Was sind Ratingagenturen?

thomasbaer
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Letzte Überarbeitung am 19. November 2023
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Ratingagenturen werden insbesondere seit der Finanz- sowie der Euro-Krise verstärkt öffentlich wahrgenommen. Den 3 großen Ratingagenturen wurde vorgeworfen, dass sie Mitverursacher der Krisen waren. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns damit, wie Ratingagenturen funktionieren und welche in Deutschland vertreten sind.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ratingagenturen sind private Unternehmen, die die Kreditwürdigkeit von Schuldtiteln und deren Emittenten bzw. das Kreditrisiko eines Unternehmens, Landes oder Finanzprodukts bewerten.
  • Die jeweils von den Unternehmen aufgestellten Ratings werden an den Kapitalmärkten als Benchmarks für Investitionsentscheidungen herangezogen.
  • Die US-Ratingagenturen Moody's, Standard & Poor's Global Ratings und Fitch Ratings werden auch die „Big Three“ genannt, denn sie vereinnahmen rund 95 Prozent des globalen Ratings.
  • Ratingagenturen gerieten im Zuge der Immobilienkrise 2007 und der Euro-Schuldenkrise 2010 wegen fehlerhafter Ratings für hypothekenbesicherte Wertpapiere in die Kritik.
  • Ratingagenturen für Anleihen erfüllen seit Jahrzehnten wertvolle Funktionen für Anleger:innen – trotz der Kritik zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Was sind Ratingagenturen?

Ratingagenturen bewerten abhängig vom jeweiligen Geschäftsmodell die Finanzkraft von Unternehmen aus allen Branchen, Staaten, Kommunal- und Landesregierungen, Finanzgesellschaften, Fonds, strukturierten Finanzprodukten oder gemeinnützigen Organisationen. Sie möchten aufzeigen, ob Schuldner Tilgungs- und Zinszahlungen leisten können. Für ihre Kreditanalysen nutzen die Agenturen Ratings und Risikoanalysen.

Das einem bestimmten Schuldtitel zuerkannte Rating spiegelt das Vertrauen einer Agentur in die Zahlungsfähigkeit jeweiliger Kreditnehmer bzw. Emittenten der Schuldtitel wider. Das Ergebnis des Ratings lässt sich als direktes Maß für die Ausfallwahrscheinlichkeit interpretieren.

Jede Ratingagentur verwendet bei der Darstellung ihrer Bewertungsergebnisse eindeutige buchstabenbasierte Scores. Damit wird angezeigt, ob ein Schuldtitel eine niedrige oder hohe Ausfallwahrscheinlichkeit aufweist und wie es um die finanzielle Stabilität des jeweiligen Emittenten bestellt ist.

Hinweis

Die Tätigkeit von Ratingagenturen unterliegt der Aufsicht staatlicher Finanzbehörden. In der Europäischen Union ist das die ESMA, in den USA die SEC, in Großbritannien die FCA und in Deutschland die BaFin.

Erste Ratingagenturen nach heutigem Vorbild

Die Anfänge der Ratingagenturen reichen bis ins Jahr 1868 zurück. Damals veröffentlichte Henry Varnum Poor eine Art Rating für Investor:innen der Eisenbahngesellschaften. Das Unternehmen schloss sich 1916 mit dem Standard Statistics Bureau zusammen, wodurch die Standard and Poor’s Corporation entstand.

Mit dem systematischen Rating der US-amerikanischen Eisenbahngesellschaften wurde im Jahr 1909 begonnen. Dies lag zunächst in den Händen des von John Moody gegründeten Agenturunternehmens Moody’s Investors Service. Die dritte US-Ratingagentur Fitch Ratings begann 1924 mit dem Veröffentlichen von Finanzstatistiken in Form von Ratings. Neben dem Rating für Eisenbahnkredite folgte bis zum Jahr 1929 die Bewertung weiterer Objekte. Die Agenturen begannen, Staatsanleihen verschiedener Länder mit einem Rating zu versehen.

Bereits 1935 legte die US-Bankenaufsicht verbindliche Regelungen zur Nutzung externer Ratings für bestimmte Arten von Bankgeschäften fest. Im Jahr 1975 erwirkte die US-Börsenaufsicht, dass die allgemeine Begutachtung von Unternehmen vor ihrer Zulassung für den Kapitalmarkt einzig durch die Ratingagenturen vorgenommen werden konnte.

Erste Versuche, den US-Ratingagenturen in Europa etwas gleichwertiges entgegenzusetzen, gab es 1988. Die von der Deutschen Bank gestartete Initiative für eine europäische Agentur scheiterte aufgrund der Marktdominanz der etablierten US-Agenturen.

Zu den in Europa anerkannten Ratingagenturen gehören seit 2006 Creditreform Rating für ausgewählte Marktsegmente und seit 2010 Euler Hermes (jetzt Scope Hamburg GmbH). Das Geschäft von Creditreform und Scope Hamburg besteht in der Bewertung der Bonität von Unternehmen sowie qualitativ hochwertigen Unternehmens- und Projektratings.

Hinweis

Seit 2022 ist die Scope Ratings GmbH (vormals Scope Ratings AG & PSR Rating GmbH) als europäische Ratingagentur anerkannt. Sie übernimmt im Auftrag der Europäischen Kommission die Bewertung aller EU-Anleihen und weiterer EU-Finanzinstrumente.

Aufgaben einer Ratingagentur

Auf Verbraucherebene finden die Ratings der Agenturen bei Banken Verwendung. Sie nutzen diese bei der Bestimmung der Risikoprämie für Kredite und Anleihen. Ein Darlehen mit schlechter Bonität wird mit einer höheren Risikoprämie ausgestattet. Das spiegelt sich in der Erhöhung der Zinsen wider, die Personen und Unternehmen mit niedriger Bonität berechnet werden. Eine gute Bonität macht es Kreditnehmer:innen einfacher, sich Geld von einer Bank oder vom öffentlichen Schuldenmarkt zu einem geringeren Zinssatz zu leihen.

Unternehmen, die eine Wertpapieremission starten möchten, benötigen eine Ratingagentur, damit diese ihre Schulden bewertet. Ratingagenturen wie Fitch, Moody's und Standard & Poor's bieten einen entsprechenden Service gegen Gebühr an. Anleger:innen gehen von der Zuverlässigkeit dieser Ratings aus und treffen auf dieser Basis die Entscheidung, ob sie Wertpapiere bestimmter Unternehmen kaufen.

Auch auf Länderebene ziehen Anleger:innen für ihre finanziellen Entscheidungen die Bewertungen der Ratingagenturen zurate. Weltweit geben Länder Wertpapiere aus, die sie auf dem internationalen Markt verkaufen. Eine gute Bonität sichert nicht nur günstige Zinsen, sondern auch den Zugang zu stabil agierenden Investor:innen. Bei einem niedrigen Kreditrating oder der Herabstufung eines Landes auf ein weniger gutes Rating verteuert sich die Kreditaufnahme. Möglicherweise werden Anleger:innen dadurch vom Kauf der Anleihen des Landes abgehalten.

Die wesentlichste Aufgabe von Ratingagenturen besteht in der Bewertung von Unternehmen und Staaten hinsichtlich ihrer Bonität. Außerdem bewerten sie die Sicherheit von Wertpapieren im Ratingprozess. Potenzielle Kreditgeber können anhand dieser Grundlage ermessen, was die wahrscheinliche Sicherheit bezüglich der zu leistenden Rückzahlungen ist.

Hinweis

Neben Ratingagenturen bietet auch eine Vielzahl von Analyst:innen der Banken, Vermögensverwaltungen und Finanzjournalist:innen Ratings an, die von guter Qualität sind. Dennoch gelten die Ratings der führenden Agenturen als zuverlässiger und genauer, da diese Zugang zu Informationen haben, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.

So funktioniert das Rating

Die Ratingagenturen haben unterschiedliche Verfahren zur Bewertung der verschiedenen Schuldnertypen (Unternehmen, Staaten, Finanzinstrumente) entwickelt. Die allgemeine Vorgehensweise beim Rating ist wie folgt:

  • Am Anfang des Ratingprozesses steht der Auftrag eines Emittenten oder Kreditnehmers.
  • Die Ratingagentur erhält den Auftrag, die Kreditwürdigkeit des Schuldners zu prüfen.
  • Zu nutzen sind dabei sowohl öffentlich als auch nicht öffentlich zugängliche Unternehmensinterna.
  • Eine Ratingempfehlung wird abschließend durch ein Rating-Komitee entschieden. Nach Genehmigung des Auftraggebers wird sie veröffentlicht.

Die Ratings für S&P und Moody's von der höchsten zur niedrigsten Rating-Kategorie mit „Investment Grade“ sind AAA/Aaa, AA+/ Aa1, AA/Aa2, AA-/Aa3, A+/A1, A/A2, A-/A3, BBB+/Baa1, BBB/Baa2 und BBB-/Baa3.

  • AAA/Aaa: Schuldner mit höchster Bonität, Ausfallrisiko längerfristig quasi nicht vorhanden
  • AA+/ Aa1, AA/Aa2, AA-/Aa3: Sichere Anlage, Ausfallrisiko kann vernachlässigt werden, auf lange Sicht ist es etwas schwerer einzuschätzen
  • A+/A1, A/A2, A-/A3: Sichere Anlage, sofern keine unvorhergesehenen Ereignisse die Gesamtwirtschaft oder die Branche beeinträchtigen
  • BBB+/Baa1, BBB/Baa2, BBB-/Baa3: Durchschnittlich gute Anlage, bei Verschlechterung der Gesamtwirtschaft ist mit Problemen zu rechnen

Alle niedrigeren Ratings weisen auf eine spekulative, hochspekulative oder extrem riskante Anlage hin. Teilweise oder vollständige Zahlungsausfälle sind dann wahrscheinlich. Ein C-Rating steht für die hohe Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls. Ein D-Rating deutet auf einen teilweisen oder vollständigen Zahlungsausfall hin.

Die von Ratingagenturen aufgestellten Bewertungen basieren vorrangig auf der Bonität des Emittenten bzw. Versicherers. Dieses Rating lässt direkte Schlüsse über eine Ausfallwahrscheinlichkeit zu.

Hinweis

Die Mehrzahl der Ratings von Sekundär-Agenturen lag in der Vergangenheit beim selbem Schuldner eine oder zwei Ratingstufen neben der Bewertung von mandatierten und umfassender informierten Agenturen. Obwohl eine Vielzahl unterschiedlicher Rating-Methoden eingesetzt wird, bewegen sich die Resultate verschiedener Agenturen in einem engen Rahmen.

Trotz Vielfalt dominieren 3 Unternehmen den Ratingmarkt

Weltweit dürfte es Schätzungen zufolge rund 140 Ratingagenturen geben. Trotzdem wird der Ratingmarkt von nur drei dominanten Anbietern kontrolliert. Einige weitere Agenturen haben ihre Nische gefunden, indem sie sich beispielsweise auf bestimmte Regionen, Länder, Branchen oder Produkte spezialisiert haben. In China gibt es zahlreiche inländische Ratingagenturen, die lediglich dort einen hohen Stellenwert einnehmen. Eine weltweite Anerkennung dieser Agenturen ist so gut wie nicht vorhanden.

Die 3 großen Ratingagenturen: Fitch, Moody's und S&P

In der Anleihen- und Kredit-Ratingbranche gibt es drei bedeutende Agenturen, die daher auch als die „Big Three credit rating agencies“ bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um die Unternehmen Fitch, Moody's und S&P, die rund 95 Prozent des globalen Ratinggeschäfts kontrollieren.

S&P und Moody's sind in den USA ansässig und decken 80 Prozent des internationalen Marktes ab. Fitch verfügt über je einen Firmensitz in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien und beherrscht etwa 15 Prozent des globalen Marktes.

Die US-Finanzbehörde SEC (Securities and Exchange Commission) stufte die drei großen Agenturen 1975 als NRSRO (Nationally Recognized Statistical Rating Organizations) ein.

Wer sind die Eigentümer der Ratingagenturen?

Erhebliche Anteile an Moody's halten die Vermögensverwaltungen Berkshire Hathaway Inc. (13,44 Prozent), American Century Disciplined Growth Fund (8,31 Prozent) und The Vanguard Group (7,37 Prozent).

Über große Beteiligungen an S&P Global Ratings verfügen Vanguard Group, Inc. (8,42 Prozent), State Street Corp. (4,65 Prozent) und The Vanguard Group, Inc. (3,32 Prozent). Die Top 10 Anteilseigner bei Moody's und S&P Global halten mehr als 30 Prozent an der Ratingagentur.

Fitch Rating ist eine Tochter von Hearst Communications, einem multinationalen Konglomerat für Massenmedien und Geschäftsdaten, welches sich in Privatbesitz befindet.

Ratingagenturen international: USA, Europa & Deutschland

Ratingagenturen mit SEC-Zulassung in den USA

Eine Registrierung und offizielle Zulassung der SEC für Geschäftsaktivitäten in den USA haben im Oktober 2022 zehn Ratingagenturen. Diese besitzen den Status als NRSRO (Nationally Recognized Statstical Rating Organisations).

US-Ratingagenturen mit SEC-Zulassung im Überblick:

  • A.M. Best Rating Services, Inc.
  • DBRS Morningstar, Inc.
  • Demotech, Inc.
  • Egan-Jones Ratings Company
  • Fitch Ratings, Inc.
  • HR Ratings de México, S.A. de C.V.
  • Japan Credit Rating Agency, Ltd.
  • Kroll Bond Rating Agency, Inc.
  • Moody's Investors Service, Inc.
  • S&P Global Ratings

DBRS Morningstar ist die weltweit viertgrößte Ratingagentur. Das kanadische Unternehmen ist in mehreren Anlageklassen in Kanada, Europa und den USA marktführend. Das Ratingportfolio umfasst weltweit mehr als 3.000 Emittenten und 60.000 Wertpapiere.

Ratinggesellschaften in Europa mit Zulassung der ESMA

Bei der EU-Finanzbehörde ESMA sind 32 Ratingagenturen registriert und zugelassen (Stand Oktober 2022). Die großen drei Ratingkonzerne Fitch, Moody's und S&P sind mit verschiedenen Landesgesellschaften vertreten:

  • Moody's – Spanien, Großbritannien und Italien
  • Fitch – Irland
  • S&P – Frankreich und Irland

Eine ESMA-Zulassung besitzen außerdem HR Ratings Mexico und Japan Credit Rating Agency, Ltd.

Deutsche Ratingagenturen mit ESMA-Zulassung im Überblick:

  • Scope Hamburg GmbH
  • Creditreform Rating AG
  • Scope Ratings GmbH
  • GBB-Rating
  • ASSEKURATA
  • Expert RA GmbH
  • Expert RA GmbH
  • DBRS Ratings GmbH

Neben diesen europaweit agierenden Ratinggesellschaften gibt es zahlreiche weitere nationale Agenturen. Zu diesen in Deutschland tätigen Unternehmen zählen die SCHUFA, Bürgel, Deltavista oder infoscore.

Der Fokus der nationalen Agenturen liegt auf dem Scoring natürlicher und juristischer Personen. Sie befassen sich im Allgemeinen nicht mit dem Rating von Wertpapieren oder Volkswirtschaften.

Kritik an Ratingagenturen

Im Zusammenhang mit der globalen Finanzkrise von 2008 wurden besonders die beiden führenden Ratingagenturen S&P Global und Moody's für Fehlentscheidungen bei der Bewertung von Schulden kritisiert. Sie hatten Finanzinstrumenten gute Bonitäten verliehen, die sich im Nachhinein als risikoreiche Investitionen erwiesen. Häufig erhielten diese ein Rating der höchsten Bonitätskategorie AAA.

Der Fehler der Ratingagenturen bestand darin, Risiken nicht in ausreichendem Maß identifiziert und bewertet zu haben, sodass Anleger:innen in der Annahme eines sicheren Investments blindlings u.a. in hypothekenbesicherte Wertpapiere und weitere verschachtelte Wertpapierkonstruktionen investierten. An den Ratings für die Kredite vom US-Immobilienmarkt (Subprime) hatten die Agenturen kräftig mitverdient.

Kritik an den Ratingagenturen wurde nicht zuletzt wegen möglicher Interessenkonflikte laut. Ratingagenturen lassen sich ihre Dienste von den Emittenten von Wertpapieren bezahlen. Würden Agenturen sehr niedrige Ratings für Wertpapiere vergeben, dürfte sich dies kontraproduktiv auf sie auswirken. Die Agentur ist auf das Geld der Emittenten angewiesen, um die Gehälter ihres Personals zu bezahlen.

Hinweis

Tatsache ist, dass die Eigentümer der Agenturen Unternehmens- und Staatsanleihen sowie andere Wertpapiere, die von eigenen Agenturen bewertet werden, in großem Stil kaufen und verkaufen. Es ist daher kaum anzunehmen, dass Analyst:innen eigene Anteilseigner negativ bewerten.

Folgenlose Fehlurteile von Ratingagenturen

Ratingagenturen sehen sich nicht als Berater, obwohl sie objektive Urteile über die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Staaten abgeben. Bei ihren Ratings handelt es sich um eine unverbindliche Meinungsäußerung. Eine Haftung ist damit nicht verbunden.

Fehlurteile von Ratingagenturen im Überblick

Emittenten-Ratings: Enron in 2001, Worldcom in 2002, Thyssen-Krupp in 2003
Emissions-Ratings: US-Immobilienkrise 2007, Weltfinanzkrise 2008
Länder-Ratings: Asienkrise 1997 / 1998, Europäische Schuldenkrise 2010

Ratings sind ein fester Bestandteil des Regelwerks des Finanzmarkts, wovon sich eine weitgehende Verbindlichkeit ableiten lässt. Bisher haben US-Regierungen und Richter:innen Fehlbewertungen der Ratingagenturen meist als Meinungsäußerungen abgetan – und diese sind frei von Strafe.

Ratingagenturen müssen nur im Fall einer nachweisbaren Falschbewertung mit einer Strafe rechnen. Allerdings müssten Kläger dazu beweisen können, dass eine Ratingagentur eine Bewertung frei abgegeben hat, ohne eigene Analysen oder Tatsachen zu berücksichtigen.

Fazit

Ratingagenturen stellen einen festen Bestandteil des Regelwerks des Finanzmarkts dar, wobei sich der Ratingmarkt auf die drei große Agenturen Moody's, Fitch und S&P konzentriert. Der mangelnde Wettbewerb trägt dazu bei, dass sich die Wahrscheinlichkeit von Fehlurteilen erhöht. Ratings werden von den jeweiligen Emittenten in Auftrag gegeben und bezahlt, was gewisse Abhängigkeiten und den Verlust von Objektivität mit sich bringt.

Ratingagenturen leben von ihrem Ruf. Sie dürfen sich bei der Vergabe eines Ratings keine nachweislichen Fehler erlauben, da so ihre Integrität und Glaubwürdigkeit gefährdet würde. Fehlurteile in der Vergangenheit hatten für die Agenturen keine Folgen, da sie nicht als Berater agieren, sondern nur ihre Meinung kundtun.

Ratingagenturen tragen zum Funktionieren der Kapital- und Finanzmärkte bei. Durch ihre Risikoeinschätzungen wirken sie der Unsicherheit in den Märkten entgegen und tragen zur Stabilität des Finanzsystems bei. Die Agenturen besitzen die Macht, durch eine schlechte Bewertung zur Instabilität von Regierungen beizutragen und Finanzmärkte in Turbulenzen zu versetzen.

FAQ: Fragen und Antworten zu Ratingagenturen

Was macht eine Ratingagentur?

Ratingagenturen sind auf Gewinn ausgerichtete Privatunternehmen. Sie bewerten zum einen die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Staaten. Zum anderen beurteilen sie Fonds und andere Wertpapiere sowie Organisationen. Ihr Rating bildet die Grundlage für Konditionen der Geldleihe durch Konzerne, Banken oder Staaten auf den Kapitalmärkten. Eine hohe Einstufung hält die Zinsen niedrig. Eine Herabstufung bedeutet für potenzielle Schuldner, dass sie Geld nur zu höheren Zinsen am Kapitalmarkt leihen können.

Warum gibt es Ratingagenturen?

Ratingagenturen gibt es seit 150 Jahren. Ihr Zweck ist die Bewertung der Kreditwürdigkeit von Firmen und Staaten. Mittlerweile sind die Ratings fest im Regelwerk des Finanzmarkts verankert. In den USA müssen Unternehmen, die an die Börse streben, die Bewertung einer zugelassenen Ratingagentur vorweisen. Aus dieser Forderung der US-Börsenaufsicht lässt sich durchaus eine Verbindlichkeit ableiten.

Wie funktionieren Ratingagenturen?

Ratingagenturen bewerten die finanzielle Stabilität und Kreditwürdigkeit von Schuldtiteln. Ihre Ergebnisse halten sie in Form von eindeutigen Buchstabenkombinationen fest. AAA (Tripple A) steht für die beste Bewertung. Diese bescheinigt dem Unternehmen oder dem Staat eine sehr gute Bonität und ein geringes Ausfallrisiko. Ein D-Rating bedeutet, dass es schlecht um die Zahlungsfähigkeit steht. Es markiert zugleich das niedrigste Rating.

Welche Ratingagenturen gibt es?

Die bekanntesten Ratingagenturen sind die drei US-Unternehmen S&P Global Ratings, Fitch Ratings und Moody's Investors Service. Eine wichtige Rolle bei der Bewertung von Staaten, Unternehmen und Finanzprodukten innerhalb der EU spielen die kanadische DBRS und die deutsche Agentur Scope Ratings. 

Welche Ratingagenturen gibt es in Deutschland?

In Deutschland gibt es acht EU-weit zugelassene Ratingagenturen wie Scope Hamburg GmbH, Creditreform Rating AG, Scope Ratings GmbH, Moody's Deutschland GmbH und DBRS Ratings GmbH. Hinzu kommen weitere national ausgerichtete Agenturen wie die SCHUFA, Bürgel und infoscore.

Wie viele Ratingagenturen gibt es?

Weltweit gibt es an die 140 Ratingagenturen. In Europa sind es über 30. In Deutschland haben acht Ratingagenturen mit ESMA-Zulassung ihren Firmensitz.

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Thomas Detlef Bär

Veröffentlicht von

Als studierter Ökonom habe ich mich jahrelang in erster Linie mit betriebswirtschaftlichen Problemen befasst. Seit mehr als zehn Jahren sehe ich meine Berufung darin, Wissen und Erfahrungen rund um private Finanzen aufzubereiten und in Ratgeberform zu vermitteln.