivzins bei Tagesgeld und Festgeld

Bei Geldanlagen ist die Unterscheidung zwischen Nominalzins und Effektivzins ebenfalls von Bedeutung. Dies gilt allerdings ausschließlich für verzinsliche Anlageformen, insbesondere:

  • Festgelder
  • Tagesgelder
  • Spareinlagen
  • Anleihen

Bei Geldanlagen wie dem Festgeld, dem Tagesgeld oder einer Anleihe gibt der Nominalzins an, mit welchen Erträge Anleger:innen rechnen können. Da es zum Beispiel sowohl bei Tages- als auch Festgeldern im Normalfall keine Kosten gibt, ist der Nominalzins in dem Fall meistens mit dem Effektivzins und damit mit der Rendite identisch. Anders stellt sich die Situation dar, wenn zusätzliche Gebühren oder anderweitige Kosten berechnet werden, denn dann liegt der Effektivzins unterhalb des Nominalzinses.

Sollzins

Wie bereits kurz erwähnt, wird im Zusammenhang mit Krediten häufiger statt von einem Nominalzins und einem Sollzins gesprochen. Dabei andelt es sich beim Sollzins allerdings nur um eine andere Bezeichnung für den Nominalzins. Verwendet wird der Name einerseits im Finanzierungsbereich und zum anderen auch bei Girokonten, wenn nämlich das Konto im Minus ist und deshalb Sollzinsen entstehen. Bei Geldanlagen wird hingegen nie vom Sollzins statt von Nominalzins gesprochen, sodass der Begriff im Grunde nur für Kreditnehmer:innen und Inhaber:innen eines Girokontos relevant ist.

Einflussfaktoren auf die Höhe des Nominalzinses

Sowohl bei Geldanlagen als auch bei Krediten gibt es in der Regel mehrere Faktoren, welche die Höhe der Nominalzinsen beeinflussen. Unterschiedliche Einflussfaktoren existieren beim Vergleich von Geldanlagen und Finanzierungen. So wirken sich insbesondere die folgenden Faktoren bei Darlehen auf die Höhe des zu zahlenden Soll- bzw. Nominalzinses aus:

  • Zinsbindung
  • Laufzeit
  • Darlehenssumme
  • Bonität der Kreditnehmer:innen
  • Eigenkapitalanteil
  • Sicherheiten

Grundsätzlich gilt bei Krediten fast immer, dass der Nominalzins umso geringer ist, desto höher die Darlehenssumme und desto besser die Bonität der Darlehensnehmer:innen ist. Aber nicht nur bei Krediten, sondern auch bei Geldanlagen gibt es unterschiedliche Einflussfaktoren. Zu nennen sind hier insbesondere der Leitzins, die Kapitalmarktzinsen, die Anlagesumme sowie die gewählte Laufzeit, beispielsweise beim Festgeld. Hier gilt in der Regel, dass bei längeren Laufzeiten und größeren Anlagesumme entsprechend höhere Nominalzinsen an Anleger:innen gezahlt werden.

Umrechnen des Effektivzinses in einen Nominalzins

Manchmal ist es sinnvoll, eine Umrechnung des vorgegebenen Effektivzinses in den Nominalzins vorzunehmen. Wenn du bei einem Kredit nur den Effektivzins findest und gerne wissen möchtest, welchen Nominalzins du zahlen müsstest, musst du im Grunde lediglich die Gebühren und zusätzlichen Kosten vom Effektivzins abziehen. Manuell ist das allerdings nur schwer möglich, insbesondere dann nicht, wenn du auch die Tilgungsverrechnung mit einbeziehen möchtest. Daher ist es sinnvoll, im Internet frei verfügbare Kreditrechner in Anspruch zu nehmen. Dort kannst du in der Regel auswählen, ob du den Nominalzins oder Effektivzins kennst und dementsprechend eine Umrechnung vornehmen lassen möchtest.

Hinweis

Kennst du bei einem Kredit oder einer Geldanlage sowohl den Effektivzins als auch den Nominalzins, solltest du stets die Effektivzinsen heranziehen, um das Angebot mit anderen Offerten der Banken zu vergleichen. Der Grund ist, dass ausschließlich im Effektivzins weitere Kosten enthalten sind, allerdings nicht zwangsläufig alle. Es gibt nämlich durchaus einige Gebühren und andere Kostenfaktoren, die auch in den Effektivzinsen nicht enthalten sind und auch nicht sein müssen.

Fazit zum Nominalzins

Der Nominalzins gibt bei der Geldanlage an, wie hoch dein Ertrag ausfällt und beim Kredit, welchen Zins du einer Bank als Kostenfaktor zahlen muss. Möchtest du auch anfallende Gebühren und sonstige Kosten mit in die Kalkulation einbeziehen, musst du dir den Effektivzins nennen lassen oder diesen selbst berechnen. Als Vergleichsmaßstab ist definitiv der Effektivzins deutlich besser als der Nominalzins bzw. Sollzins geeignet.

Häufig auftretende Fragen und unsere Antworten zum Nominalzins

Worin unterscheiden sich Nominalzins und Effektivzins?

Diese Frage lässt sich kurz beantworten, nämlich so, dass der Nominalzins lediglich den reinen Zins wiedergibt und in den Effektivzins zusätzlich für Anleger oder Kreditnehmer entstehende Kosten einbezogen werden, beispielsweise Bearbeitungsgebühren.

Was beeinflusst die Höhe des Nominalzinses?

Sowohl im Anlage- als auch im Finanzbereich gibt es einige Einflussfaktoren, welche die Höhe des Nominalzinses beeinflussen. Dazu zählen beispielsweise die Leitzinsen, Kapitalmarktzinsen, Laufzeiten, Darlehens- und Anlagesumme sowie die Bonität des Kreditnehmers im Finanzierungsbereich.

Unterscheidung der Zinsbindung: Fester oder variabler Nominalzins?

Insbesondere bei Immobilienkrediten müssen sich Kund:innen entscheiden, ob sie eine Zinsbindung mit einem festen Nominalzins wünschen oder sich für einen variablen Zinssatz entscheiden. Ein fester Nominalzins beinhaltet, dass die Bank diesen während der Zinsbindungsfrist nicht verändern darf. Beim variablen Nominalzins hingegen haben Kreditgeber:innen jederzeit die Möglichkeit, den Zinssatz anzupassen.

Welche Kosten enthält der Effektivzins?

Der Effektivzins muss einige Kosten zwingend beinhalten, was in der Preisangabenverordnung festgelegt ist. Dazu zählen in erster Linie der Sollzinssatz, die Höhe der Tilgungsbelastung, Verwaltungskosten, Kosten für Versicherungen, Provisionskosten für eine Vermittlung sowie die Zinsbindungsdauer. Nicht im Effektivzins enthalten sein müssen hingegen Bereitstellungszinsen, Kontoführungsgebühren, und Kosten und Wertermittlungen.

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Oliver Schoch

Veröffentlicht von

Als gelernter Bankkaufmann habe ich mich 2008 als Finanz-Journalist selbstständig gemacht. Seitdem verfasse ich nun in Vollzeit als Freiberufler nahezu ausnahmslos Beiträge zu Finanz- und Wirtschaftsthemen, wie Börse, Aktien, Geldanlage, Vermögensaufbau, Versicherungen und Finanzierungen. Zu meinem Repertoire zählen u.a. Ratgeber, Fachtexte, News, Blogbeiträge und eBooks.