Bei Wandelanleihen handelt es sich um eine besondere Form der Anleihen, welche über großes Potenzial verfügen, aber auch mit gewissen Risiken einhergehen. Wir möchten dich in diesem Artikel darüber informieren, was eine Wandelanleihe ausmacht und warum es sich für Unternehmen lohnt, diese zu emittieren. Dabei werden wir sowohl aus Sicht eines Unternehmens als auch aus der Perspektive von Anleger:innen darauf eingehen, welche Vor- und Nachteile sich durch die Herausgabe bzw. den Kauf einer Wandelanleihe ergeben.
Das Wichtigste in Kürze
Bei einer sogenannten Wandelanleihe handelt es sich um ein Wertpapier, welches Anleger:innen einen bestimmten Zinssatz auszahlt. Die Besonderheit dieser Form der Anleihe besteht allerdings darin, dass Anleger:innen zusätzlich zu den Zinszahlungen ein Wahlrecht erhalten. Somit haben Käufer:innen einer Wandelanleihe das Recht, diese zu einem vorher vereinbarten Preis in Aktien des ausgebenden Unternehmens umzuwandeln. Sollte die Option nicht ausgeübt werden, erfolgt gegen Ende der Laufzeit die Rückzahlung des Nennwerts. Eine umfangreiche Erklärung von Anleihen findest du auf unserer Webseite.
Das primäre Merkmal einer Wandelanleihe ist das Wandlungsrecht. Hierbei handelt es sich um das Recht der Anleger:innen, ihre Anleihen gegen Aktien des jeweiligen Unternehmens einzutauschen. Dabei werden die Bedingungen, die das Verhältnis des Tausches festlegen, bereits vorab bestimmt.
Nehmen Anleger:innen dieses Recht wahr und wandeln ihre Anleihen in Anteile am Unternehmen um, werden sie zu Aktionär:innen und sind nicht mehr Gläubiger:innen des Unternehmens. Das bedeutet, dass sie keine Zinszahlungen mehr einfordern können, dafür aber Anspruch auf die Zahlung der Dividende haben, sofern das Unternehmen einen Teil der Gewinne ausschüttet.
Neben dem Verhältnis, zu dem Anleihen in Aktien konvertiert werden, ist auch die sogenannte Wandelfrist von großer Bedeutung. Diese gibt an, wann Investor:innen frühestens eine Umwandlung ihrer Anleihen durchführen können und wann eine Ausübung dieses Rechts nicht mehr möglich ist.
Der Wandelpreis zeigt auf, zu welchen Konditionen die Wandelanleihen in Aktien des zugrunde liegenden Unternehmens konvertiert werden können. Dieser kann einfach errechnet werden, indem der Nennwert der Wandelanleihe durch das Wandelverhältnis dividiert und anschließend die Zuzahlung addiert wird. Liegt der Nennwert zum Beispiel bei 200 Euro, das Wandelverhältnis bei 10 Aktien pro Wandelanleihe und die Zuzahlung für die Konvertierung bei 5 Euro, ergibt sich ein Wandelpreis in Höhe von 25 Euro.
Wandelanleihen werden vor allem deshalb ausgegeben, weil sie im Gegensatz zu herkömmlichen Krediten und anderen Anleihen einen geringeren Zinssatz aufweisen. Das bedeutet, dass die Ausgabe dieser Form von Anleihen für Unternehmen günstiger ist. Wenn Unternehmen einen Kapitalbedarf haben, welcher nicht oder zumindest nicht ausreichend durch Banken gedeckt werden kann, kann die Ausgabe von Wandelanleihen eine sehr sinnvolle Methode sein, um zusätzliches Kapital zu beschaffen – und das zu günstigen Konditionen.
Wenn Anleger:innen Wandelanleihen erwerben, erhalten sie durch den Kauf das Recht, diese zu bestimmten Bedingungen in Aktien des jeweiligen Unternehmens einzutauschen. Dabei legt das Unternehmen die Bedingungen für den Umtausch fest, wobei umfangreiche Sonderregelungen gelten können. Du solltest dich daher bereits im Vorfeld über diese Bedingungen informieren. Dabei spielt insbesondere der Wandelpreis eine große Rolle. Denn dieser gibt an, wie viel eine einzelne Aktie kostet, wenn du von deinem Recht Gebrauch machst.
Diesen musst du mit dem Preis der Aktie an der Börse vergleichen, wenn du deine Wandelanleihen in Aktien umwandeln möchtest. Ist der Preis, der bei Ausübung der Umwandlungsoption entsteht, geringer als der an der Börse aufgerufene Preis für die Aktie, dann lohnt sich eine Konvertierung. Du kannst dann nämlich von diesem Preisunterschied profitieren und die Aktie günstiger bekommen. Das hat allerdings seinen Preis, denn aufgrund dieses Vorteils bieten Wandelanleihen in der Regel eine geringere Verzinsung als klassische Anleihen ohne Ausübungsrecht.
Es existieren mehrere Formen der Wandelanleihen, die sich in gewissen Aspekten unterscheiden. Alle haben allerdings gemein, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen eine Umwandlung der Anleihen in Aktien ermöglichen. Hierzu gehört die sogenannte Pflichtwandelanleihe, die auch als Zwangswandelanleihe bezeichnet wird. Die Besonderheit dieser Form besteht darin, dass Anleger:innen nicht selbst entscheiden können, ob sie am Laufzeitende oder früher die Umwandlung der Anleihe in Aktien des Unternehmens vornehmen. Stattdessen besteht die Pflicht der Umwandlung, sodass Investor:innen spätestens am Laufzeitende Aktien des ausgebenden Unternehmens erhalten. Dementsprechend ergibt sich für Anleger:innen ein höheres Risiko, weshalb hier aber auch höhere Zinssätze angeboten werden.
Bei der sogenannten Umtauschanleihe können Anleger:innen ihre Wandelanleihen nicht gegen Anteile am emittierenden Unternehmen eintauschen, sondern nur gegen Aktien eines dritten Unternehmens. Die umgekehrte Wandelanleihe billigt auch dem ausgebenden Unternehmen das Recht der Umwandlung zu.
Bei bedingten Pflichtwandelanleihen, auch Coco-Anleihen genannt, handelt es sich um eine Variante, bei der die Anleihe automatisch in Aktien des herausgebenden Unternehmens umgewandelt wird, wenn ein bestimmter Schwellenwert erreicht wird. Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn die Eigenkapitalquote des Unternehmens auf einen bestimmten Wert fällt.
Wandelanleihen gehören zur Gruppe der festverzinslichen Unternehmensanleihen. Herausgegeben werden sie von Aktiengesellschaften, die dadurch zu günstigen Bedingungen Fremdkapital erhalten.
Bei der Herausgabe einer Wandelanleihe entsteht ein schuldrechtlicher Vertrag zwischen den Käufer:innen der Anleihe, welche in diesem Fall die Gläubiger:innen sind, und dem emittierenden Unternehmen. Dabei können die Bedingungen zwischen Emittent und Gläubiger:in grundsätzlich frei verhandelt werden – im Regelfall gibt aber das Unternehmen die Rahmenbedingungen vor. Der rechtliche Rahmen wird in § 221 Aktiengesetz (AktG) geregelt. Im Gesetz ist jedoch nicht verankert, dass es eigene Aktien des Emittenten sein müssen, sodass Wandelanleihen auch in Aktien von dritten Unternehmen umgewandelt werden können.
Ein großer Vorteil für die Herausgeber von Wandelanleihen besteht darin, dass diese die Aufnahme von neuem Kapital ermöglichen, mit dem das Unternehmen seine Wachstumspläne umsetzen kann. Hierbei fallen niedrigere Zinsen an als bei gewöhnlichen Anleihen, sodass die finanzielle Belastung geringer ausfällt. Wenn Anleger:innen ihre Wandelanleihen in Aktien des Unternehmens umtauschen, fällt der Eigenkapitalanteil des Unternehmens höher aus. Somit können Unternehmen über die Herausgabe von Wandelanleihen ihr Eigenkapital erhöhen.
Positiv ist zudem, dass die gezahlten Zinsen den Gewinn reduzieren, sodass weniger Steuern gezahlt werden müssen. Unternehmen bietet sich hierdurch die Chance, das zur Verfügung stehende Kapital zu günstigen Konditionen zu erhöhen.
Ein Risiko besteht darin, dass die Aktien unter Wert herausgegeben werden, wenn der Preis pro Aktie im Rahmen einer Umwandlung geringer ausfällt als an der Börse. Zudem besteht eine gewisse Unsicherheit, denn es ist keine genaue Vorhersage möglich, ob und wie viele Anleger:innen ihre Wandelanleihen in Aktien des Unternehmens umtauschen werden.
Zu den Vorteilen für Anleger:innen gehört, dass sich diese auf die Zahlung eines festen Zinses verlassen können, wie es auch bei einer gewöhnlichen Anleihe der Fall wäre. Dabei fallen die Renditechancen aber wesentlich besser aus als bei herkömmlichen Anleihen. Denn die Anleihen können in Aktien umgewandelt werden, was sich insbesondere dann rentiert, wenn die Kurse steigen. Dementsprechend bietet sich für Investor:innen die Chance auf eine hohe Rendite, was bei Anleihen im Regelfall nicht gegeben ist.
Hierdurch entsteht allerdings auch ein gewisses Risiko. Denn wenn die Kurse fallen und du deine Wandelanleihen gegen Aktien getauscht hast, musst du unter Umständen hohe Verluste tragen. Ein weiterer Nachteil ist, dass der Zinssatz geringer ausfällt als bei klassischen Anleihen. Zudem kann sich das Kapital des Unternehmens durch die Umwandlung der Anleihen verwässern, was die zukünftigen Renditeerwartungen schmälert. Für Anleger:innen bieten sich durch ein Investment in Wandelanleihen somit größere Chancen, als in dieser Anlageklasse eigentlich möglich sind – allerdings bestehen dadurch auch höhere Risiken.
Insbesondere bei Pflichtwandelanleihen kann es zu großen Verlusten kommen, wenn du der Pflicht der Konvertierung in Aktien des Unternehmens zu einem ungünstigen Zeitpunkt nachkommen musst. Daher handelt es sich hier nicht um ein Investmentprodukt, welches für Anfänger:innen geeignet ist. Zudem sind Wandelanleihen Schuldverschreibungen, weshalb dein Kapital nicht als Sondervermögen gilt. Das bedeutet, dass dein Kapital bei einer Pleite des Emittenten höchstwahrscheinlich verloren ist. Wer lieber in sicherere Vermögenswerte investieren möchte, findet bei uns eine Übersicht der Anlageklassen.
Der große Unterschied zwischen Wandelanleihe und Optionsanleihe besteht darin, dass die Optionsanleihe immer bis zum Ende der Laufzeit besteht. Dies gilt auch dann, wenn die Option vorher ausgeübt wird. Eine Wandelanleihe allerdings ist dann beendet, wenn Investor:innen ihre Option ausüben und die Wandelanleihe in Aktien konvertieren.
Da es sich bei Wandelanleihen um eine Mischform aus Anleihen und Aktien handelt, reagieren die Kurse entsprechend. Wenn der Kurs der zugrunde liegenden Aktie steigt, zieht in der Regel auch der Kurs der Wandelanleihe an. Denn dann wird die Wandelanleihe attraktiver, weil diese die Option zur Konvertierung in die entsprechende Aktie bietet.
Der Kauf von Wandelanleihen kann wie bei den meisten anderen Wertpapieren auch über eine Börse vorgenommen werden. Es gibt allerdings noch mehr Möglichkeiten, um in Wandelanleihen zu investieren. Diese stellen wir in den nächsten Abschnitten genauer vor.
Da es sich bei der Herausgabe von Wandelanleihen um eine Kapitalerhöhung handelt, muss diese von der Hauptversammlung genehmigt werden. Erst dann kann ein Unternehmen die für den Tausch erforderlichen Aktien bereitstellen. Die bereits bestehenden Aktionär:innen haben in einem solchen Fall in der Regel ein Bezugsrecht auf die Wandelanleihe, damit sie der Verwässerung ihres Kapitals entgegenwirken können. Zudem ist dies vom Gesetzgeber vorgeschrieben.
Bei Wandelanleihen handelt es sich um ein durchaus komplexes Anlageprodukt, dessen faire Bepreisung nur schwer zu ermitteln ist. Daher kann es sinnvoll sein, diesen Bereich professionellen Investor:innen zu überlassen.
Darüber hinaus besteht aber die Möglichkeit, das Kapital statt in eine einzelne Wandelanleihe in einen Fonds für Wandelanleihen zu investieren. Durch die Investition in viele verschiedene Wandelanleihen entsteht nämlich eine gewisse Diversifikation, was dein Risiko senkt.
Die Wandelanleihe ist ein sehr interessantes Finanzinstrument, welches große Vorteile, aber auch entsprechende Nachteile mit sich bringt. Während Unternehmen von der geringen Verzinsung profitieren, stellt dies für Anleger:innen einen gravierenden Nachteil dar, weil sich so ihre Rendite verringert. Dafür haben Investor:innen aber die Chance auf eine viel höhere Rendite als bei Anleihen, wenn sich der Kurs der zugrunde liegenden Aktien positiv entwickelt und die Wandelanleihen in Aktien umgewandelt werden. Für Unternehmen wiederum stellt dies ein Risiko dar, weil diese ihre Aktien dann möglicherweise unter Wert hergeben müssen.
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Hier findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Wandelanleihen sind dann sinnvoll, wenn Anleger:innen von steigenden Aktienkursen ausgehen, aber keine Kursrisiken eingehen möchten, die bei einem direkten Investment entstehen.
Unter einer Wandelschuldverschreibung versteht man eine von einer Aktiengesellschaft ausgegebene Schuldverschreibung, bei der den Gläubiger:innen ein Umtauschrecht zugebilligt wird.
Eine Wandelanleihe wird zu ihrem Rückzahlungsbetrag bilanziert.
Ja, Wandelanleihen werden wie Aktien an der Börse gehandelt.
Aktionär:innen wird vom Gesetzgeber ein Bezugsrecht zugestanden. Zudem können sie so der Verwässerung ihrer Anteile entgegenwirken.