Banken-Stresstest

Sercan
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Letzte Überarbeitung am 13. Juni 2023
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Ein Banken-Stresstest wird mittlerweile in relativ regelmäßigen Abständen durchgeführt. In erster Linie soll der Test zeigen, wie sich die finanzielle Situation von Kreditinstituten im Hinblick auf eventuelle Krisenzeiten darstellt. Dabei geht es bei den Banken-Stresstests vor allen Dingen darum, zu zeigen, welche Institute eine Krise im Vergleich schadlos überstehen würden.

In unserem Beitrag erfährst du zunächst, was ein Stresstest für Banken im Detail ist. Ferner gehen wir darauf ein, wie solche Stresstests durchgeführt werden, welche Arten von Banken-Stresstests es gibt, wie sich der Ablauf gestaltet und was eigentlich passiert, wenn ein Kreditinstitut den Bankenstresstest nicht bestehen sollte.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Stresstest für Banken soll zeigen, ob die entsprechenden Kreditinstitute bei Krisen gewappnet sind
  • Durchgeführt werden Banken-Stresstests beispielsweise von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde, der EBA
  • Bei den Arten der Stresstests unterscheidet man zwischen jährlichen und thematischen Stresstests, wie zum Beispiel einem Klima-Stresstest
  • Jeder Banken-Stresstest läuft nach einem bestimmten Schema ab, an dessen Ende die Bewertung der Ergebnisse steht

Worum handelt es sich bei einem Banken-Stresstest?

Den Begriff Stresstest gibt es schon länger, wobei der Bankensektor erst vor rund 15 Jahren in diese Rubrik vorgestoßen ist. Ein Banken-Stresstest beinhaltet, dass bestimmte negative Szenarien simuliert werden und dann im Rahmen der Ergebnisse beurteilt wird, wie gut ein Institut im Hinblick auf eine mögliche Krise gerüstet ist. Ein Banken-Stresstest simuliert also ein negatives Szenario, das für Institute stets ein Risiko darstellt.

Durch solche Stresstests können sich zum Beispiel die EBA oder die BaFin ein Bild davon machen, wie es mit der wirtschaftlichen und finanziellen Lage des Kreditinstituts bestellt ist. Zudem kann die zuständige Aufsichtsbehörde bestimmte Maßnahmen anordnen, damit die Auswirkungen bei einem zukünftigen Stressszenario positiver bzw. nicht mehr so negativ sind, wie es das aktuelle Ergebnis zeigt.

Hinweis

Banken-Stresstest dienen letztendlich der Sicherheit des Bankensystems. Auf diese Weise können Gefahren frühzeitig erkannt werden. Mitunter werden von den Aufsichtsbehörden Maßnahmen vorgeschrieben, dass zum Beispiel schlecht abschneidende Banken ihre Eigenkapitalquote erhöhen müssen.

Durchführung von Banken-Stresstests

Unter anderem die EBA, die EZB und einige (weitere) Aufsichtsbehörden führen mehr oder weniger regelmäßig Banken-Stresstests durch. Dabei werden entweder einzelne Banken oder die gesamte Branche einem derartigen Stresstest unterzogen. Auf dieser Grundlage wird zwischen zwei unterschiedlichen Arten der Stresstests differenziert, nämlich:

  • Mikro-Stresstest
  • Makro-Stresstest

Bei den Mikro-Stresstests ist in der Regel nur eine Bank betroffen, die das entsprechende Stressszenario mitunter auch bei sich selbst in Eigenregie und somit intern simulieren kann. Aber auch die zuständigen Aufsichtsbehörden, beispielsweise die BaFin, kann solche Stresstests und entsprechende Szenarien für einzelne Institute simulieren.

Kennzeichnend für die Makro-Stresstests ist hingegen, dass diese stets von externer Seite aus durchgeführt werden. Oftmals handelt es sich dabei um die Zentralbanken wie die EZB oder bestimmte Aufsichtsbehörden. Am häufigsten werden Banken-Stresstest von den folgenden Seiten aus durchgeführt:

  • Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA)
  • Europäische Zentralbank (EZB)
  • BaFin
  • Bundesbank

Wie du an dieser Auflistung erkennen kannst, werden Bankenstresstests keineswegs nur in Deutschland durchgeführt, sondern ebenso auf europäischer Ebene.

Dieses Banken werden getestet

Welche Banken einem Stresstest unterzogen werden, ist sehr individuell und hängt auch davon ab, was genau unter welchen Simulations-Bedingungen getestet werden soll. Bei einem relativ aktuellen Banken-Stresstest zum Beispiel haben zum einen die Bundesbank und zum anderen die BaFin in Kooperation gleich rund 1.300 Institute näher unter die Lupe genommen und mit einem entsprechenden Stressszenario konfrontiert.

Dabei ging es vor allen Dingen um die Frage, was jeweils der Plan des Instituts ist, wenn negativen Zinsszenarien eintreten sollten und ein Abschwung stattfindet. Das Ergebnis dieses aktuellen Banken-Stresstest fiel relativ gut aus. Bei den meisten Ergebnissen zu den jeweiligen Instituten konnte festgestellt werden, dass eine großenteils gute Kapitalisierung vorhanden ist. Das bedeutet, dass insbesondere die Kernkapitalquote ausreichend ist.

Arten von Stresstests

Um die Auswirkungen mehrerer Szenarien und entsprechender Risiken möglichst genau aufzeigen zu können, gibt es mittlerweile mehrere Arten von Banken-Stresstests. In erster Linie wird zwischen den jährlichen Stresstests und den sogenannten thematischen Stresstests differenziert, die sich unterschiedlich auf die verschiedenen Kreditinstitute auswirken können.

Wie der Name bereits vermuten lässt, werden jährliche Banken-Stresstests einmal im Jahr durchgeführt. Meistens wird dabei unter anderem versucht festzustellen, um wie viel Prozent sich die Kernkapitalquote verändern würde, wenn bestimmte negative Szenarien durch die Simulation angenommen werden, beispielsweise im Rahmen eines starken Abschwungs der Wirtschaft. Solche jährlichen Stresstests finden in der Regel in der gesamten EU statt und werden allen Dingen von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde und manchmal in Ergänzung zusätzlich von der Europäischen Zentralbank durchgeführt.

Eine etwas andere Art von Banken-Stresstest sind sogenannte thematische Stresstests bzw. Themen-Stresstests. Diese finden nicht unbedingt innerhalb jedes Jahres statt, sondern richten sich nach aktuellen Gegebenheiten aus. Ein Beispiel für einen thematischen Stresstest gibt es ebenfalls relativ aktuell aus dem Jahre 2022, nämlich der von der EZB durchgeführte Klima-Stresstest. Hier wurden exakt 104 bedeutende Banken im Hinblick auf Klimarisiken einer Simulation unterzogen.

Ablauf eines Stresstests

Es gibt für Banken-Stresstests keine einheitliche Regelung, wie der Ablauf stattzufinden hat. Daher können sich die Abläufe auch entsprechend von Test zu Test unterscheiden, was durchaus gewollt ist. Immerhin soll sich der jeweilige Banken-Stresstest immer an das gewünschte Szenario anpassen. Darüber hinaus spielen einige Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel die Größe des Kreditinstitutes oder ein bestimmtes Thema, wie der bereits angesprochene Klima-Stresstest. Daher möchten wir kurz an einem praktischen Beispiel verdeutlichen, wie der Ablauf eines Banken-Stresstests aussehen kann.

Im Fokus stand bei diesem Stresstest für Banken die Frage, wie sich die finanzielle Ausstattung der Kreditinstitute darstellen würde, wenn bestimmte Kreditnehmer ihre Schulden nicht zurückzahlen können. Dazu war innerhalb des Stresstests vorgesehen, dass die Eigenkapitalquote der Kreditinstitute bei acht Prozent liegen sollte. Anders ausgedrückt müssten die Kreditinstitute daher finanziell in der Lage sein, acht Prozent der Risiken mit Eigenkapital abzufangen, also auch entsprechende Kreditausfälle. Auf dieser Grundlage gestaltet sich der Ablauf dann wie folgt:

  1. Risiken in der Bilanz der Kreditinstitute aufgedeckt
  2. Werthaltigkeit der Darlehen bewertet
  3. Simulation im Zuge eines Basisszenarios
  4. Simulation im Zuge eines Krisenszenarios
  5. Ergebnisauswertung
  6. Maßnahmen bei negativem Testergebnis (Nichtbestehen)

Wie du an dem Ablauf erkennst, beinhaltete dieser Stresstest zwei Szenarien, nämlich ein Basis- und ein Krisenszenario. Beim Basisszenario wurden alltägliche Probleme in der Wirtschaft simuliert, während es beim Krisenszenario tatsächlich darum ging, dass es einen deutlichen Abschwung an den Finanzmärkten mit entsprechenden Einbrüchen gab.

Hinweis

Wie ein Stresstest abläuft, wird vom jeweiligen Tester festgelegt. Der prinzipielle Ablauf ist in der Regel sehr ähnlich, denn nach der Feststellung der Risiken wird das Test-Szenario aufgebaut und im Anschluss werden die jeweiligen Ergebnisse analysiert.

Konsequenzen bei Nichtbestehen

Eine sehr wichtige Frage im Rahmen eines Banken-Stresstests ist unter anderem, was eigentlich dem jeweiligen Kreditinstitut für Konsequenzen drohen, das den Bankenstresstest nicht besteht. Die Folge besteht darin, dass die entsprechenden Kreditinstitute ihre Eigenkapitalquote erhöhen müssen. Das Ziel ist es, die zum Beispiel von der EZB vorgegebene Mindesteigenkapitalquote zu erreichen. In dem Zusammenhang haben die betroffenen Kreditinstitute normalerweise im ersten Schritt zwei Wochen Zeit, um gegenüber der EZB oder der Bankenaufsicht zu erklären, wie sie ihre Eigenkapitalquote durch welche Maßnahmen erhöhen möchten.

Im zweiten Schritt haben die Banken dann in aller Regel maximal einen Zeitraum von neun Monaten zur Verfügung, diese Maßnahmen durchzuführen und entsprechend ihre Eigenkapitalquote tatsächlich zu verbessern. Im schlimmsten Fall kann es passieren, dass die Kreditinstitute ihren Geschäftsbetrieb einstellen müssen, sollten sie die geforderte Mindestquote an Eigenkapital nicht erreichen. Grundsätzlich stehen den Kreditinstituten mehrere Möglichkeiten, wie sie ihre Eigenkapitalquote verbessern können, nämlich:

  • Aktien ausgeben (Aktionär:innen sind Inhaber:innen und stellen somit Eigenkapital zur Verfügung)
  • Eigenkapitalähnliche Beteiligungen entgegennehmen
  • Staatshilfen beantragen
  • Kreditanteile verringern
  • Geld von Investor:innen beschaffen

Stresstests nicht immer aussagekräftig

Auf der einen Seite sind Stresstests durchaus ein sehr gutes Mittel, um mögliche Risiken oder sogar eine mögliche Überforderung des Bankensystems aufzudecken, wenn bestimmte negative Szenarien angenommen werden. Auf der anderen Seite gibt es allerdings durchaus Kritik an den Stresstests, da diese nicht immer besonders aussagekräftig sind. Ein Hauptgrund besteht darin, dass häufig nicht alle möglichen Problemstellungen und negative Szenarien in den Test eingebunden und simuliert werden (können). Das gilt in erster Linie für die Themen-Stresstests, da diese sich nur auf ein bestimmtes Thema fokussieren.

Darüber hinaus werden auch bei allgemeinen Banken-Stresstests manche Szenarien nicht mit einbezogen, wie zum Beispiel ein möglicher Ausfall von Staatsanleihen. Anders ausgedrückt heißt das, dass ein Banken-Stresstest nur so aussagekräftig ist wie die Szenarien, die integriert werden. Je vielschichtiger die entsprechenden Simulationen sind und je mehr Probleme einkalkuliert werden, desto größer ist letztendlich die Aussagekraft des Stresstests.

Bedeutung von Banken-Stresstests für Endkund:innen

Für Endkund:innen von Bedeutung sind die Ergebnisse der Banken-Stresstests in den allermeisten Fällen nicht. Ein Problem besteht bereits darin, dass die Szenarien und Ergebnisse den weitaus meisten Kunden zu undurchsichtig sind, weil schlichtweg die Fachkenntnisse fehlen. Selbst bei einem negativen Testergebnis bedeutet das ferner keineswegs automatisch, dass die Einlagen bei dem entsprechenden Kreditinstitut gefährdet wären. Zudem kommt es Privatkunden in erster Linie darauf an, welche Risiken mit der jeweiligen Geldanlage verbunden sind und nicht darauf, wie zum Beispiel die Eigenkapitalquote der entsprechenden Kreditinstitute ist.

Fazit zum Banken-Stresstest

Bei einem Bankenstresstest geht es in erster Linie darum, dass eventuelle Risiken möglichst frühzeitig erkannt werden, damit Banken in einem Krisenszenario nicht in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und entsprechend Rettungsfonds oder gar Steuergelder den finanziellen Schaden ausgleichen müssen. Jährliche Banken-Stresstests werden regelmäßig durchgeführt und immer öfter durch Themen-Stresstest sinnvoll ergänzt. Für Privatkunden sind die Ergebnisse allerdings in der Regel wenig aussagekräftig bzw. kaum relevant, was die Sicherheit der Einlagen beim eigenen Institut angeht.

FAQ: Fragen und Antworten zum Banken-Stresstest

Stresstests: Wie sinnvoll ist er für Banken?

Für die Banken sind Stresstests sehr sinnvoll, da die Institute dadurch ihre eigenen Risiken frühzeitig erkennen können. Auf diese Weise haben die Kreditinstitute die Option, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, insbesondere das Stärken der Eigenkapitalquote.

War der Banken-Stresstest ein Erfolg?

Bei den meisten Banken-Stresstests in den letzten Jahren haben deutsche Kreditinstitute sehr gut abgeschnitten. Ob ein Banken-Stresstest allerdings ein Erfolg ist oder nicht, muss natürlich bei jedem einzelnen Test bewertet werden.

Wer führt einen Stresstest durch?

In der Regel werden Banken-Stresstests von den Aufsichtsbehörden durchgeführt, wie zum Beispiel von der BaFin als Bankenaufsicht. Alternativ oder ergänzend nehmen allerdings auf die Zentralbanken solche Tests vor, also in erster Linie die EZB, manchmal ebenso die Bundesbank.

Was passiert, wenn eine Bank durchfällt?

Sollte ein Kreditinstitut den Banken-Stresstest nicht bestehen, muss in der Regel die Eigenkapitalquote erhöht werden. Geschieht das nicht, kann es in letzter Konsequenz sogar passieren, dass das Kreditinstitut seinen Geschäftsbetrieb einstellen muss.

Welche Folgen hat ein Stresstest für Sparer?

Direkte Folgen gibt es nach einem Banken-Stresstest für Sparer in den weitaus meisten Fällen nicht. Du musst also nicht etwa deine Einlagen umschichten und die Bank wechseln, sollte das Institut nicht so gut abgeschnitten haben. Eine direkte Folge trifft lediglich dann im Extremfall die Sparer, nämlich wenn es die Bank nicht schafft, ihr Eigenkapital zu erhöhen und in letzter Instanz geschlossen wird.

Sercan Kahraman

Veröffentlicht von

Ich bin seit Jahren Privatanleger und bin bei OnlineBanken.com der Projektleiter sowie dafür zuständig, dass die Inhalte im Internet gut gefunden und oft gelesen werden.