Bollinger Bänder

thomasbaer
| Anzahl Artikel: 75
Letzte Überarbeitung am 4. August 2023
Warum uns vertrauen?
Als Onlinebanken.com möchten wir dir dabei helfen, die für dich beste finanzielle Entscheidung zu treffen und gleichzeitig auch zu wissen, warum du sie getroffen hast. Deswegen findest du bei uns Ratgeberartikel und Testberichte. Unsere Testberichte schreiben wir und schauen dann im Anschluss erst, ob wir eine Provision erhalten können. Deswegen bewerten wir auch Anbieter mit guten Noten, die uns keine Provision auszahlen.

Bollinger Bänder helfen Trader:innen beim Erkennen von starken, kurzfristigen Preisbewegungen und beim Identifizieren potenzieller Ein- und Ausstiegspunkte, auf deren Basis Long- oder Short-Positionen eröffnet werden. Was Bollinger Bänder sind und wie du den Indikator für dein Trading nutzen kannst, erfährst du im nachstehenden Ratgeber.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bollinger Bänder sind ein technisches Analysetool, benannt nach deren Erfinder John Bollinger. Verwendet werden sie in allen Märkten von Aktien über Währungen bis Futures.
  • Bei Bollinger Bändern handelt es sich um einen Trendfolge-Indikator, der Anleger:innen auf Trendveränderungen hinweist und durch das Generieren von Überverkauft- oder Überkauft-Signalen potenzielle Ein- und Ausstiegspunkte anzeigt.
  • Bollinger Bänder bestehen aus 3 Linien: dem oberen und dem unteren Bollinger Band sowie einem mittleren Band (einfacher gleitender Durchschnitt).
  • Die Bollinger Bänder basieren auf dem gleitenden 20-Tage-Durchschnitt, dessen Berechnung jede gute Handelsplattform übernimmt.
  • Ein ständiges Berühren des oberen Bollinger Bandes durch den Preis kann der Hinweis für ein Überkauft-Signal sein, während ein regelmäßiges Berühren des unteren Bandes für ein Überverkaufen spricht.

Was sind die Bollinger Bänder?

Die Bollinger Bänder sind ein technischer Indikator, der Mitte der 1980er-Jahre von Wallstreet-Händler und Analyst John Bollinger konzipiert wurde. Verwendet wird dieser zum Messen der Volatilität eines Marktes und zum Identifizieren überkaufter oder überverkaufter Bedingungen. In den ersten Jahren nach der Entwicklung dieses Indikators wurde er für die Analyse beim Handel mit Aktien eingesetzt. Erst später kamen weitere Werte wie Forex und CFDs hinzu. Bollinger Bänder erfreuen sich großer Beliebtheit bei Trader:innen und werden in allen Märkten von Aktien bis Währungen angewandt.

Allgemein ausgedrückt lässt sich anhand dieses Tools ablesen, ob sich der Markt ruhig verhält oder sich in starker Bewegung befindet. Wenn der Markt ruhig ist, verengen sich die Bänder. Kommt es zu einem Ausdehnen der Bänder, spricht das für hohe Volatilität am Markt.

Integriert in ein Charting-Tool, ist der Indikator in der Lage, Veränderungen der Volatilität grafisch darzustellen.

Bei privaten und professionellen Händler:innen werden Bollinger Bänder aus verschiedenen Gründen angewandt:

  • Bestimmung überkaufter und überverkaufter Preisbereiche
  • Bestätigen von Abweichungen zwischen Preisen und Indikatoren
  • Vorhersagen von Preiszielen

Mithilfe dieses Indikators versuchen Investor:innen den Trend eines Basiswertes zu erkennen, um sich entsprechend darauf einzustellen.

Hinweis

Die Popularität der Bollinger Bänder erklärt sich durch die einfache Handhabung. Sie lassen sich auf Handelsplattformen oder innerhalb einer Trading-Software wie andere Indikatoren zu einem Chartbild hinzufügen. Möglich sind zudem Anpassungen hinsichtlich der Anzahl der Perioden (1 Tag, 1 Stunde, 5 Minuten etc.) im gleitenden Durchschnitt sowie der Menge der Abweichungen.

Berechnung der Bollinger Bänder

Wir gehen kurz darauf ein, wie das Berechnen der Bollinger Bänder funktioniert. Dies wird allerdings in der Regel von den jeweiligen Handelsplattformen beim Broker oder Depotanbieter erledigt.

Die Bollinger Bänder setzen sich aus 3 Grafiklinien zusammen, welche sehr häufig auf einen Wertpapierpreis gelegt werden – das sind im Einzelnen das untere, das obere sowie das mittlere Band. Diese basieren auf dem 20 Tage gleitenden Durchschnitt. In den Medien wirst du in diesem Zusammenhang auf das Kürzel „SMA“ stoßen. SMA steht für „Simple Moving Average“ und heißt ins Deutsche übertragen „gleitender Durchschnitt“. Hiermit wird das mittlere Band bezeichnet. Für das obere und untere Band werden die Begriffe „Entry Band“ bzw. „Exit Band“ verwendet.

Bei kurzfristiger Betrachtung kann ein gleitender 10-Tage-Durchschnitt, bei langfristiger Analyse ein gleitender 50-Tage-Durchschnitt bei der Berechnung zum Einsatz kommen. Mittels der Standardabweichung werden das obere sowie das untere Bollinger Band berechnet.

Das Erkennen von Trends ist innerhalb der höheren Zeiteinheiten einfacher. Investor:innen und Swingtrader:innen nutzen meist höhere Zeiteinheiten als auf kurzfristige Trends konzentrierte Trader:innen. Die Periodeneinstellung der Bollinger Bänder beim Scalping oder Daytrading beträgt meist 1 Tag, 1 Stunde oder 5 Minuten.

Bollinger Bänder berechnen

Schritt 1: Berechnung des einfachen gleitenden Durchschnitts des betreffenden Wertpapiers unter Verwendung eines 20-Tage-Zeitraums. Ein gleitender 20-Tage-Durchschnitt bezieht sich auf die durchschnittlichen Schlusskurse innerhalb einer Periode von 20 Tagen.

Schritt 2: Ermittlung der Standardabweichung des Wertpapierpreises. Die Standardabweichung misst den Abstand der Zahlen von einem Durchschnittswert.

Schritt 3: Berechnung des oberen und des unteren Bandes mithilfe der Bollinger-Formel: Das obere bzw. untere Band entsteht, indem der 20-tägige einfache gleitende Durchschnitt mit der 20-Tage-Standardabweichung multipliziert mit 2 addiert bzw. subtrahiert wird.

So funktionieren die Bollinger Bänder

  • Verengen sich die Bollinger Bänder während eines Zeitraums niedriger Volatilität (auch als Squeeze bezeichnet), steigt die Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen stärkeren Preisbewegung in beide Richtungen. Das kann zu einer Änderung des Trends führen. Händler:innen müssen beachten, dass die Preisbewegung nur scheinbar in die entgegengesetzte Richtung erfolgt. Vielmehr kommt es zu einer Umkehr, bevor der eigentliche Trend einsetzt.
  • Wenn sich die Bänder stark ausweiten, zeigt das hohe Volatilität an. Jeder bestehende Trend kann sich umkehren.
  • Wenn sich die Bänder verengen, ist dies ein Anzeichen von sinkender Volatilität. Es besteht die Möglichkeit erheblicher Preisänderungen.
  • Überschreitet die Preislinie die Bandbreite der Bänder, ist eine Fortsetzung des aktuellen Trends sehr wahrscheinlich.
  • Bewegt sich der Preis in der Nähe des oberen Bandes, zeigt das einen überkauften Markt an. Ein überverkaufter Markt wird angezeigt, wenn Preise näher am unteren Bollinger Band liegen.

Erkennen von Doppeltops und Kursböden

Es kommt vor, dass Preise während eines starken Abwärts- oder Aufwärtstrends die komplette Bandbreite abdecken. Das heißt, dass ein Preis ab und an das obere oder untere Bollinger Band berührt oder durchbricht.

Trader:innen entscheiden sich daher womöglich nicht zum Handeln, wenn der Preis eines der beiden Bänder berührt. Für sie bietet sich als Alternative das Suchen und Auffinden von Chartmustern wie Double Tops und Double Bottoms (doppelte Kursspitzen bzw. Kursböden). Diese M- und W-Signale gelten als klassische Trendwende-Chartmuster.

Für die Anwendung der Bollinger Bänder ist zunächst der Chart einzustellen. Ein Linienchart, der auf Schlusskursen basiert, ist gut geeignet. Das Integrieren der Bollinger Bänder kann mit den Einstellungen 20-Tage-Rückschau und Standardabweichung (Multiplikator 2) erfolgen.

  • Der Double Bottom oder das W-Signal ist eine bullische Formation. Markant sind 2 Swing-Tiefs auf ähnlichem Kursniveau.
  • Beim Doppeltop (M-Signal) handelt es sich um eine bärische Formation. Diese zeigt die Umkehrung des W-Musters.
Wichtig

Wenn der Preis das obere Bollinger Band touchiert, ist das nicht gleichbedeutend damit, dass du verkaufen solltest. Berührt der Preis das untere Band, ist das kein generelles Signal zum Kaufen. Halte es wie der Erfinder des Indikators, John Bollinger: „Das Band an einem einzigen Tag ist an und für sich kein Signal. Es braucht Daten mehrerer Tage, um ein Signal ableiten zu können.“

Anwendung der Bollinger Bänder

Die Anwendung der Bollinger Bänder ist abhängig von den jeweiligen Strategien und Zielen der Trader:innen. Sie beschränkt sich nicht nur auf das Trading mit Aktien – der Indikator kommt ebenso bei Optionen, Forex und CFD-Handel zum Einsatz.

Einige Trader:innen kaufen möglicherweise, wenn sich der Kurs in der Nähe des unteren Bollinger Bandes befindet. Andere steigen lieber aus, wenn der Kurs das mittlere Band berührt. Trader:innen könnten kaufen, sobald der Kurs das obere Band durchstößt und verkaufen, wenn der Kurs das untere Band durchbricht.

Hinweis

Eine allgemeine Börsenweisheit besagt, dass der Markt zu 80 Prozent der Zeit keinen eindeutigen Trend aufweist. Während dieser Zeiträume bewegt er sich innerhalb der Bollinger Bänder.

Strategien im Trading

Bollinger Bänder zeichnen sich durch 2 Haupt-Verhaltensmuster aus, den Squeeze und den Breakout. Der Squeeze bezeichnet eine Entwicklung, durch die sich die Bänder verengen. Es herrscht eine geringe Volatilität und mehr Bewegung ist wahrscheinlich. Beim Breakout (Ausbruch) dehnen sich die Bänder aus. Die Volatilität ist extrem hoch und es gibt eine große Marktbewegung.

Um zu bestimmen, in welche Richtung der Markt nach einem Squeeze gehen könnte, nutzt du die klassische technische Analyse und die Kursbewegung. Damit gelingt es, die anfängliche Trendrichtung zu erkennen und für den eigenen Handel zu nutzen. Mithilfe der Bollinger Bänder werden dir Ein- und Ausstiegssignale geliefert, die du unter Berücksichtigung des aktuellen Trends umsetzen solltest.

Überkauft- und Überverkauft-Strategie

Breakout bzw „Überkauft“ und „Überverkauft“ ist eine sehr häufig verfolgte Strategie.

  • Wenn eine Aktie oder ein anderes Asset überkauft ist, bedeutet das, dass der Wert zu viel gekauft wird. Eine überkaufte Aktie ist teuer.
  • Wenn eine Aktie oder ein anderes Asset überverkauft ist, meint das, dass der Wert zu viel verkauft wird. Eine überverkaufte Aktie ist günstig.

Mit Bollinger Bändern lässt sich die Entfernung der Preise vom gleitenden Durchschnitt (SMA) und innerhalb der vorgegebenen Bandbreite verfolgen. Auf dieser Basis kann man feststellen, ob ein Wert günstig oder teuer ist.

Das Problem bei dieser Strategie ist, dass eine Aktie während eines Bären- oder Bullenmarktes über Monate hinweg aus den Bändern herauslaufen kann. Trader:innen wählen meist für diese Strategie einen Standardansatz:

Bei einem steigenden Markt setzen sie auf steigende Kurse (gehen long), wenn der Kurs das untere Band durchbricht. Bei einem fallenden Markt setzen auf fallende Kurse (gehen short), wenn der Kurs das obere Band durchbricht.

Beim Trading unterschiedlicher Assetklassen kann eine Vielzahl von Bollinger-Band-Strategien zum Einsatz kommen. Das sind u.a.:

  • Bollinger Squeeze für die Einschätzung der Marktbedingungen
  • Double Top / Double Bottom für die Abklärung von Chartmustern

Das Wissen um alle möglichen Trading-Strategien mit Bollinger Bändern sollte aber nicht das Ziel sein. Wichtiger ist, dass vor einem Einsatz die vorhandenen Möglichkeiten eingeschätzt werden.

Hinweis

Bollinger Bänder bieten bei richtiger Anwendung und Betrachtung viele Vorteile. Nützlich ist der Bollinger-Bänder-Indikator auf Märkten, die regelmäßig volatiler sind: beim Erkennen von Preisbereichen, Feststellen einer Trendstärke, Vorbereiten der Einstiegspunkte während Marktschwankungen und zur Ermittlung des potenziellen Markt-Hochs. Vorteilhaft ist eine Kombination mit anderen Analysetools.

Einschränkungen der Bollinger Bänder

Bollinger Bänder erweisen sich beim technischen Trading als hilfreiches Tool. Einige Einschränkungen sollten Trader:innen vor der Anwendung jedoch beachten:

  • Bollinger Bänder sind ein nachlaufender Indikator. Sie reagieren auf Änderungen der Preisbewegungen entweder mit Aufwärts- oder Abwärtstrends. Sie werden keine Preise vorhersagen. Ein nachlaufender Indikator sind die Bollinger Bänder deshalb, weil sie auf einem einfachen gleitenden Durchschnitt basieren und dieser den Durchschnittspreis mehrerer Preise abbildet.
  • Standardeinstellungen funktionieren möglicherweise nicht für alle Händler:innen. Sie müssen für ihre Anlageklasse und ein jeweiliges Asset die passenden Einstellungen zum Handel finden. Ausgewählte Bandeinstellungen können weniger gut oder gar nicht funktionieren, sodass Trader:innen die Einstellungen zur besseren Wirksamkeit neu vornehmen oder ein alternatives Tool verwenden müssen.
Hinweis

Bollinger Bänder eignen sich als Tool zur Abschätzung von Trends, sind allein aber nicht zum Vorhersagen von Preisen tauglich. Laut John Bollinger, dem Entwickler der Bollinger Bänder, sollte das System in Kombination mit 2 oder 3 weiteren Tools verwendet werden, die zutreffendere Marktsignale liefern.

Fazit: Bollinger Bänder – Trendfolge-Indikator & Entscheidungshilfe

Die Bollinger Bänder wurden in den 1980er-Jahren entwickelt und gehören zu den beliebtesten Indikatoren für die technische Analyse. Ein derart langer Zeitraum sagt einiges über die Nützlichkeit und Wirksamkeit des Trendfolge-Indikators aus.

Bollinger Bänder können bei richtiger Anwendung und Betrachtung seitens der Trader:innen Schwankungen der Volatilität aufzeigen. Damit können diese die Trendstärke analysieren und überwachen, um herauszufinden, wann der Zeitpunkt einer Trendwende wahrscheinlich sein könnte.

Der Indikator kann eine objektive Marktanalyse abbilden und als Entscheidungshilfe für verschiedene Trading-Strategien dienen.

Bollinger Bänder liefern wie andere Indikatoren allein keine absoluten Kauf- oder Verkaufssignale. Sie beruhen auf historischen Daten und reagieren lediglich auf Kursänderungen. Der Indikator selbst prognostiziert keine Preisänderungen. Sinnvollerweise nutzen Händler:innen Bollinger Bänder in Kombination mit anderen Indikatoren, Kursanalysen und Risikomanagement-Tools.

FAQ: Fragen und Antworten zu Bollinger Bändern

Was sind Bollinger Bänder?

Die Bollinger Bänder stellen eine von Händler:innen oft verwendete Art von technischem Preisindikator in der Chartanalyse dar. Die Ausweitung und Verengung der Bänder deutet einen Anstieg bzw. ein Abnehmen der Volatilität an. Die Verwendung erstreckt sich auf alle Märkte von Aktien über Währungen bis Futures.

Wozu nutzt man Bollinger Bänder?

Bollinger Bänder werden zum Messen der Volatilität auf dem Markt genutzt. Haben die Bänder einen breiteren Abstand, zeigt das einen volatileren Markt an. Engere Bänder sind ein Zeichen für einen stabilen Markt.

Was bedeutet Bollinger Ausbruch nach oben?

Durchbricht der Preis das untere Bollinger Band, wird dies als Verkaufssignal bewertet. Ein Kaufsignal kommt zustande, wenn der Preis das obere Bollinger Band übersteigt.

Welche Bollinger-Band-Strategien gibt es?

Zu den bekannten Bollinger-Band-Strategien gehören der Bollinger-Squeeze sowie Double Top / Double Bottom.

Können Bollinger Bänder allein als Indikator eingesetzt werden?

Der alleinige Einsatz der Bollinger Bänder zum Treffen von Entscheidungen beim Trading ist nicht zu empfehlen. Das gilt im Übrigen aber für sämtliche Indikatoren. Der Entwickler John Bollinger selbst hat darauf verweisen, dass es sich bei diesem Tool nicht um einen alleinstehenden Indikator handelt. Eine Verwendung sollte in Kombination mit anderen Indikatoren erfolgen.

Welche Indikatoren werden in Kombination mit Bollinger Bändern verwendet?

Bollinger Bänder werden häufig mit dem RSI (Relative Strength Index), dem gleitenden Durchschnitt oder dem MACD (Moving Average Convergence / Divergence) kombiniert.

Weitere Wissensartikel für dich:

Thomas Detlef Bär

Veröffentlicht von

Als studierter Ökonom habe ich mich jahrelang in erster Linie mit betriebswirtschaftlichen Problemen befasst. Seit mehr als zehn Jahren sehe ich meine Berufung darin, Wissen und Erfahrungen rund um private Finanzen aufzubereiten und in Ratgeberform zu vermitteln.