Bezugsrecht

Feda Mecan
| Anzahl Artikel: 422
Geschäftsführer und Investment-Experte Letzte Überarbeitung am 13. Juni 2023
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Menschen, die viel mit Aktien und verschiedenen Aktiengesellschaften zu tun haben und zusätzlich noch als Aktionär:innen gelten, haben vom Bezugsrecht schon oft gehört. Kommt es zu einer Kapitalerhöhung, räumt man den bestehenden Aktionär:innen ein Bezugsrecht ein. Dadurch ist es ihnen möglich, den eigenen Anteil am Grundkapital konstant zu halten.
Was Bezugsrechte bei Aktien sind, wie der Rechtsrahmen aussieht und was hierbei sonst noch zu beachten ist, erfährst du hier.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bezugsrechte werden grundsätzlich an Altaktionär:innen abgegeben.
  • Beträgt die Kapitalerhöhung mehr als zehn Prozent, muss zwingend ein Bezugsrecht gewährt werden.
  • Durch Beschlussfassung, mit ausreichender Mehrheit, kann das Bezugsrecht ausgeschlossen werden.

Was sind die Bezugsrechte bei Aktien?

Kurz ausgedrückt sind Bezugsrechte Rechte der Aktionär:innenm um eine bestimmte Anzahl an jungen Aktien zu erwerben, damit sie im Rahmen einer Kapitalerhöhung dazu in der Lage sind, ihren jeweiligen Anteil am Grundkapital konstant halten zu können. Alle Aktionär:innen haben so gesehen einen eigenen kleinen Anteil am Unternehmen. Erhöht nun das Unternehmen sein Kapital und gibt neue Aktien heraus, verteilt sich das Grundkapital des Unternehmens auf eine größere Anzahl von Unternehmensaktien, sodass der Anteil, der für eine einzelne Aktie steht, proportional kleiner wird. Genau aus diesem Grund erhalten die bestehenden Aktionär:innen diese Bezugsrechte. Sie sind so dazu in der Lage, sich so viele neue Aktien zu kaufen, wie es zur Beibehaltung des bestehenden prozentualen Anteils am Stammkapital eines Unternehmens notwendig ist.

Gründe für Bezugsrechte

Warum es ein Bezugsrecht gibt, dürfte klar auf der Hand liegen. Durch das Bezugsrecht können die Aktionär:innen den Verwässerungseffekt bei einer vorgenommenen Kapitalerhöhung verhindern. Der Effekt der Verwässerung beschreibt den Umstand, dass durch die Kapitalerhöhung mehr Anteile im Umlauf sind und die Aktionär:innen daran allerdings nicht beteiligt werden, sodass es zu einer Verringerung des Umfangs der Firmenteile kommt.

Hinweis

Als Grundkapital wird das in Aktien angelegte Kapital eines Unternehmens bezeichnet, das am Ende die finanzielle Grundlage der Aktiengesellschaft bildet.

Durch das Beziehen und Kaufen neuer Aktien bleibt das Anteils- und Stimmrecht immer gleich. Durch etwaige neue Emissionen werden die Altaktionär:innen so nicht benachteiligt. Wird eine Kapitalerhöhung durchgeführt und gibt es ein Bezugsrecht, müssen die Aktionär:innen entscheiden, ob sie das ihnen zustehende Recht ausüben oder doch verkaufen möchten. Diese Kapitalerhöhung wird auch als Bezugsrechtsemission bezeichnet. Dadurch, dass Altaktionär:innen ihr Recht in den meisten Fällen ausüben, profitiert das Unternehmen von schnell verkauften Aktien und von einem damit verbundenen höheren Eigenkapital.

Grundsätzlich gilt, dass man von seinem Bezugsrecht immer Gebrauch machen sollte, denn so wird das Verwässern verhindert – und das gilt selbst dann, wenn man Aktien ohne ein Bezugsrecht zu einem günstigeren Kurs kaufen könnte. Auf der anderen Seite gilt, dass das Aktien Kaufen mit einem Bezugsrecht so gut wie immer von Vorteil ist, da beim Verkauf der Bezugsrechte selber oft eine gute Chance auf zusätzliche Gewinne besteht.

Rechtsrahmen

Das Bezugsrecht ist in Deutschland, so wie viele andere Bestimmungen auch, rechtlich in einem Gesetz geregelt. Das Aktiengesetz (AktG) legt in § 186 die rechtlichen Aspekte fest. Bereits aus dem ersten Absatz geht hervor, dass jeden Aktionär:innen auf deren Verlangen hin ein dem Anteil an dem bisherigen Grundkapital entsprechender Teil der neuen Aktien zugeteilt werden muss.

In Deutschland gilt außerdem die rechtliche Regelung, dass ein Bezugsrecht unbedingt eingeräumt werden muss, sobald eine mehr als zehn-prozentige Erhöhung des Kapitals stattfindet. Die Frist für die Ausübung des Bezugsrechts hat sich mindestens auf zwei Wochen zu belaufen. Eine längere Frist darf grundsätzlich gewährt werden. Neben der Frist und der generellen Möglichkeit der Gewährung eines Bezugsrechts, ist in Absatz drei sogar geregelt, dass das Bezugsrecht ganz oder auch zum Teil ausgeschlossen werden darf.

Damit das Bezugsrecht rechtmäßig ausgeschlossen wird, muss ein entsprechender Beschluss gefasst werden, der eine Mehrheit von mindestens drei Vierteln des bei der Beschlussfassung vertretenen Grundkapitals umfasst.

Ermittlung des Bezugsverhältnisses

Es gibt bestimmte Wege das Bezugsverhältnis der Altaktionär:innen zu ermitteln. Das Bezugsverhältnis drückt die Menge an neuen Aktien aus, die die Altaktionär:innen bei einer durchgeführten Kapitalerhöhung erhalten, wenn sie sich für die Ausübung des ihnen zustehenden Bezugsrechts entscheiden. Im Grunde wird das Bezugsverhältnis durch das Verhältnis vom neuen Aktienkapital zum bereits bestehenden Aktienkapital ermittelt. Dies wird sodann auf die Aktienmenge der betroffenen Altaktionär:innen übertragen. Umso mehr Aktien sie also bereits halten, desto mehr neue Aktien können sie aufgrund ihres Bezugsrechts auch kaufen.

Beispiel:
Geht man davon aus, dass eine Aktiengesellschaft über ein Grundkapital von einer Million Euro hat und dieses Kapital nun um 200.000,00 Euro, mithin also auf 1,2 Millionen Euro durch die Emission neuer Aktien erhöht, läge das Verhältnis hier bei 1.000.000,00:200.000,00 = 5:1. Hat ein:e Altaktionär:in nun zum Beispiel bereits fünf Aktien, gäbe es aufgrund des Bezugsrechts die Möglichkeit eine neue Aktie zum sogenannten Bezugskurs zu erwerben. Der Preis zu dem die jungen Aktien erworben werden können, wird dabei als Bezugskurs bezeichnet.

Hinweis

Eine Aktiengesellschaft ist eine Handelsgesellschaft, dessen Grundkapital von den verschiedenen einzelnen Gesellschafter:innen aufgebracht wird, die wiederrum in der Höhe ihrer geleisteten Einlage am Unternehmen beteiligt sind.

Sobald feststeht, wie viele Aktien die Altaktionär:innen kaufen dürfen, wird ein Preis benötigt. Wenn schließlich das Bezugsverhältnis und der Bezugspreis festgelegt ist, kann vom Bezugsrecht Gebrauch gemacht werden. Das Bezugsrecht kann ebenfalls rechnerisch dargestellt werden. Der Wert des Rechts wird berechnet, indem man vom aktuellen Aktienkurs den neuen Kurswert aller Aktien, geteilt durch die Anzahl aller vorhandenen Aktien abzieht. Die daraus resultierende Differenz gibt an, wie viel ein Bezugsrecht pro Aktie wert ist.

Ablauf einer Aktienemission mit Bezugsrecht

Der Ablauf einer Aktienemission mit einem Bezugsrecht ist gar nicht allzu kompliziert und kann relativ leicht nachvollzogen werden. Auf einer Hauptversammlung wird in einem ersten Schritt die Erhöhung des Stammkapitals einer Aktiengesellschaft beschlossen. Gleichzeitig beschließt man dort den Ausgabekurs der neuen Aktien.

Hinweis

Der Ausgabekurs (oder auch Emissionskurs) ist der Börsenkurs, zu dem die Wertpapieremissionen den Anleger:innen zum Kauf angeboten werden.

Im Anschluss an diese getroffenen Bestimmungen legt man den Emissionszeitpunkt fest. Ab diesem Emissionszeitpunkt gilt die Bezugsfrist. Im gleichen Augenblick ist das Bezugsverhältnis vorhanden, in dem die ganzen Altaktionär:innen die neuen Aktien entsprechend ihrem bisherigen Aktienbestand beziehen können. Sobald die geltende Bezugsfrist abgelaufen ist, sind sowohl die neuen, als auch die Altaktien an der Börse handelbar.

Fazit

Das Bezugsrecht ist besonders häufig im Bereich der Aktien vorzufinden. Mit der Hilfe dieses Rechts ist es den Altaktionär:innen möglich eine sogenannte Verwässerung zu verhindern, die eintreten würde, wenn das Kapital einer Aktiengesellschaft erhöht und die Altaktionär:innen nicht daran beteiligt würden. Die Aktionär:innen sind aber nicht dazu verpflichtet, ihr Bezugsrecht auszuüben. Ihnen stehen weitere Möglichkeiten, wie zum Beispiel der Verkauf ihrer Rechte, zu.

Entscheiden Sie sich für einen Verkauf, kann dies beispielsweise über die Bank, bei der sie ihr Depot nach einem Depot Vergleich eröffnet haben, stattfinden. Die Bezugsrechte werden dann an der Börse veräußert. Je nachdem, wie sie sich entscheiden eröffnen sich weitere Gewinnchancen für die Aktionär:innen.

FAQ: Fragen und Antworten zum Bezugsrecht

Wer erhält die Bezugsrechte?

Im Bereich der Aktien erhalten vor allem die Altaktionär:innen die Bezugsrechte, wenn es zu einer Kapitalerhöhung kommt.

Wie kann man Bezugsrechte kaufen?

Als Investor:in kann man Bezugsrechte zum Beispiel direkt an der Börse in Frankfurt kaufen. Der Verkauf kann entweder selbst von den begünstigten Aktionär:innen oder von deren Banken an der Börse vorgenommen werden.

Warum erhalten Aktionäre die Bezugsrechte?

Aktionäre erhalten Bezugsrechte, da sich ihr bisheriger Anteil am Unternehmen verwässern würde, wenn es zu einer Kapitalerhöhung kommt und sie daran nicht beteiligt werden würden.

Wo werden die Bezugsrechte gehandelt?

Die Bezugsrechte können ganz einfach an der Börse ge- und verkauft werden. Gehandelt werden sie also an der Börse.

Feda Mecan

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Ich investiere seit mehreren Jahren in internationale Start-ups und habe 2015 OnlineBanken.com gegründet, um ein transparentes und unabhängiges Finanzportal in Deutschland zu etablieren.