Steigende Zinsen

Feda Mecan
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Geschäftsführer und Investment-Experte Letzte Überarbeitung am 19. Dezember 2022
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Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit hat die Europäische Zentralbank (EZB) wieder den Leitzinssatz erhöht. Dabei versteht man unter dem Leitzins den Zinssatz, zu dem sich Banken Geld von der Zentralbank leihen oder anlegen können. Daher kommt diesem Zinssatz eine sehr große Bedeutung zu. Wir möchten dir in diesem Artikel erklären, was es mit den steigenden Zinsen auf sich hat und welche Auswirkungen sich hieraus ergeben. Denn insbesondere im Bereich der Immobilienkredite entsteht hierdurch eine zusätzliche Belastung, wenn das Zinsniveau anzieht.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Europäische Zentralbank hat zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt den Leitzins angehoben. Das ist der Zinssatz, zu dem sich Banken Geld leihen oder Geld anlegen können.
  • Die nun wieder steigenden Zinsen haben insbesondere für Häuslebauer schwerwiegende Auswirkungen. Denn auf diese kommt nun eine deutlich höhere Zinslast zu.
  • Bei der Erwartung zukünftig weiterhin steigender Zinsen lohnt sich eine langfristige Zinsbindung, welche die momentan immer noch recht günstigen Zinsen einfrieren würde.
  • Sparer haben aufgrund der sehr hohen Inflation trotzdem nichts zu lachen, denn diese frisst die mickrigen Zinsen mehr als auf und sorgt trotzdem für einen hohen Kaufkraftverlust.
  • Alternative Anlagen bestehen in ETFs und Aktien, welche durch deutlich höhere Renditen viel besser dazu geeignet sind, um der hohen Inflation die Stirn zu bieten. Allerdings besteht hier ein höheres Risiko.

Steigende Zinsen

Nachdem wir eine langanhaltende Niedrigzinsphase erlebt haben, dreht sich dies mittlerweile wieder und die Zinsen beginnen zu steigen. Dies hat natürlich gravierende Auswirkungen, unter anderem für diejenigen, die einen langfristigen Kredit aufnehmen möchten. Daher werden wir dir in diesem Artikel aufzeigen, welche Auswirkungen die wieder steigenden Zinsen haben und welche alternativen Anlagemöglichkeiten es gibt.

Hohe Bauzinsen lassen Träume von Häuslebauern platzen

Schlechte Nachrichten für Häuslebauer. Denn der Zinsanstieg bei den Bauzinsen führt dazu, dass der Traum vom Eigenheim für manche Menschen in weite Ferne rückt. Denn der Erwerb einer Immobilie war vor allem aufgrund der sehr günstigen Zinsen äußerst attraktiv. Denn beim Kauf eines Hauses oder einer Wohnung ist die Zinslast neben der Tilgung der größte Kostenfaktor. Da die Zinsen so günstig waren, haben auch lange Laufzeiten nicht dazu geführt, dass die Kosten extrem angestiegen sind. Dies hat sich nun aber geändert. Denn die deutlich angezogenen Bauzinsen führen zu deutlich gestiegenen Kosten, die sich umso stärker auswirken, je länger die Baufinanzierung geht.

Längere Zinsbindungen empfohlen

Wer davon ausgeht, dass die Bauzinsen auch in den nächsten Jahren weiterhin ansteigen werden, der sollte unbedingt dafür sorgen, dass er sich eine möglichst lange Zinsbindung sichert. Denn über eine lange Zinsbindung kann dafür gesorgt werden, dass die momentan immer noch recht günstigen Zinssätze auf lange Sicht eingefroren werden. Wenn die Zinsen also in der Zukunft deutlich ansteigen und Immobilienfinanzierungen deutlich teurer werden, kannst du dich entspannt zurücklehnen, weil du dir den gegenwärtigen Zinssatz langfristig gesichert hast.

Hinweis Dies wirkt allerdings auch in die andere Richtung. Sollten die Zinsen wieder sinken, dann würdest du nicht von einer langen Zinsbindung profitieren.

Handwerkermangel und Rohstoffpreise weitere Kostentreiber

Aber nicht nur die gestiegenen Bauzinsen führen dazu, dass Immobilien in Zukunft aller Voraussicht nach deutlich teurer werden. Denn es gibt noch weitere Kostenfaktoren, die einen negativen Einfluss auf die Preise von Immobilien haben werden. Hierzu gehört unter anderem der Mangel an Handwerkern. Dies führt nämlich dazu, dass die vorhandenen Handwerker ihre Preise anziehen können, sodass Dienstleistungen von Handwerkern deutlich teurer werden. Zusätzlich dazu fallen auch die gestiegenen Rohstoffpreise ins Gewicht. Hierdurch wird die Materialbeschaffung für die Immobilie viel teurer als in der Vergangenheit.

Schlechte Aussicht für Sparer

Sparer werden sich jetzt eventuell auf steigende Zinsen freuen, sollten dies allerdings nicht zu früh tun. Denn die Zinsen steigen zwar, fallen aber insgesamt immer noch ziemlich niedrig aus. Insbesondere die hohe Inflation sorgt dafür, dass die gestiegenen Zinsen nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellen.

Leicht steigende Zinsen beim Festgeld

Die Zinsen beim Festgeld sind leicht angestiegen. Das bedeutet, lässt du dein Geld über einen bestimmten Zeitraum unangetastet bei einem Festgeldanbieter, dann kannst du dich nun über höhere Renditen freuen, sodass du am Ende der Laufzeit mehr Geld erhältst.

Hohe Inflation frisst Zinsanstieg auf

Allerdings fällt die Inflation mittlerweile extrem hoch aus. Das bedeutet, dass du selbst mit den gestiegenen Zinsen immer noch einen realen Verlust an Kaufkraft haben wirst. Die Inflation fällt deutlich höher aus als die Zinsen, die auf dem Tages- oder Festgeldkonto generiert werden können, sodass du garantiert an Kaufkraft verlieren wirst, wenn du dein Geld dort lässt. Daher haben wir von schlechten Aussichten für Sparer geschrieben. Denn es macht nicht den Eindruck, als würde sich diese Situation der sehr hohen Inflation in kurzer Zeit wieder verbessern. Stattdessen sollte damit gerechnet werden, dass diese auch über einen längeren Zeitraum anhalten kann.

Alternative Anlagemöglichkeiten

Daher möchten wir dir in den folgenden Abschnitten mehrere Anlagemöglichkeiten vorstellen, die über eine deutlich höhere Rendite verfügen. Durch Investments in diese Anlageklassen gehst du zwar ein höheres Risiko ein als beim Festgeld, allerdings kannst du hierfür auch deutlich höhere Renditen erwirtschaften und so dem großen Verlust an Kaufkraft entgegenwirken.

ETFs und Aktien

Einzelne Aktien und ETFs stellen eine sehr gute Möglichkeit dar, um in Unternehmen zu investieren, die Produkte und Dienstleistungen herstellen, die am Markt gefragt sind. Der große Vorteil hierbei ist, dass Unternehmen von gefragten Produkten ihre Preise an die Inflation anpassen können. Dies gilt insbesondere für Produkte, die selbst in wirtschaftlich schwachen Phasen eine große Nachfrage generieren können, wie zum Beispiel Lebensmittelunternehmen. Denn auch in Zeiten von hoher Inflation und einer gewissen Sparsamkeit der Menschen, wird immer noch gegessen und getrunken. Allerdings lohnt sich ein Investment in einzelne Werte eher für Anleger:innen, die sich sehr gut an der Börse auskennen und über das erforderliche Know-How verfügen, um das Zukunftspotenzial eines Unternehmens genau einschätzen zu können.

Daher ist ein Investment in einen ETF für die breite Masse viel besser geeignet. Denn dieser verfügt dank seiner Passivität (er bildet einen Referenzindex ab, statt von einem aktiven Manager verwaltet zu werden) über sehr günstige Gebühren. So kannst du bereits mit wenig Kapital und zu günstigen Kosten in einen ETF investieren und dein Kapital breit streuen. Um in Wertpapiere wie Aktien oder ETFs investieren zu können, benötigst du zwangsläufig ein Depot. Da es jedoch sehr viele unterschiedliche Anbieter am Markt gibt und alle unterschiedliche Gebühren verlangen, kann die Auswahl sehr schwer fallen. Daher findest du alle notwendigen Informationen in unserem Depot-Vergleich.

Hinweis Ein Investment in einzelne Aktien sollte nur dann vorgenommen werden, wenn man sich des erhöhten Risikos bewusst ist und dieses bereit ist einzugehen.

Robo Advisor

Eine weitere sehr gute Anlagemöglichkeit besteht darin, das Geld von einem sogenannten Robo-Advisor verwalten zu lassen. Hierbei musst du selbst kaum noch etwas machen, weshalb dieses Finanzinstrument auch gut von Anfänger:innen genutzt werden kann. Hierfür muss nur zu Beginn eine Anlagestrategie ausgewählt werden und anschließend kümmert sich der Robo Advisor um alles Weitere. Er wird dein Portfolio für dich managen und auch notwendige Umschichtungen vornehmen, sodass du selbst dich entspannt zurücklehnen kannst.

Fazit

Es scheint so, als wäre das Ende der Niedrigzinsphase endgültig eingeleitet, wenn selbst die Europäische Zentralbank wieder die Zinsen erhöht. Denn dies war zuletzt vor über 10 Jahren der Fall. Dabei haben die steigenden Zinsen vor allem auf die Finanzierung von Immobilien große Auswirkungen. Denn die Kredite werden schwerer zu bedienen sein, wenn eine höhere Zinslast bedient werden muss. Daher kann es Sinn machen, sich bereits jetzt eine langfristige Zinsbindung zu sichern, um von den momentan noch immer recht günstigen Zinssätzen zu profitieren. Dies lohnt sich vor allem dann, wenn die Zinsen zukünftig ansteigen.

FAQ: Fragen und Antworten zu Steigenden Zinsen

Warum gefährden steigende Zinsen viele Bauprojekte?

Steigende Zinsen gefährden Bauprojekte vor allem deswegen, weil diese dazu führen, dass Bauprojekte immer teurer werden.

Warum fallen die Immobilienpreise trotz Zinsanstieg nicht signifikant?

Da es im Wohnungsmarkt weiterhin eine deutlich größere Nachfrage als Angebot gibt, hatte der Zinsanstieg keine signifikanten Auswirkungen auf die Preise von Immobilien.

Warum lohnt sich trotz höherer Guthabenzinsen kein Tages- und Festgeld?

Dies liegt an der sehr viel höheren Inflation. Denn diese sorgt dafür, dass du trotz der gestiegenen Zinsen einen sehr hohen Verlust an Kaufkraft haben wirst, wenn du dein Geld auf dem Tages- oder Festgeldkonto parkst.

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Feda Mecan

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Ich investiere seit mehreren Jahren in internationale Start-ups und habe 2015 OnlineBanken.com gegründet, um ein transparentes und unabhängiges Finanzportal in Deutschland zu etablieren.