Tankrabatt

Höhe, Kritik und weitere Tipps

Feda Mecan
| Anzahl Artikel: 422
Geschäftsführer und Investment-Experte Letzte Überarbeitung am 4. Juli 2022
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Autofahrer:innen mussten sich darauf einstellen, an Tankstellen höhere Spritpreise bezahlen zu müssen. Denn Diesel und Benzin sowie viele weitere Güter sind im Rahmen des Ukraine-Krieges im Preis deutlich angestiegen. Die Bundesregierung möchte mit einer Steuersenkung auf Kraftstoffe für eine Entlastung sorgen. Bürger:innen sollen in Zukunft also wieder günstiger tanken können. Wir möchten dir in diesem Artikel genau erklären, was es mit dem Tankrabatt auf sich hat, wie hoch dieser ausfällt und warum Kritik vom ADAC und anderen Expert:innen kommt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Tankrabatt handelt es sich um eine Steuersenkung auf Kraftstoffe, die zu niedrigeren Preisen für Verbraucher:innen führen soll. Sie ist am 1. Juni 2022 in Kraft getreten und soll am 1. September des gleichen Jahres wieder enden.
  • Werden die Steuersenkungen an die Kund:innen eins zu eins weitergegeben, dann würde dies zu einer Reduktion des Preises für Benzin in Höhe von 35 Cent pro Liter führen. Der Preis für einen Liter Diesel würde um 17 Cent sinken.
  • Die Spritpreise haben sich allerdings nicht so entwickelt wie erhofft. Denn die Mineralölkonzerne haben die Steuersenkungen nicht eins zu eins an die Verbraucher:innen weitergegeben. Dementsprechend lässt sich festhalten, dass der Tankrabatt auch zur Gewinnmaximierung von Unternehmen genutzt wird.
  • Das Kartellamt ist nun in der Pflicht, die Preisentwicklung genauestens zu überprüfen. Das Problem ist allerdings, dass es einen Missbrauch nachweisen muss. Wenn es also keine Beweise für entsprechende Absprachen der Ölunternehmen gibt, dann kann das Amt nicht eingreifen.
  • Verbraucher:innen können ihren Spritverbrauch und die dadurch entstehenden Kosten auch selbstständig reduzieren. Hierzu gehört zum Beispiel eine vorausschauende Fahrweise und das Ausschalten von Stromfressern wie der Klimaanlage.

Was ist der Tankrabatt?

Der sogenannte Tankrabatt soll zu einer zeitlich begrenzten Senkung der Preise für Sprit führen. Diese soll dadurch erreicht werden, dass die Steuern, welche die Regierung auf den Sprit erhebt, verringert werden. Dementsprechend wurde die Energiesteuer temporär auf das EU-weite Minimum gesenkt. Er gilt seit dem 1. Juni 2022 und soll zu einer Entlastung deutscher Autofahrer:innen führen. Auslaufen wird der Tankrabatt am 1. September des gleichen Jahres, sodass ab dann wieder der gewöhnliche Steuersatz anfällt und die Preise dementsprechend wieder anziehen sollten.

Wie hoch ist der Tankrabatt?

Da die Preise für Kraftstoff in der Spitze bis auf deutlich über 2 Euro angestiegen sind, soll der Tankrabatt für eine Reduktion der Kosten sorgen, damit Autofahrer:innen weniger stark belastet werden. Die Steuerreduzierung führt bei Benzin zu einer Reduktion des Preises um 35 Cent. Dabei entsprechen 30 Cent der Einsparung der gesenkten Energiesteuer und 5 Cent der Mehrwertsteuer. Diesel soll sich um 17 Cent je Liter verbilligen, wobei 13 Cent der geringeren Kosten auf die Senkung der Energiesteuer und 3 Cent der Ersparnis auf die Mehrwertsteuer zurückzuführen sind. Für diejenigen, die ihr Auto mit Erdgas tanken, ergibt sich eine Ersparnis von 4,54 Euro pro Megawattstunde. Der Preis von Flüssiggas reduziert sich um 238,94 Euro pro 1.000 Kilogramm.

Diese Angaben entsprechen der Annahme, dass die Mineralölkonzerne die Steuersenkung eins zu eins an die Kund:innen weitergeben. In der Realität können die Preise daher abweichen.

Kritik und Bedenken vom ADAC und weiteren Experten

Eine Auswertung des ADAC zeigt auf, dass der Tankrabatt zum Zeitpunkt seiner Einführung zu einer nennenswerten Reduktion der Preise für Kraftstoffe geführt hat. So lag der Preis für Super E10 durchschnittlich bei lediglich 1,878 Euro pro Liter am Tag der Einführung. Dies entspricht einem Rückgang von 27,3 Cent pro Liter im Vergleich zum vorherigen Tag, an welchem der Trankrabatt noch nicht gültig war. Ein Liter Diesel kostete im Durchschnitt 11,6 Cent pro Liter weniger als vorher. Dies entspricht allerdings nicht vollständig der gesenkten Steuer. Zudem entwickeln sich die Preise seitdem wieder nach oben, sodass Kritik am Tankrabatt laut wurde.

Der ADAC kommt daher zu dem Schluss, dass die Senkung der Energiesteuer ihren Zweck nicht erfüllt hat. Die Spritpreise sind gemäß dem ADAC momentan zu hoch und das unabhängig vom Tankrabatt. Daher solle das Kartellamt eingreifen. Denn die Steuersenkungen kommen nicht bei den Kund:innen an, sondern werden stattdessen von Mineralölkonzernen zur Maximierung ihrer Gewinne verwendet.

Auch bei der Senkung der Mehrwertsteuer im Jahr 2020 haben die Ölunternehmen Berechnungen zufolge 40% der Steuersenkung für sich selbst einbehalten.

Kartellamt in der Pflicht

Da der Tankrabatt nicht dazu geführt hat, dass die Preise für Benzin und Diesel so stark sinken, wie es im Rahmen der reduzierten Steuersätze möglich gewesen wäre, ist nun das Kartellamt in der Pflicht. Es wurde erwartet, dass es aufgrund der niedrigeren Preise zu einem größeren Ansturm auf die Zapfsäulen kommen würde und daher erst einmal die Preise kurzfristig steigen würden. Bei einem Blick auf die Preise in den nächsten Tagen ist aber grundsätzlich ein Aufwärtstrend zu erkennen. Die Kosten für einen Liter Super E10 lagen am 1. Juni noch bei knapp unter 1,90 Euro, am 7. Juni sind sie allerdings bereits wieder auf ca. 1,95 Euro angestiegen.

Es lässt sich daher festhalten, dass die Steuersenkung nicht so funktioniert hat wie von der Politik geplant. Stattdessen erhält man den Eindruck, dass die Ölkonzerne einen Teil der Steuersenkungen für sich selbst einstreichen. Das Kartellamt verfolgt die Preise zwar sehr genau. Dabei hat das Amt allerdings den Nachteil, dass eine Manipulation der Preise nachgewiesen werden muss. Kann dieser Beweis nicht erbracht werden, dann kann auch niemand bestraft werden. Zudem gibt es in der Mineralölbranche keinen großen Wettbewerb, da nur wenige Anbieter am Markt bestehen, die gar kein Interesse an einem harten Preiskampf haben.

Das Kartellamt hat zudem darauf hingewiesen, dass dem Tankrabatt ein Konstruktionsfehler unterliegt, da man die Ölunternehmen nicht dazu verpflichtet hat, die Steuersenkung eins zu eins an die Kund:innen weiterzugeben.

Entlastungspaket 2022 gegen die Inflation

Um der hohen Inflation entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung ein Entlastungspaket beschlossen. Darin enthalten sind Maßnahmen, welche dafür sorgen sollen, dass Verbraucher:innen entlastet werden. Dazu soll einerseits der Tankrabatt dienen, aber auch die Kosten für andere wichtige Güter sollen gesenkt werden. Dazu gehören zum Beispiel die Bezieher von Strom, die durch den Wegfall der EEG-Umlage weniger zahlen sollen. Zudem werden Steuerzahler:innen durch eine rückwirkend zum 1. Januar 2022 erhöhte Fernpendlerpauschale, Werbungskostenpauschale sowie einem erhöhten Grundfreibetrag entlastet. Insgesamt belaufen sich die Ausgaben hierfür auf schätzungsweise 12 Milliarden Euro.

Weitere Tipps zum Sprit sparen für Verbraucher

Verbraucher können auch unabhängig von den Maßnahmen der Regierung dafür sorgen, dass sich ihre Kosten an Tankstellen reduzieren. Denn unter anderem durch die eigene Fahrweise kann einiges an Sprit eingespart werden. Wenn du stets den Fuß vom Gas nimmst, bevor eine rote Ampel oder ein Kreisverkehr erscheint und somit viel später und weniger stark bremsen musst, dann reduziert dies deinen Verbrauch. Musst du an einem Ort mal länger halten, beispielsweise vor einer Bahnschranke, dann sollte der Motor ausgeschaltet werden. Denn auch im Leerlauf verbraucht das Auto noch Kraftstoff.

Zudem hat der Stromverbrauch einen großen Einfluss darauf, wie viel Benzin oder Diesel dein Auto benötigt. Daher solltest du große Stromfresser, wie die Klimaanlage, so selten wie möglich einschalten. Auch eine Öffnung der Fenster kann für eine kühle Brise sorgen. Achten solltest du außerdem stets auf den Drehzahlmesser. Denn eine hohe Drehzahl wird deinen Verbrauch erhöhen. Schalte daher schnell in den nächsthöheren Gang hoch, wenn das möglich ist. Vermeiden solltest du unbedingt kurze Strecken, da der Motor anfangs noch kalt ist, was den Verbrauch deutlich erhöht. Eine Alternative könnte hier das Fahrrad darstellen oder ein kurzer Spaziergang. Es kann ebenfalls sinnvoll sein, mehrere kurze Strecken zusammen zu legen, um eine lange Strecke zu fahren und dadurch den Verbrauch entsprechend zu reduzieren.

  • Vorausschauend Fahren
  • Motor ausschalten bei längerer Haltedauer
  • Stromfresser ausschalten
  • Mit niedriger Drehzahl fahren
  • Kurze Strecken vermeiden

Fazit

Der Tankrabatt führt zu hohen Kosten für Steuerzahler:innen, erzielt aber nicht die gewünschte Wirkung. Dies liegt am Versäumnis der Politik, welche die Ölkonzerne rechtlich nicht dazu verpflichtet hat, die Steuersenkungen auf Kraftstoffe an die Kund:innen weiterzugeben. Bei der Beobachtung der Preise für Sprit lässt sich daher feststellen, dass nur ein Teil der gesunkenen Kosten an die Verbraucher:innen weitergegeben wird, der andere Teil dient der Gewinnmaximierung der Unternehmen. Das Kartellamt hat hier ein schweres Los, denn es muss nachweisen können, dass es sich um manipulierte Preise handelt.

FAQ: Tankrabatt

Ab wann und wie lange gilt der Tankrabatt?

Der Tankrabatt gilt ab dem 1. Juni und soll sich über einen Zeitraum von 3 Monaten erstrecken. Das bedeutet, dass ab dem 1. September wieder der normale Steuersatz auf die Spritpreise erhoben wird.

Was kostet den Staat der Tankrabatt?

Laut Bundesregierung sollen sich die Kosten des Tankrabatts für den Staat auf rund 3,15 Milliarden Euro belaufen.

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Feda Mecan

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Ich investiere seit mehreren Jahren in internationale Start-ups und habe 2015 OnlineBanken.com gegründet, um ein transparentes und unabhängiges Finanzportal in Deutschland zu etablieren.