Am Finanzmarkt gibt es unterschiedliche Anlagestrategien, die zum Beispiel Privatanleger:innen nutzen können. Eine davon ist das sogenannte Value Investing, welches schon seit über 80 Jahren in seinen Grundlagen existiert.
In unserem Beitrag erfährst du, worum es sich beim Value Investing handelt. Ferner gehen wir auf die Historie ein, die Grundprinzipien und wichtige Kennzahlen als Basis. Darüber hinaus erläutern wir, worauf Investoren beim Value Investing achten sollten, für wen es sich eignet und benennen sowohl die Vor- als auch die Nachteile dieser Anlagestrategie.
Das Wichtigste in Kürze
Das Value Investing wird häufiger auch als wertorientiertes Investment bezeichnet. Es geht dabei um eine spezielle Anlagestrategie, die manchmal alternativ auch als Investmentstil bezeichnet wird. Im Kern soll das Value Investing dazu führen, dass die richtigen Wertpapiere zum richtigen Zeitpunkt an der Börse gekauft werden. Da das Value Investing langfristig orientiert ist, geht es demnach weniger um den richtigen Verkaufszeitpunkt. Stattdessen sieht die Anlagestrategie das sogenannte Buy & Hold vor, also einmal erworbene Wertpapiere längerfristig im Depot zu halten.
Dementsprechend geht es beim Value Investing nicht um eine Spekulation, sondern eher um mittel- und langfristige Investments. Im Fokus stehen insbesondere Aktien, die auf Grundlage der ermittelten Kennzahlen unterbewertet sind. Trotzdem spekulieren die entsprechenden Anleger:innen nicht auf schnelle Kursgewinne, sondern eine möglichst kontinuierlich und langfristige Wertentwicklung. Daraus wiederum ergibt sich, dass der Anlagehorizont auf Grundlage der Value Investing Strategie normalerweise mindestens drei bis vier Jahre beträgt.
Die Historie des Value Investing als spezielle Anlagestrategie und Investmentstil geht auf die 30er-Jahre zurück. Zur damaligen Zeit wurde ein Buch mit dem Titel „Security Analysis“ veröffentlicht, und zwar insbesondere von Benjamin Graham. Dieser gilt bis heute als Erfinder der Anlagestrategie. Dabei war er selbst der beste Beweis dafür, dass die von ihm ausgedachte Strategie hervorragend funktionieren kann. Aufgrund umfangreicher Analysen der fundamentalen Daten von Unternehmen war Graham nämlich über einen längeren Zeitraum sehr erfolgreich an der Börse.
Zwar gibt es keine festgeschriebenen Regeln, aber dennoch orientieren sich die meisten Anleger:innen sowie Vermögensverwaltungen und auch Fonds beim Value Investing an verschiedenen Grundprinzipien. Diese machen zusammen die Anlage-Philosophie aus, die dem Value Investing zu Grunde liegt. Der wichtigsten Prinzipien lauten in dem Zusammenhang:
Lass uns auf einige dieser Grundprinzipien noch etwas näher eingehen. Ein wichtiges Prinzip ist zum Beispiel, am Aktienmarkt antizyklisch zu investieren. Damit ist gemeint, zum Beispiel Aktienwerte immer dann zu verkaufen, wenn diese einen negativen Trend haben und andere Anleger:innen nicht oder nur wenig an den Wertpapieren interessiert sind. Wann sich ein antizyklisches Investment beim entsprechenden Wertpapier lohnen könnte, machen Anleger:innen unter anderem an den folgenden Situationen und Ereignissen fest:
In diesen Fällen sind die betroffenen Aktien häufig unterbewertet, sodass sich auf Grundlage des Value Investing langfristig gute Chancen auf eine positive Entwicklung ergeben. Ein ebenfalls wichtiger Teil des Value Investing ist die Sicherheitsmarge. Es handelt sich dabei um den zahlenmäßigen Unterschied zwischen dem sogenannten fairen Wert der Aktiengesellschaft und dem aktuellen Börsenwert. Man bezeichnet diese Sicherheitsmarge alternativ häufiger auch als Differenzwert.
Wie in der Einleitung bereits erwähnt, ist die Fundamentalanalyse eine wichtige Basis für die Strategie des Value Investing. In der fundamentalen Analyse wiederum werden verschiedene Daten und Zahlen begutachtet sowie Kennzahlen ermittelt. Von Bedeutung sind in dem Zusammenhang vorwiegend die folgenden Kennzahlen einer Aktie:
Besonders bekannt ist im Zuge der Fundamentalanalyse das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis, KGV abgekürzt. In diesem Fall wird der Aktienkurs einer Gesellschaft in ein Verhältnis zum Jahresgewinn der AG und der Anzahl der Aktien gesetzt. Daraus ergibt sich die folgende Formel, auf deren Basis das KGV ermittelt wird:
KGV = Aktienkurs / Gewinn pro Aktie
Die Kernaussage, die durch das KGV getroffen werden soll, ist, ob die entsprechende Aktiengesellschaft im Verhältnis zu ihren erzielten Gewinnen mit dem aktuellen Börsenkurs eher unter- oder überbewertet ist. Abhängig von der Branche gilt ein KGV zwischen 10 bis 17 in der Regel als durchschnittlich, während Aktien bei einem höheren KGV als überbewertet und bei einem KGV von unter 10 als unterbewertet anzusehen sind.
Eine ebenfalls häufig genutzte Kennzahl, die in die Strategie des Value Investing einbezogen wird, ist die Dividendenrendite. Hier geht es darum, die von der AG gezahlte Dividende ins Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs des Wertpapiers zu setzen. Die Formel für die Berechnung der KGV lautet:
Dividendenrendite = (Dividende je Aktie / Aktienkurs) * 100
Das Ergebnis der Berechnung ist sehr einfach zu deuten, denn je höher die Dividendenrendite ist, desto attraktiver die Aktie. Dabei wählen die meisten Anleger:innen im Zuge der Value Investing Strategie vor allem Dividendentitel, die sich zum Beispiel durch eine langjährige und solide Dividendenzahlung auszeichnen können.
Bei der Strategie Value Investing geht es vor allem darum, diejenigen Aktiengesellschaften ausfindig zu machen, die aus Sicht der Anleger:innen interessant sein können, was langfristige Kurssteigerungen angeht. In dem Zusammenhang gibt es einige Merkmale und Indikatoren, wie solche Unternehmen identifiziert werden können und worauf Anleger:innen achten sollten. Dazu gehören:
Auf Grundlage dieser und weitere Faktoren treffen Investor:innen dann die Entscheidung, welche Aktie in die Value Investing Strategie passen könnte.
Grundsätzlich ist das Value Investing natürlich nicht für alle Privatanleger:innen die ideale Strategie, um die eigenen Anlageziele in die Tat umzusetzen. Allerdings gibt es auf der anderen Seite eine Reihe von Investor:innen, die sogar gezielt und explizit die Strategie Value Investing für ein wertorientiertes Investment für sich nutzen möchten. In erster Linie sind es die folgenden Anlegertypen, für die Value Investing passend sein könnte:
Zu den Vorteilen beim Value Investing gehört die umfangreiche Datenlage als Basis, die sich aus den Kennzahlen und der Fundamentalanalyse ergeben. Zudem ist es recht einfach zu erkennen, welche Aktien unterbewertet sind und sich daher ein langfristigeres Investment lohnen könnte. Darüber hinaus ist die Strategie seit Jahrzehnten erprobt und richtet sich an ertragsorientierte Anleger:innen.
Trotzdem die Strategie recht beliebt ist, wird sie in der Praxis meistens von Banken, Vermögensverwaltungen und Fondsgesellschaften umgesetzt, also praktisch von institutionellen Investor:innen. Ein Nachteil für Privatanleger:innen ist nämlich der hohe Zeitaufwand (Analyse der Kennzahlen etc.) sowie das Wissen und die Erfahrungen, die man mitbringen sollte. Zudem werden weder Charttechnik und die Börsenpsychologie bei der Anlageentscheidung berücksichtigt.
Das Value Investing kommt als Anlagestrategie grundsätzlich für eine breitere Masse an Anleger:innen infrage. Meistens sind es allerdings aufgrund des Aufwands eher institutionelle Investor:innen oder Unternehmen, die nach dieser Strategie vorgehen. Aber auch Privatanleger:innen haben die Möglichkeit, sich an den Grundsätzen der Value Investing Strategie zu orientieren. Dann muss allerdings ein höherer Zeitaufwand eingeplant werden und du solltest dich umfangreich mit dem Aktienmarkt auseinandersetzen und dich über einzelne Aktien informieren.
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Hier findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Selbstverständlich hast du die Möglichkeit, dich an der Value Investing Strategie zu orientieren und die Aktien dementsprechend auszuwählen. Allerdings solltest du dir darüber im Klaren sein, dass das Umsetzen dieser Anlagestrategie sehr zeitaufwändig ist und ein gewisses Know-how erfordert.
Diese Frage ist kaum zu beantworten, weil es natürlich von diversen Faktoren abhängt, welchen Ertrag du auf Grundlage dieser Anlagestrategie generieren kannst. Einflussfaktoren sind zum Beispiel, für welche Aktien du dich entscheidest, wie die allgemeine Lage und Entwicklung an den Börsen ist und ob sich das entsprechende Unternehmen durch negative oder positive Schlagzeilen auszeichnen kann.
Diese Frage lässt sich ebenfalls nur sehr individuell beantworten. Grundsätzlich gibt es keine einheitlichen Zahlen, wie viele Aktienwerte man im Wertpapierdepot haben sollte, um die Value Investing Strategie bestmöglich umzusetzen. Da es sich um ein langfristig orientiertes Investment auf der Grundlage von Buy & Hold handelt, findet ohnehin relativ selten ein Tausch der Wertpapiere statt. Eine Depotmischung zwischen fünf bis zehn unterschiedliche Aktien ist sicherlich für den Anfang gut geeignet.
Beim Value Investing handelt es sich um eine Strategie, die zu den sichereren zählt. Da eine mögliche Spekulation nicht Sinn und Zweck des Value Investing ist, werden vor allem Aktienwerte mit fundamental guten Daten gewählt. Trotzdem kann es natürlich zu Kursverlusten kommen, die bei den ausgewählten Aktienwerten entstehen könnten.