Bruttomarge – Vorsteuerlicher Gewinn eines Unternehmens

oliverschoch
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Letzte Überarbeitung am 4. August 2023
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Wie hoch der Gewinn eines Unternehmens vor Abzug der Steuern ist, lässt sich an der sogenannten Bruttomarge ablesen. Dabei handelt es sich um eine wichtige Kennzahl für das Unternehmen selbst und auch für die Analyse durch Außenstehende.

In unserem Beitrag erfährst du zunächst, was die Bruttomarge per Definition ist. Ferner gehen wir darauf ein, mit welcher Formel du diese Marge berechnen kannst, was im Hinblick auf die Entwicklung zu beachten ist, wofür die Bruttomarge wichtig ist und worin der Unterschied zur Nettomarge besteht.

Das Wichtigste im Überblick

  • Die Bruttomarge wird auch als Produktgewinnmarge bezeichnet und stellt den vorsteuerlichen Gewinn eines Unternehmens dar.
  • Für die Berechnung der Bruttomarge werden nur 2 Größen benötigt, nämlich der Bruttogewinn und der Ertrag.
  • Die Bruttomarge sagt als Kennzahl etwas darüber aus, wie effizient ein Unternehmen sein Kapital investiert.
  • Eine Bruttomarge von 40 Prozent und mehr stellt einen sehr guten Wert dar.

Was ist die Bruttomarge?

Die Bruttomarge ist für Unternehmer:innen der Gewinn vor Steuern. Vorher wurden sowohl die Produktions- als auch die Verkaufskosten abgezogen. Andere Bezeichnungen für die Bruttomarge sind Bruttogewinn und Rohertrag. Bei der Bruttomarge handelt es sich um eine durchaus bedeutende Kennzahl. Davon lässt sich nämlich ableiten, ob es ein Unternehmen geschafft hat, nach Abzug sämtlicher Kosten dennoch Gewinne zu erwirtschaften.

Je höher die Kennzahl ausfällt, desto positiver ist die Bewertung des Unternehmens. Zudem wird die Bruttomarge häufig genutzt, um einen Vergleich von mehreren Unternehmen aus der gleichen Branche durchzuführen. Dementsprechend gehört die Bruttomarge zu den Kennzahlen, die etwas über die Rentabilität einer Gesellschaft aussagen. Wichtig zu beachten ist, dass die Bruttomargen innerhalb verschiedener Branchen sehr unterschiedlich ausfallen können. Selbst innerhalb ähnlicher Güter und Waren, die vom Unternehmen verkauft werden, können die Margen in ihrer Höhe ganz unterschiedlich ausfallen.

Hinweis

Die Bruttomarge ist eine wichtige Kennzahl sowohl für das Unternehmen selbst als auch für Außenstehende. Sie gibt den vorsteuerlichen Gewinn an und gleichzeitig Aufschluss über die Rentabilität eines Unternehmens.

Formel zur Berechnung der Bruttomarge

Die Bruttomarge zählt zu den Kennzahlen, die mit einer relativ einfachen Formel berechnet werden können. Die Grundlage für die Berechnung ist im ersten Schritt der Bruttoumsatz eines Unternehmens. Dabei wiederum handelt es sich um den vollständigen Umsatz eines Unternehmens, der durch den Verkauf von Produkten oder das Anbieten von Dienstleistungen generiert wird.

Neben dem Bruttoumsatz brauchst du zur Berechnung noch eine weitere Größe, nämlich den Bruttogewinn. Den Bruttogewinn wiederum erhältst du, indem du vom Bruttoumsatz sämtliche Kosten subtrahierst, die notwendig sind, um die Umsätze zu generieren. Im Rahmen der Formel teilst du den Bruttogewinn durch den Ertrag (Bruttoumsatz) und multiplizierst das Ergebnis mit 100. Dementsprechend lautet die Formel wie folgt:

Bruttomarge = Bruttogewinn / Ertrag x 100

Beispiel zum Berechnen der Bruttomarge

Anhand des folgenden Beispiels möchten wir verdeutlichen, wie du in der Praxis die Bruttomarge eines Unternehmens ermitteln kannst. Gehen wir davon aus, dass ein Unternehmen einen Ertrag (Umsatz) in Höhe von 200 Millionen Euro erzielt. Die gesamten Kosten belaufen sich auf 140 Millionen Euro. Daraus resultiert, dass sich der Bruttogewinn auf 60 Millionen Euro beläuft. Nun musst du diesen Bruttogewinn noch in Verhältnis zum Ertrag (Umsatz) setzen und wendest die zuvor erläuterte Formel an:

60 Millionen Euro / 200 Millionen Euro x 100 = 30 Prozent

Auf Grundlage des Umsatzes und des Bruttogewinns hast du in dem Beispiel demnach eine Bruttomarge ermittelt, die bei 30 Prozent liegt. Ob das ein guter oder eher schlechter Wert ist, erfährst du im folgenden Abschnitt.

Hinweis

Die Bruttomarge lässt sich sehr einfach ermitteln. Du berechnest lediglich durch Abzug der Kosten vom Bruttoumsatz zunächst den Bruttogewinn und teilst diesen durch den Ertrag. Das Ergebnis multiplizierst du mit 100 und hast so die Bruttomarge eines Unternehmens, die übrigens auch als Bruttogewinnmarge bezeichnet wird.

Entwicklung der Bruttomarge

Je nach Branche können sich die Bruttomargen von Jahr zu Jahr unterschiedlich entwickeln. Abhängig ist die sogenannte Handelsspanne und dementsprechend auch die Bruttogewinnmarge insbesondere von den Verkaufspreisen, die ein Unternehmen ansetzt. Je höher die Verkaufspreise ausfallen, desto höher kann auch die Bruttomarge sein. Das ist allerdings kein Muss, wenn zum Beispiel zwar einerseits der Verkaufspreis erhöht wird, dann allerdings auch die Umsatzerlöse sinken.

Im Idealfall steigt die Bruttomarge Jahr für Jahr etwas an, aber auch ein zwischenzeitlicher Rückgang ist nicht zwingend ein negatives Zeichen. Zum Beispiel haben auch die Einkaufspreise für das Unternehmen einen großen Einfluss darauf, wie letztendlich die Bruttomarge ausfällt. Zwar sind die Bruttomargen sehr abhängig von den entsprechenden Branchen. Dennoch lässt sich eine Art Durchschnittswert feststellen. Dieser besagt, dass eine Bruttomarge von 40 Prozent und mehr einen sehr guten Wert darstellt. Daraus kannst du schließen, dass das Unternehmen auf Grundlage von Umsatzerlösen und nach Abzug der Kosten sehr gut gewirtschaftet hat.

Betragen die entsprechenden Margen einer Firma allerdings weniger als 20 Prozent, ist das eher eine negativ zu bewertende Kennzahl. Eine Bruttogewinnmarge von 20 Prozent und weniger sagt aus, dass das entsprechende Unternehmen einem recht hohen Preisdruck unterlegen ist. Das kann zum Beispiel durch besonders hohe Produktionskosten oder einen hohen Einkaufspreis verursacht sein.

Dafür ist die Bruttomarge wichtig

Die Bruttomarge ist eine wichtige Kennzahl und für mehrere Interessenten aussagekräftig. Dazu zählen insbesondere:

  • das Unternehmen selbst
  • Anleger:innen und andere Marktteilnehmer:innen an der Börse
  • Banken
  • Mitbewerber:innen
  • potenzielle Geschäftspartner:innen
  • Investor:innen

Zunächst ist die Bruttomarge vor allem für das Unternehmen selbst von größerer Bedeutung. Die Unternehmensführung kann anhand dieser Kennzahl zum Beispiel bewerten, wie effektiv die Produktion ist. Je nachdem, ob der Wert hoch oder niedrig ausfällt, kann die entsprechende Produktion eventuell ausgeweitet werden oder sollte zu einem günstigeren Preis erfolgen. Können also bei der Produktion Kosten eingespart werden, kann das zu höheren Gewinne beim Unternehmen führen.

Nicht nur für die Unternehmensführung ist die Bruttomarge von Interesse, sondern auch für Außenstehende. Das trifft zum Beispiel auf Anleger:innen zu, die sich für das Unternehmen interessieren und vielleicht Anteile in Form von Aktien kaufen möchten. Attraktiv sind vor allem solche Unternehmen, bei denen sich die Bruttomarge auf 40 Prozent oder mehr beläuft. Das wiederum führt oft dazu, dass Aktionär:innen eine attraktive Dividende erhalten. Immerhin kann die Firma dann von jedem Euro Umsatz 40 Cent oder mehr als Gewinn vereinnahmen.

Eine große Bedeutung hat die Bruttomarge ebenfalls für Banken, wenn das entsprechende Unternehmen Kreditbedarf hat. Da die Marge etwas über die Rentabilität aussagt, können die Kreditgeber davon ableiten, wie gut die Bonität und wie groß entsprechend das Ausfallrisiko der Kredite ist. Ebenfalls von Interesse ist die Bruttomarge für Mitbewerber:innen, denn diese können anhand der Bruttogewinnmarge anderer Unternehmen ableiten, wie sie selbst am Markt aufgestellt sind und ob es Verbesserungspotenzial bei der eigenen Produktion gibt.

Der Unterschied zwischen Bruttomarge und Nettomarge

In der Praxis wird häufiger einerseits von der Brutto- und zum anderen von der Nettomarge gesprochen. Der Begriffsteil „Brutto“ meint in dem Zusammenhang, dass viele Aufwendungen des Unternehmens nicht in der Kennzahl enthalten sind. Dabei handelt es sich insbesondere um die sogenannten herstellungsunspezifischen Ausgaben, die in der Bruttomarge nicht enthalten sind.

Exakt diese von der Herstellung unabhängigen Ausgaben sind in der Nettomarge integriert. Dazu zählen beispielsweise Steuern. Die Berechnung der Nettomarge ist allerdings sehr ähnlich wie die der Bruttomarge, nur dass in diesem Fall nicht der Bruttogewinn die Grundlage ist, sondern stattdessen der Nettogewinn, den das Unternehmen erzielt hat.

Wenn du von der Bruttomarge also auf die Nettomarge kommen möchtest, musst du zunächst die Ausgaben vom Bruttogewinn subtrahieren, die nicht produktspezifisch sind. Im nächsten Schritt wird das Ergebnis dann wieder durch den gesamten Umsatz dividiert und anschließend mit 100 multipliziert. In der Praxis wird die Nettomarge also für gewöhnlich immer niedriger als die Bruttomarge ausfallen. Für Analyst:innen ist die Nettomarge in der Regel zudem aussagekräftiger, weil sie näher am realen Gewinn des Unternehmens liegt.

Grenzen der Bruttomarge

Im Prinzip haben wir am Ende des vorherigen Abschnittes bereits die Grenzen der Bruttomarge angesprochen. Diese bestehen in erster Linie darin, dass von der Herstellung und dem Produkt unabhängige Ausgaben nicht integriert sind. Das gilt insbesondere für die Materialkosten, die sich in Einzel- und Gemeinkosten unterteilen lassen.

Wenn du die Bruttomarge berechnen möchtest, werden dort nicht sämtliche Materialkosten integriert. Einbindung finden nämlich lediglich die Einzelkosten, nicht jedoch die sogenannten Gemeinkosten. Dabei handelt es sich eben um die Materialkosten, die sich nicht speziell auf ein Produkt herunterrechnen lassen. Hier stößt die Bruttomarge also an ihre Grenzen, sodass andere Kennzahlen zurate gezogen werden müssen.

Fazit zur Bruttomarge

Die Bruttomarge ist für Unternehmen und Externe eine wichtige Kennzahl. An ihr lässt sich ablesen, wie effektiv zum Beispiel die Produktion eines Unternehmens ist. Wichtig zu beachten ist, dass die Bruttomarge innerhalb unterschiedlicher Branchen sehr different sein kann. Allgemein gilt einen Wert von 40 Prozent und darüber hinaus als sehr gutes Ergebnis.

FAQ: Fragen und Antworten zur Bruttomarge

Wofür ist die Bruttomarge wichtig?

Anhand der Bruttomarge können Unternehmen möglichst schnell feststellen, ob ihre Produktion so effizient wie möglich verläuft. Ist die Bruttomarge zu niedrig, müssen an bestimmten Stellen die Kosten reduziert oder Preise für die Endverbraucher:innen oder Zwischenhändler:innen angehoben werden. Auch für Externe ist die Bruttomarge eine wichtige Kennzahl, denn anhand dieser kann die Effizienz des Unternehmens analysiert werden.

Wann ist ein Vergleich der Bruttomarge sinnvoll?

Wenn du die Bruttomarge verschiedener Unternehmen miteinander vergleichen möchtest, ist das nur innerhalb der gleichen Branche sinnvoll. Benötigt die Firma nämlich innerhalb einer Branche zum Beispiel sehr viel Kapital, bewegt sich die Bruttomarge normalerweise auf einem geringeren Niveau als es in anderen Branchen mit geringerem Kapitaleinsatz der Fall ist. So haben beispielsweise Automobilhersteller einen hohen Kapitalbedarf, während dieser bei Softwareunternehmen aufgrund der wesentlich geringeren Produktionskosten deutlich niedriger ausfällt.

Was sagt die Bruttomarge aus?

Die Bruttomarge gibt Aufschluss darüber, welchen Anteil der Gewinn am erzielten Umsatz (Ertrag) eines Unternehmens hat. So bedeutet eine Bruttomarge von 30 Prozent zum Beispiel, dass von jedem Euro Umsatz 30 Cent als Vorsteuergewinn für das Unternehmen übrig bleiben.

Was sind Gründe für eine sinkende Bruttomarge?

Für eine sinkende Bruttomarge kann es in der Praxis mehrere Gründe geben. Eine Ursache kann in höheren Produktionskosten bestehen. Aber auch steigende Einkaufspreise können ein Grund dafür sein, dass die Bruttomarge sinkt.

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Oliver Schoch

Veröffentlicht von

Als gelernter Bankkaufmann habe ich mich 2008 als Finanz-Journalist selbstständig gemacht. Seitdem verfasse ich nun in Vollzeit als Freiberufler nahezu ausnahmslos Beiträge zu Finanz- und Wirtschaftsthemen, wie Börse, Aktien, Geldanlage, Vermögensaufbau, Versicherungen und Finanzierungen. Zu meinem Repertoire zählen u.a. Ratgeber, Fachtexte, News, Blogbeiträge und eBooks.