Was ist Deflation?

Feda Mecan
| Anzahl Artikel: 422
Geschäftsführer und Investment-Experte Letzte Überarbeitung am 23. Dezember 2022
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Der Begriff der Deflation kommt in der Volkswirtschaft oft vor. Grundsätzlich stehen hinter einer Deflation sinkende Preise von Verbrauchsgütern und die stetig abfallende Nachfrage nach diesen Gütern. Was genau eine Deflation ist, was die Ursachen dafür sind und welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden können, erklären wir in diesem Beitrag.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Deflation entsteht, wenn die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen geringer ist, als das Angebot
  • Sinkende Preise hören sich positiv an. Allerdings bringt die Deflation eine hohe Arbeitslosigkeit mit sich
  • Durch das Horten von Geld der Privatpersonen wird die Deflationsspirale verstärkt
  • Während einer Deflation lohnt sich das Anlegen des Geldes beispielsweise in Zinspapiere

Was ist eine Deflation?

Als Gegenteil zu einer Inflation bezeichnet die Deflation in der Volkswirtschaftslehre einen Rückgang, der sich durch eine Signifikanz und durch das chronische Fallen des Preisniveaus auszeichnet. Das fallende Preisniveau kann Güter, aber auch Dienstleistungen treffen. Zustande kommt der Rückgang dadurch, dass das Angebot eines Gutes oder einer Dienstleistung größer ist, als die Nachfrage. Die Preise fallen in diesem Moment, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ankurbeln zu können. Oftmals ist das Sinken der Preise eine Ausnahme. Im Zusammenhang mit der Deflation steht daneben meistens eine sogenannte Rezession.

Während bei der Deflation die Preise der Güter und Dienstleistungen also sinken, steigen diese Preise bei einer Inflation über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Bei der Inflation ist das Geld der Menschen sozusagen weniger wert. Die Löhne und Gehälter steigen im Vergleich zu den Preisen der Güter und Dienstleistungen sehr viel langsamer, sodass die Kaufkraft abnimmt und die Preise weiter steigen.

Ursachen von Deflation

Wie bereits erwähnt ist der Grundpfeiler der Deflation der Überschuss an Produkten und Dienstleistungen und dem gegenüber die sinkende Nachfrage nach diesen Gütern und Dienstleistungen. Das Überangebot steht nicht mehr im Verhältnis zur sinkenden Nachfrage. Dadurch entsteht ein Preisdruck, der niedrigere Preise hervorruft. Die Verbraucher:innen bekommen für ihr Geld mehr als zuvor. Allerdings gibt es nicht nur einen Grund, der für eine Deflation sorgt. Vielmehr sorgen mehrere Gründe nebeneinander für die sinkenden Preise.

Sinkende Preise sind nur als positiv zu werten, wenn sie auf einer gestiegenen Effizienz beruhen und nicht auf der fehlenden Nachfrage.

Starke Zurückhaltung der Verbraucher:innen und Unternehmen

Ist eine Verschlechterung der Wirtschaft zu erwarten und vorhersehbar, geben Verbraucher:innen ihr Geld vorsichtiger aus bzw. sie investieren allgemein viel weniger. Genauso ist es bei Unternehmen. Die Unternehmen investieren ebenfalls weniger. Dadurch sinkt die Nachfrage nach den Gütern.

Geldmenge wird gesenkt

Die Zentralbank stellt der Wirtschaft im Falle einer drohenden Deflation weniger Geld zur Verfügung. So wird eine restriktive Geldpolitik verfolgt.

Nachfrage aus dem Ausland sinkt

Sinkt die Nachfrage nach dem Export bestimmter Güter in das Ausland, kann dies ebenfalls Auswirkungen auf eine Deflation haben und diese vorantreiben.

Die Ausgabenpolitik des Staates

Fängt der Staat an stärker zu sparen, kann der Sparkurs die Güternachfrage und die Investitionstätigkeit der Öffentlichkeit stark beeinträchtigen. Dadurch entsteht eine Preisabschwächung.

Veränderungen der Werterwartungen der Währung

Denken ausländische Investoren, dass der Wert des Euros in der Zukunft steigt, fangen sie bereits früh an große Summen in die Währung zu investieren. Durch die großen Investitionen gibt es mehr Geld auf dem Markt. Gleichzeitig sinken die Zinsen und die Produktion verschiedener Güter wird immer günstiger. So können die Güter günstiger angeboten werden.

Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sinkt

Die Umlaufgeschwindigkeit einer Währung bemisst sich daran, wie oft eine Menge Geld des Wirtschaftsraums im Laufe eines Jahres den Besitzer im Durchschnitt wechselt. Wird der Prozess beschleunigt, ist das in etwa der gleiche Effekt, wie wenn es mehr Geld auf dem Markt gibt.

Deflationsspirale

Kommt es zu einer Deflation in einem Land, ist oft die Rede von der Deflationsspirale. Die Deflationsspirale beschreibt einen Vorgang, bei dem das immer weiter nachlassende Kaufinteresse zu weiteren Abwärtskorrekturen der Preise von Gütern und Dienstleistungen führt. Durch die fehlenden Investitionen der Unternehmen kann es zudem zum Abbau von Arbeitsplätzen kommen. Die Kaufkraft sinkt immer weiter und es liegt eine Deflationsspirale vor.

Auswirkungen

Im ersten Augenblick dürfte eine Deflation sich sehr positiv anhören. Fallende Preise tragen nämlich dazu bei, das Verbraucher:innen mehr Geld übrig haben, da Güter günstiger gekauft und Dienstleistungen günstiger in Anspruch genommen werden können. Es sollte aber auf der anderen Seite beachtet werden, dass fallende Preise zu Profitverlusten bei den Unternehmen führen. Um Geld einzusparen, müssen die Unternehmen dann meistens Mitarbeiter entlassen. Durch eine stetig ansteigende Arbeitslosigkeit sinkt im Endeffekt das Arbeitseinkommen.

Die Privatpersonen fangen an weniger zu konsumieren und all diese Folgen führen letztendlich zu einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung, zu einer steigenden Arbeitslosigkeit und zu immer mehr Insolvenzen. Dadurch, dass die Menschen damit rechnen, dass die Preise in naher Zukunft noch weiter fallen, werden bestimmte Arten von Investitionen hinausgeschoben. So wird über einen Zeitraum hinweg nur sehr wenig Geld ausgegeben. Durch das starke Horten des Geldes durch die Verbraucher:innen sinkt die Nachfrage weiter.

Gegenmaßnahmen

Es gibt Mittel, die eingesetzt werden können, um die Deflation aufzuhalten oder wenigstens zu verlangsamen. Die Frage, die sich vor dem Einsatz der Möglichkeiten stellt ist aber immer, ob überhaupt gerade eine richtige Deflation vorliegt. Maßnahmen wie die Senkung des Leitzinses, eine Quantitative Lockerung oder die Erhöhung staatlicher Ausgaben können dazu beitragen die Deflation zu stoppen. Nicht alle Möglichkeiten können unendlich eingesetzt werden, um der Deflation entgegenzuwirken.

Das beste Beispiel ist die Zinssenkung. Normalerweise ist die Zinssenkung unter 0% nicht möglich. Es kann auch sein, dass niedrigere Zinsen nichts mehr bringen. Das ist dann der Fall, wenn die Privatpersonen so verunsichert sind, dass das Geld lieber gespart als ausgegeben wird. So versucht der Staat in Zusammenarbeit mit den Zentralbanken schon im Vorhinein eine drohende Deflation zu verhindern, so wie der Staat stetig versucht die Inflationsrate möglichst niedrig zu halten.

  • Senkung des Leitzinses: Die Geldmenge wird durch die Senkung vergrößert. Der Geldwert sinkt und die Preise können wieder ansteigen.
  • Die sogenannte quantitative Lockerung: Dadurch, dass die Zentralbank Anleihen kauft, erhöht sich die Geldmenge. So wird gerne vorgegangen, wenn die Zinsen bereits stark gesenkt wurden.
  • Staatliche Ausgaben erhöhen: Durch öffentliche Investitionen in Bildung, Infrastruktur oder durch Steuererleichterungen versucht der Staat die Gesamtnachfrage zu stimulieren. So soll der private Konsum wieder steigen.

Bekannte Beispiele von Deflation in der Geschichte

Es gab bereits öfter den Fall, dass ein Land mit einer Deflation zu kämpfen hatte. Ein bekanntes Beispiel ist die Deflation in Japan. Ungefähr ab dem Jahr 1993 litt Japan unter den Folgen einer Deflation. Als Auslöser für die Krise werden die Finanzmärkte in Japan gesehen. Japanische Aktien stiegen teilweise innerhalb von vier Jahre um fast das Dreifache des ursprünglichen Werts. Neben den Aktien entwickelten sich auch die Immobilien- und Grundstückspreise so rasant. Verglichen wurde das ganze Geschehen mit einer Blase, die sich immer weiter aufblähte und schließlich platzte. In der Folge des Platzens fielen die Aktien und die anderen Werte wieder um ein Vielfaches. Es folgte eine Rezession, sodass die Menschen anfingen ihr Konsumverhalten zu drosseln und zu sparen. So entstand in Japan die berüchtigte Deflationsspirale.

Neben dem Beispiel in Japan gibt es das Beispiel der Argentinien-Krise. Angefangen hat es dort mit einer Hyperinflation. Um diese zu stoppen, ergriff die Regierung verschiedene Maßnahmen. Da der Staat die Schulden, die durch die staatlichen Maßnahmen entstanden, nicht in den Griff bekam und nicht genügend Steuern eintreiben konnte, kam es mit der Zeit zu einer Deflation. Auch Deutschland blieb nicht von einer Deflation verschont. Die 1929 beginnende Deflation in Deutschland gilt als die mit Abstand schwerste Wirtschaftskrise. Zur gleichen Zeit waren die USA von einer Deflation betroffen.

Von einer Rezession wird gesprochen, wenn sich das Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen negativ entwickelt hat. Sie kann die Vorstufe einer sogenannten Depression sein.

Geldanlage in der Deflation

Während einer laufenden Deflation ist darüber nachzudenken, was mit Besitztümern und dem gesparten Geld passiert. Während einer Inflation empfiehlt es sich hauptsächlich in Dinge wie Immobilien zu investieren, da diese sich als relativ wertstabil darstellen. Bei einer Deflation ist genau das Gegenteil der Fall. Immobilien beispielsweise verlieren hier immer mehr an Wert. Neben den Immobilien sind Unternehmensaktien ebenfalls nicht mehr als gute Investition anzusehen. Unternehmensaktien verlieren an Wert, weil die Unternehmen während der Deflation deutlich weniger Profit erwirtschaften.

In dieser Phase gelten Tagesgelder oder Bundesanleihen als sichere Wertanlage. Zinspapiere insgesamt sind von Vorteil, weil die realen Zinsen stetig steigen. Umstritten ist die Rolle von Gold. Meistens verkaufen Investoren:innen ihre Goldanteile, um dafür Zinspapiere zu erwerben. Durch dieses Vorgehen fällt der Goldpreis dann. Um in Zinspapiere investieren zu können, wird ein Depot benötigt. Welches Depot das Richtige für einen selbst ist, kann gut mit unserem Depotvergleich herausgefunden werden.

Zinspapiere sind Wertpapiere, bei denen die Erträge als Zins anfallen und nicht durch die Kursveränderungen an sich – z.B.: Festgelder und Geldmarktpapiere.

Fazit

Auf den ersten Blick scheint die Deflation für Verbraucher:innen nur positiv zu sein. Während Privatpersonen arbeiten gehen und das hart verdiente Geld immer mehr an Wert und Kaufkraft gewinnt, sinken die Preise immer weiter. Dem ist aber nicht so. Die Preise fallen zwar und die Kaufkraft der Währung steigt, aber auf der anderen Seite steigt die Arbeitslosigkeit aufgrund der weniger profitablen Unternehmen und die Preise werden immer weiter gedrückt, weil die Menschen ihr Geld länger horten, anstatt es auszugeben und zu investieren. Eine Deflation ist alles andere als gut. Sollte es dennoch zu einer Deflation kommen, können sich Investitionen in Zinspapiere sehr lohnen. Während Unternehmensaktien und Sachwerte im Wert sinken, steigen die Werte dieser Zinspapiere.

FAQ

Was ist Deflation?

Die Deflation beschreibt eine dauerhafte Senkung des Preisniveaus von Produkten und Dienstleistungen

Welche Ursachen hat eine Deflation?

Starke Zurückhaltung bei Konsum und Investitionen, Geldmenge wird gesenkt, Werterwartungen der Währung ändern sich, Nachfrage aus dem Ausland sinkt, Ausgabenpolitik des Staates ist nicht gut durchdacht und eine geringere Umlaufgeschwindigkeit des Geldes können dazu beitragen.

Welche Folgen entstehen bei einer Deflation?

Ansteigende Arbeitslosenzahlen, Profitschwund der Unternehmen, Senkung der Nachfrage, immer weiter fallende Preise und das Herunterfahren des Konsums durch Privatpersonen sind Folgen der Deflation.

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Feda Mecan

Veröffentlicht von

Ich investiere seit mehreren Jahren in internationale Start-ups und habe 2015 OnlineBanken.com gegründet, um ein transparentes und unabhängiges Finanzportal in Deutschland zu etablieren.