Abzinsungspapiere – Wertpapiere ohne laufende Zinszahlung

oliverschoch
| Anzahl Artikel: 102
Letzte Überarbeitung am 19. November 2023
Warum uns vertrauen?
Als Onlinebanken.com möchten wir dir dabei helfen, die für dich beste finanzielle Entscheidung zu treffen und gleichzeitig auch zu wissen, warum du sie getroffen hast. Deswegen findest du bei uns Ratgeberartikel und Testberichte. Unsere Testberichte schreiben wir und schauen dann im Anschluss erst, ob wir eine Provision erhalten können. Deswegen bewerten wir auch Anbieter mit guten Noten, die uns keine Provision auszahlen.

Am Finanzmarkt ist die Auswahl an unterschiedlichen Wertpapieren riesig. Eine Unterscheidung lässt sich danach treffen, in welchem Umfang, wann und ob überhaupt Zinsen beim entsprechenden Wertpapier gezahlt werden. So gibt es eine Gruppe von Wertpapieren, bei denen keine laufenden Zinszahlungen existieren, die sogenannten Abzinsungspapiere.

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns näher mit den Eigenschaften dieser Abzinsungspapiere. Du erfährst unter anderem, was ein Abzinsungspapier ist, wobei es sich um typische Abzinsungspapiere handelt und für welche Anleger:innen solche Wertpapiere besonders geeignet sind.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Abzinsungspapieren gibt es keine laufende Zinszahlung.
  • Typische Abzinsungspapiere sind vor allem der nicht mehr ausgegebene Bundesschatzbrief Typ B, Nullkuponanleihen und bestimmte Sparbriefe mit Abzinsung.
  • Abzinsungspapiere können in steuerlicher Hinsicht interessant sein, weil die Erträge gesammelt am Laufzeitende anfallen.

Was sind Abzinsungspapiere?

Unter Abzinsungspapieren versteht man im Allgemeinen solche Wertpapiere, bei denen Anleger:innen keine laufenden Zinsen erhalten. Nun kann man sich fragen, weshalb Anleger:innen überhaupt in Wertpapiere investieren, wenn es keinen Ertrag dafür gibt. Im Rahmen eines Abzinsungspapiers gibt es jedoch eine Rendite – diese besteht nur nicht in einem laufenden Zinsertrag, wie es sonst üblich ist.

Stattdessen zeichnen sich Abzinsungspapiere dadurch aus, dass Käufer:innen das Wertpapier zu einem verminderten Nennwert erwerben können. Am Laufzeitende wird das Abzinsungspapier allerdings zum vollen Nennwert zurückgezahlt. Exakt aus dieser Differenz zwischen dem verminderten Nennwert beim Kauf und dem vollen Nennwert bei Rückzahlung der Abzinsungspapiere ergibt sich faktisch die indirekte Zinszahlung. Käufer:innen müssen also im Zuge des Erwerbs etwas weniger Kapital einsetzen, als es bei Anleihen mit Zinszahlung und gleichem Nennwert der Fall ist.

Hinweis

Bei Abzinsungspapieren wird zwar kein direkter Zinssatz gezahlt. Einen Ertrag erhalten Anleger:innen dennoch, nämlich in Form der Differenz zwischen dem Kaufbetrag und der späteren Rückzahlungssumme.

Typische Abzinsungspapiere

Aktuell gibt es zwar noch einige, aber vergleichsweise wenig Wertpapiere, die unter die Kategorie der Abzinsungspapiere fallen. So gibt der Bund zum Beispiel mittlerweile keine unverzinslichen Schatzanweisungen mehr aus, da die Schatzanweisung deutlich an Bedeutung verloren hat. Ähnlich verhält es sich im Bereich Finanzierungsschätze, die ebenfalls nicht mehr am Markt anzutreffen sind. Stattdessen sind es in erster Linie noch 3 Wertpapiere, die zu den Abzinsungspapieren gehören, nämlich:

  • Bundesschatzbriefe (Typ B)
  • Sparbriefe mit Abzinsung
  • Nullkuponanleihen

Bundesschatzbriefe des Typs B zählen zwar generell zu den Abzinsungspapieren, werden allerdings mittlerweile nicht mehr in dieser Form ausgegeben. Letztmalig endete die Laufzeit der Bundesschatzbriefe Typ B im Jahr 2019. Faktisch gibt es die Bundesschatzbriefe Typ B als Abzinsungspapiere also nicht mehr.

Neben diesen nicht mehr erhältlichen Bundesschatzbriefen bleiben also aktuell noch 2 typische Abzinsungspapiere übrig. Zum einen handelt es sich dabei um Sparbriefe, die allerdings nicht prinzipiell Abzinsungspapiere sind. Hier kommt es auf die Ausgestaltung an, da Banken unterschiedliche Varianten von Sparbriefen im Angebot haben, nämlich:

  • Sparbriefe mit laufender Verzinsung
  • Aufgezinste Sparbriefe
  • Abgezinste Sparbriefe

Zum anderen sind die sogenannten Nullkuponanleihen, häufig auch als Zerobonds bezeichnet, ein weiteres typisches Abzinsungspapier. Auch hier zahlen Anleger:innen beim Kauf einen verminderten Nennwert. Zurückgezahlt werden die Zerobonds jedoch in vollem Umfang, sodass sich daraus der Ertrag der Käufer:innen ergibt.

Hinweis

Typisch für Abzinsungspapiere, die oft auch als Diskontpapiere bezeichnet werden, ist der fehlende Zinsschein. Heutzutage gibt es nur noch 2 aktive Abzinsungspapiere: Zerobonds und bestimmte Sparbriefe.

Für welche Anleger:innen sind Abzinsungspapiere geeignet?

Bei manchen Anleger:innen sind Abzinsungspapiere zwar beliebt, dennoch ist diese Form eines Wertpapiers aber nicht grundsätzlich für alle Kund:innen geeignet. In erster Linie werden Abzinsungspapiere per Definition solchen Anleger:innen empfohlen, die relativ konservativ eingestellt sind und dementsprechend nur ein geringes Risiko mit ihrem Investment eingehen möchten. Da es hierbei zwar keine Zinssätze gibt, aber beim Kauf bereits feststeht, welcher Ertrag generiert werden kann, sind Abzinsungspapiere gut für konservative Anleger:innen geeignet.

Darüber hinaus eignen sich Abzinsungspapiere nur für solche Anleger:innen, die zwar sicher investieren möchten, aber dabei auf eine höhere Rendite verzichten können. In der Regel fallen die Erträge bei Abzinsungspapieren nämlich etwas geringer aus als bei gewöhnlichen Anleihen, die mit einer Zinszahlung ausgestattet sind.

Besonders interessant sind die abgezinsten Wertpapiere allerdings für bestimmte Anleger:innen, die momentan und vielleicht auch in den nächsten Jahren bereits ihren Freistellungsauftrag ausgeschöpft haben. Da bei Abzinsungspapieren keine laufende Zinszahlung anfällt, sondern die Erträge erst bei Rückzahlung durch die Emittent:innen zu versteuern sind, kann dies einen steuerlichen Vorteil bringen.

Hast du nämlich am Ende der Laufzeit noch einen ausreichenden Freistellungsauftrag mit genügend freien Kapazitäten, musst du eventuell die indirekte Gutschrift nicht versteuern. Im Überblick sind Abzinsungspapiere demnach vor allem für folgende Investor:innen interessant:

  • konservative und sicherheitsbewusste Investor:innen
  • Anleger:innen, die eine geringere Rendite in Kauf nehmen
  • Investor:innen, für welche die einmalige Versteuerung der Erträge am Laufzeitende vorteilhaft ist
Hinweis

Abzinsungspapiere sind insbesondere für konservative Anleger:innen interessant. Darüber hinaus sind sie für Kund:innen sehr gut geeignet, die – aus verschiedenen Gründen – in steuerlicher Hinsicht davon profitieren, wenn der Ertrag in einer Summe am Laufzeitende steuerpflichtig wird.

Steuern – Abzinsungspapiere

Abzinsungspapiere können deshalb steuerlich von Vorteil sein, weil keine laufende Zinszahlung erfolgt und damit nicht – anders als bei gewöhnlichen Anleihen – Jahr für Jahr die anfallenden Erträge zu versteuern sind. Stattdessen werden die Erträge in Form der Differenz zwischen dem verminderten Nennbetrag und dem dann in vollem Umfang zurückgezahlten Nennwert des Wertpapiers erst bei Fälligkeit des Papiers steuerpflichtig.

Womöglich hast du also in Kombination mit anderen Anlageformen die Gelegenheit, deine Anlagen und Erträge so zu steuern, dass bei Fälligkeit der Abzinsungspapiere noch genug Freiraum innerhalb des Sparerpauschbetrags vorhanden ist, sodass du im besten Fall keine Abgeltungssteuer für die Erträge zahlen musst.

Fazit

Mittlerweile gibt es nur noch wenige aktive Abzinsungspapiere am Markt. In den meisten Fällen handelt es sich dabei entweder um Zerobonds oder um bestimmte Sparbriefe. Besonders interessant sind Abzinsungspapiere für Anleger:innen, die von den steuerpflichtigen Erträgen am Laufzeitende profitieren möchten, weil sie dann noch genügend Freiraum innerhalb des Sparerpauschbetrags haben.

In Bezug auf Abzinsungspapiere solltest du jedoch wissen, dass die Erträge oft geringer ausfallen als bei Anleihen mit einer laufenden Zinszahlung. Im Gegenzug genießt du eine etwas höhere Sicherheit, auch was den exakten Zeitpunkt der Rückzahlung und die damit einhergehende Ertragszahlung angeht.

FAQ: Fragen und Antworten zu Abzinsungspapieren

Für wen sind Abzinsungspapiere geeignet?

Abzinsungspapiere sind für eine bestimmte Gruppe von Anleger:innen geeignet. Diese sind in der Regel konservativ und damit sicherheitsbewusst, legen nicht unbedingt Wert auf überdurchschnittliche Erträge und profitieren steuerlich eventuell von der Tatsache, dass die Erträge bei Abzinsungspapieren nur einmalig und in einer Summe steuerpflichtig werden.

Was ist ein Abzinsungspapier?

Als Abzinsungspapiere werden solche Wertpapiere bezeichnet, bei denen keine laufende Zinszahlung stattfindet. Stattdessen besteht der Ertrag für die Anleger:innen aus der Differenz zwischen dem verminderten Nennwert beim Kauf und der Rückzahlung der Wertpapiere zum vollen Nominalwert.

Was sind Aufzinsungspapiere?

Aufzinsungspapiere sind das exakte Gegenteil von Abzinsungspapieren. In diesem Fall gibt es ebenfalls keine laufende Zinszahlung, sondern stattdessen erfolgt die Zinsgutschrift in einer Summe für die gesamte Laufzeit, nämlich bei Fälligkeit des Aufzinsungspapiers. Anleger:innen kaufen Aufzinsungspapiere also zum Nennwert und die Rückzahlung erfolgt ebenfalls zum Nennwert, dann allerdings inklusive aller angesammelten Zinsen.

Weitere Wissensartikel für dich:

Oliver Schoch

Veröffentlicht von

Als gelernter Bankkaufmann habe ich mich 2008 als Finanz-Journalist selbstständig gemacht. Seitdem verfasse ich nun in Vollzeit als Freiberufler nahezu ausnahmslos Beiträge zu Finanz- und Wirtschaftsthemen, wie Börse, Aktien, Geldanlage, Vermögensaufbau, Versicherungen und Finanzierungen. Zu meinem Repertoire zählen u.a. Ratgeber, Fachtexte, News, Blogbeiträge und eBooks.