Kredite spielen schon immer eine große Rolle. Egal ob bei einem Hauskauf, bei einem Autokauf oder um einen finanziellen Engpass auszugleichen. In beinahe allen Lebenssituationen kann es vorkommen, dass ein Kredit benötigt wird. So ist es auch bei den Wertpapieren. Der sogenannte Wertpapierkredit eröffnet einem in Sachen Wertpapierhandel ganz neue Möglichkeiten. Welche das sind, für wen ein solcher Kredit geeignet ist und welche Risiken er mit sich bringt erläutern wir im Folgenden.
Das Wichtigste in Kürze
Im Grunde genommen ist das Wort „Wertpapierkredit“ recht selbsterklärend. Der/die Besitzer:in der Wertpapiere, übereignet diese an die Bank und erhält dafür im Gegenzug ein Darlehen von der Bank. Mit dem erhaltenen Kredit ist es möglich weitere Wertpapiere zu erwerben.
Einen großen Unterschied zu normalen Darlehen gibt es nicht. Denn der Normalfall ist, dass die Bank eine Sicherheit übereignet bekommt und dafür ein Darlehen gewährt. Insgesamt ist es bei Wertpapieren für beide Seiten aber einfacher den Wert dieser Papiere ziemlich genau zu bestimmen. Problematisch ist, dass Wert der Papiere stark schwanken kann. Verschiedene Einflüsse spielen eine Rolle, die den Wert nach oben oder auch nach unten bringen können.
Die Funktionsweise ist relativ einfach: Für Investoren:innen ist ein Wertpapierkredit eine hilfreiche Möglichkeit, denn die Kreditsumme wird durch die Werte in dem eigenen Portfolio abgesichert. Die Wertpapiere, die sich darin befinden, werden – bemessen am Risiko – beliehen. Handelt es sich um deutsche oder europäische Aktien, sind Beleihungswerte von bis zu 70% des Kurswertes keine Seltenheit. Neben dem Beleihen von Wertpapieren, ist ein Beleihen von Anleihen, ETFs oder Investmentfonds ebenso möglich.
Mit Hinblick auf die Praxis lässt sich feststellen, dass oftmals eine feste Kreditsumme vereinbart wird. Hierbei kann dann nur der Betrag in Anspruch genommen werden, der sich zu diesem Zeitpunkt durch den Beleihungswert des Depots ergibt. Obwohl es Banken gibt, die das Benutzen des Darlehens für andere Investitionen als den Wertpapierkauf erlauben, sollte es vermieden werden, den Kredit bzw. die gewährte Summe für etwas Anderes zu nutzen.
Jetzt kommt es letztlich wieder darauf an zu wissen, was für Vorteile ein Wertpapierkredit mit sich bringt und auf der anderen Seite was für Nachteile sich im Verborgenen halten. So soll es einfacher werden, eine Entscheidung zu treffen, ob ein solcher Kredit für einen selbst in Frage kommt oder nicht.
In Bezug auf die Vorteile sind vor allem niedrige Zinssätze zu erwähnen. Anders als bei Krediten für die freie Verfügung, die normal bei der Bank beantragt werden, sind hier die Zinsen deutlich niedriger. Die Zinsen müssen nur auf den wirklich in Anspruch genommenen Kreditbetrag und nicht automatisch auf das komplette Darlehen gezahlt werden. Außerdem fallen meistens keine Bearbeitungs- bzw. Bereitstellungsgebühren an, die zu zahlen sind. Die Laufzeit fällt zusätzlich weg. Es kann frei entschieden werden, wann der Kredit getilgt werden soll.
Dem gegenüber stehen die Nachteile. Dazu gehört, dass es feste Beleihungsgrenzen gibt, die nicht überschritten werden können. Durch die teilweise starken Schwankungen am Aktienmarkt, droht eine schnellere Verschuldung. Es ist zudem empfehlenswert, wenn man sich vorher schon mit Aktien auseinandergesetzt und dementsprechend Ahnung von der Materie hat. Es muss ein Wertpapierdepot vorhanden sein, um einen Wertpapierkredit erhalten zu können.
Empfehlenswert ist ein Wertpapierkredit meistens nur für Anleger:innen, die eine lange Erfahrung vorweisen können. Daneben sollte ein Depot vorhanden sein, das gut genug gefüllt ist, um etwaige Rückschläge verkraften zu können. Es bringt nichts, wenn einmal eine Aktie im Wert sinkt und dadurch gleich das ganze Depot oder eher gesagt das Vermögen in Gefahr ist. Denn es ist nicht unüblich einen Kredit aufzunehmen, um das Depot zu hebeln. Durch das Hebeln der eigenen Werte und somit seines Depots können eventuell anfallende Gewinne um ein Deutliches vervielfacht werden.
Wenn dagegen mit günstigen Aktienfonds Vermögen für das Alter angespart wird, sollte von einem Wertpapierkredit abgesehen werden. Den Menschen, die überlegen mit dem Kredit einen finanziellen Engpass auszugleichen, ist zu empfehlen vorher einen normalen Ratenkredit zu prüfen, der eventuell bessere Umstände mit sich bringt.
Gerade für Börsenanfänger:innen kann der Begriff des „Hebels“ und des „Hebeleffekts“ für große Fragezeichen sorgen. Dabei ist es gar nicht schwer zu verstehen, was der Hebel- oder anders genannt der Leverageeffekt ist.
Der Hebel an sich ist der Faktor, um den sich eine bestimmte Kursveränderung verstärkt. Im Faktor dieses Hebels wird das Verhältnis eines Basiswertes zum Hebelprodukt abgebildet. Wenn ein Hebelprodukt gekauft wird, das sich beispielsweise auf den DAX bezieht und einen Hebel von sechs hat und der DAX um ein Prozent steigt, erhöht sich der Gewinn, durch den Hebel, um sechs.
Oftmals können die Hebel in unterschiedlichen Größen ausgewählt werden.
Im ersten Moment hört sich das Kaufen von Hebelprodukten wie eine Goldgrube an, doch es ist Vorsicht geboten. So, wie der Hebel sich auf Gewinne auswirkt, kann er sich eben auch auf die Verluste auswirken, sollte der Wert der gekauften Aktie fallen.
Welche Konditionen sich für den Vertrag eines Wertpapierkredits vereinbaren lassen, hängt in den meisten Fällen vom Kreditgeber ab. Manche Banken oder Broker geben bessere Konditionen als andere. Grob gesagt bewegen sich die Zinssätze dieser Kredite in einem Bereich von 4,0% bis 7,0%. Es lohnt sich durchaus die verschiedenen Angebote miteinander zu vergleichen, um möglichst gut wegzukommen.
Der Begriff „Beleihungswert“ wurde im Laufe des Beitrags öfter genannt, aber noch nicht erklärt. Der Beleihungswert sagt aus, wie weit das Konto eines:r Kunden:in bei seiner/ihrer Depotbank überzogen werden darf. Errechnet wird der Wert aus den bereits erworbenen Wertpapieren, die sich im Depot befinden.
Wie hoch der Wert am Ende ausfällt, hängt davon ab, welche Wertpapiere sich im Depot befinden. Zwar können alle möglichen Wertpapiere beliehen werden. Solche die ein großes Risiko mit sich bringen, werden nicht so einen hohen Beleihungswert wie risikoarme Wertpapiere haben. Es wird durch die Banken also immer auf die voraussichtliche Wertentwicklung der Wertpapiere abgestellt.
Grob kann man sagen, dass die Beleihungswerte bei Aktien zwischen 40 und 70 Prozent liegen. Die Werte bei Anleihen liegen ungefähr zwischen 50 und 80 Prozent und Fonds können mit bis zu 80 Prozent beliehen werden. Es muss sich auf jeden Fall im Vorhinein über die möglichen Beleihungswerte der Papiere bei der zuständigen Bank informiert werden.
Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt es sich Wertpapiere zu wählen, die auf lange Sicht gesehen wertstabil sind und es auch bleiben.
Ein Kredit bringt immer Risiken mit sich. Egal ob es sich um einen einfachen Rahmenkredit oder um einen Wertpapierkredit wie in diesem Fall handelt. Nur können die Risiken eben unterschiedlich sein. Aus diesem Grund sollen sie dargestellt und etwas näher erläutert werden.
Lasse dich nicht von möglichen Risiken abschrecken. Wenn die möglichen Chancen die Risiken überwiegen, kann es sich lohnen, einen Kredit aufzunehmen. Dies stellt keine Empfehlung unsererseits dar. Ein bedachtes Vorgehen ist ein Muss.
Der Wertpapierkredit ist durchaus riskanter, als ein einfacher Raten-, Dispo- oder Rahmenkredit. Das hohe Risiko resultiert aus der Abhängigkeit der Höhe des Darlehens vom Wert des Depots. Stark sinkende Kurse können zum teuren Vergnügen für den/die Kreditnehmer:in werden. Wenn die Kurse anfangen zu sinken, sinken im gleichen Moment automatisch die Beleihungswerte der Wertpapiere. Wurde nicht die komplette Kredithöhe des neuen Kreditrahmens in Anspruch genommen, ist der Kredit noch gedeckt. Dann kann es trotzdem vorkommen, dass die Bank neben den Wertpapieren noch weitere Sicherheiten verlangt, um sich selbst abzusichern.
Ist der Rahmen hingegen ausgeschöpft, kommt es zu Problemen. Denn wenn der Rahmen voll in Anspruch genommen wird und die Kurse stark sinken, ist das Konto überzogen. Dadurch kann es dazu kommen, dass plötzlich deutlich höhere Zinsen verlangt werden. Um sich in diesem Fall abzusichern, regeln manche Banken eine sogenannte Nachschusspflicht. Kreditnehmer:innen müssen im Falle über einer Überziehung das Minus mit anderen Geldmitteln, aus anderen Quellen, ausgleichen. Geschieht das nicht, ist die Bank dann dazu befugt Wertpapiere zu verkaufen. Reicht selbst das nicht, um den Kredit zu abzulösen, müssen weitere Rücklagen aufgelöst und verkauft werden. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Totalverlust.
Hauptsächliche Direktbanken und Online-Broker vergeben Wertpapierkredite. Um im Ernstfall direkten Zugriff auf die Wertpapiere zu haben, die als Sicherheit eingesetzt wurden, bieten die Broker oft Wertpapierkredite auf das eigene Depot an. Es kann sein, dass das Depot zu der Bank/ zu dem Onlinebroker übertragen werden muss, bei der/dem der Wertpapierkredit in Anspruch genommen werden soll.
An dieser Stelle sei noch einmal angemerkt, dass ein Vergleich der verschiedenen Broker und Banken immer empfehlenswert ist und eine gute Ersparnis einbringen kann. Nicht nur die Ersparnis ist wichtig, sondern auch die verschiedenen Vertragsbedingungen. Einen Broker Vergleich verschiedener Anbieter ist zum Beispiel auf unserer Webseite zu finden.
Wertpapierkredite sind nicht schwer zu beantragen. Im Falle eines Lombardkredits dienen die Wertpapiere der Bank als Sicherheit. Als Gegenleistung gewährt die Bank ein Darlehen in einer bestimmten Höhe. Diese Art des Kredits bietet zwar einige Vorteile, gleichzeitig aber auch Nachteile. Das Risiko dieser Kredite, aufgrund schwankender Kurse und teils stark fallenden Werten, ist beachtlich und sollte nicht verharmlost werden. Am besten ist es, wenn Langzeiterfahrungen an der Börse vorhanden sind.
Es können alle Arten von Wertpapieren beliehen werden. Der Beleihungswert schwankt je nach Art der Wertpapiere und kann mal höher und mal niedriger sein. Vergleiche unbedingt die verschiedenen Anbieter. Achte auf die Vertragsbestimmungen und auf die Konditionen, die angeboten werden.
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Hier findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Ein Lombardkredit ist ein anderes Wort für den Wertpapierkredit. Die Wertpapiere dienen als Sicherheit für die Bank, welche dafür ein Darlehen gewährt.
Der Beleihungswert richtet sich nach dem Risiko, das das jeweilige Wertpapier mit sich bringt. Risikoarme Wertpapiere haben einen höheren Beleihungswert als risikoreiche Papiere.
Hauptsächlich für Anleger mit einem Depot, das groß genug ist und reichlich Erfahrung haben. Meistens werden mit der Kreditsumme weitere Wertpapiere erworben.