Der norwegische Staatsfonds weist mittlerweile einen sehr hohen Bekanntheitsgrad auf. Dies liegt vor allem an dem großen Erfolg, den der Fonds seit Auflage hatte. Der Fonds konnte dank hohem Aktienanteil gute Renditen erwirtschaften und verwaltet gegenwärtig über eine Billion Euro. In diesem Artikel gehen wir daher sowohl auf die erzielte Rendite als auch auf die Anlagestrategie des norwegischen Staatsfonds ein. Außerdem erfährst du, welche Assetklassen der Fonds enthält und wie das Portfolio aufgeteilt ist. Gegen Ende des Artikels gehen wir noch auf die Entstehung und die Geschichte des norwegischen Staatsfonds ein.
Das Wichtigste in Kürze
Bei dem sogenannten norwegischen Staatsfonds handelt es sich um den staatlichen Pensionsfonds von Norwegen. Auf norwegisch wird dieser Oljefondet oder auch Statens pensjonsfond genannt. Der norwegische Staatsfonds wurde am 1. Januar im Jahr 2006 gegründet. Dabei entstand der norwegische Staatsfonds aus dem Zusammenschluss der zuvor eigenständig agierenden Fonds “Nationaler Versicherungsfonds” und “Ölfonds”. Im September 2017 konnte der Fonds erstmals ein Verwaltungsvolumen in Höhe von über einer Billion US-Dollar aufweisen. Zum Ende des Jahres 2020 betrug das verwaltete Vermögen knapp über eine Billion Euro.
Der norwegische Staatsfonds besteht aus dem staatlichen Pensionsfonds und dem Ölfonds. Dabei erhält der Ölfonds auf direktem Wege die Einnahmen, welche Norwegen durch die Förderung von Erdöl erzielt. Der staatliche Pensionsfonds ist für die Verwaltung der Mittel der Sozialversicherung zuständig. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Sozialbeiträge der norwegischen Bürger so gewinnbringend wie möglich zu investieren. Die generierten Gewinne sollen für künftige Generationen oder für schlechte Zeiten zurückgelegt werden. Deshalb dürfen auch nur 4% des Fondsvolumens pro Jahr ausgegeben werden.
Der norwegische Staatsfonds dürfte vor allem deswegen international bekannt sein, weil es sich hierbei um den größten Staatsfonds der Welt handelt. Mit über einer Billion US-Dollar verwaltet der Fonds gigantische Summen. Zudem ist der norwegische Staatsfonds enorm erfolgreich. Denn das Kapital wird zu großen Anteilen in Aktien investiert. Der Bullenmarkt der letzten Jahre hat somit zu stattlichen Gewinnen geführt, wovon der Fonds sehr stark profitiert hat.
Der norwegische Staatsfonds konnte in der Vergangenheit eine jährliche Rendite von fast 8% pro Jahr erwirtschaften. Selbst die Coronakrise hatte nur kurzfristig negative Auswirkungen auf die positive Performance des norwegischen Staatsfonds. Denn im Jahr 2020 konnte der Fonds trotz Corona eine Rendite von 10,9% erreichen. Dementsprechend konnte das Vermögen des norwegischen Staatsfonds um etwas über 100 Milliarden Euro steigen. Dabei hat sich die Anlageklasse Aktien am besten entwickelt und konnte mit einer Wertsteigerung von 12,1% am meisten zu der positiven Rendite beitragen.
Insbesondere die großen Technologiekonzerne haben besonders von der Coronakrise profitiert und die Rendite beeinflusst. Der Erfolg des norwegischen Staatsfonds basiert demnach vor allem auf dem Aktienmarkt, welcher trotz Krisen und Korrekturen langfristig betrachtet immer gestiegen ist. Um die Volatilität und das Risiko abzuschwächen, investiert der norwegische Staatsfonds zudem zu rund einem Viertel in Anleihen und zu 2,5% in nicht börsengehandelte Immobilien. Im Jahr 2021 konnte der norwegische Staatsfonds sogar noch einen drauf legen und erzielte eine Rendite von stolzen 14,5%.
Der norwegische Staatsfonds ist unter anderem auch deshalb trotz Krisen erfolgreich, weil breit diversifiziert wird. So investiert der Fonds in insgesamt über 9.000 Unternehmen aus 73 Nationen.
Über die Anlagestrategie des norwegischen Staatsfonds bestimmt das norwegische Finanzamt. Dabei weist die Strategie, nach welcher der norwegische Staatsfonds seine Werte auswählt, einige Besonderheiten auf. Daher möchten wir dir diese in den folgenden Abschnitten im Detail näher erläutern.
Wie bereits zu Beginn des Artikels erklärt, besteht das Ziel des norwegischen Staatsfonds nicht nur in der gewinnbringenden Anlage der Sozialbeiträge, sondern soll auch als eine Art Vorsorgemaßnahme für schlechte Zeiten und künftige Generationen dienen. Um dies zu gewährleisten, darf das Kapital nicht verzockt werden, sodass keine Spekulationen erlaubt sind. Es wird nicht versucht, durch ausgeklügelte Strategien zu bestimmten Zeitpunkten in den Markt zu investieren. Das sogenannte Market-Timing findet daher keine Anwendung. Stattdessen wird mit einem langfristigen Investmenthorizont immer dann investiert, wenn gerade Kapital zur Verfügung steht.
Um nicht von einzelnen Branchen oder Ländern abhängig zu sein und sich besonders gut gegen Krisen zu wappnen, streut der norwegische Staatsfonds sein Kapital sehr breit. Insgesamt befinden sich etwas mehr als 9.000 Unternehmen aus 73 Ländern im Portfolio des norwegischen Staatsfonds. Dabei legt der Fonds das Kapital zudem in mehrere Anlageklassen an. So werden ein paar Prozent des verwalteten Vermögens in Immobilien angelegt, die nicht an der Börse gehandelt werden. Zudem besteht ein Drittel bis ein Viertel des Portfolios aus Anleihen, welche ein geringeres Risiko aufweisen als der Aktienmarkt, der die größte Position im Portfolio darstellt.
Der Fokus auf Aktien, welche etwa 70% des Portfolios ausmachen, ist der Grund für die hohen Renditen des norwegischen Staatsfonds.
Zudem steht die Nachhaltigkeit bei der Anlagestrategie des norwegischen Staatsfonds im Fokus. Investments müssen daher gewisse Kriterien erfüllen, damit der norwegische Staatsfonds bereit ist, Kapital zu investieren. Dabei legt der Fonds sein Kapital nur in Unternehmen an, die gewisse ethische Richtlinien erfüllen.
Anteile von Unternehmen, die gegen Menschenrechte verstoßen oder Massenvernichtungswaffen produzieren, werden daher nicht in den norwegischen Staatsfonds aufgenommen. Zudem ist man nicht mehr in Waffenhersteller oder Tabakunternehmen investiert. Auch Anteile an Unternehmen, die über 30% ihres Umsatzes im Bereich der Kohleenergie erzielen, wurden verkauft.
Nun, da du über die Anlagestrategie des norwegischen Staatsfonds bescheid weißt, möchten wir dir noch die Verteilung der Anlageklassen vorstellen. Dabei befinden sich 3 unterschiedliche Assetklassen im Portfolio des norwegischen Staatsfonds. Sowohl Aktien als auch Anleihen und Immobilien stellen zu unterschiedlichen Anteilen das Gesamtportfolio dar. Dabei soll der Mix dieser Anlageklassen die als Ziel gesetzte Rendite von 4% pro Jahr erreichen.
Die Anlageklasse Aktie stellt den mit Abstand größten Anteil im Portfolio des norwegischen Staatsfonds dar. Dabei besteht das Portfolio des Fonds in der Regel zu etwa zwei Drittel aus Aktien. Maximal darf der Anteil dieser Anlageklasse 70% betragen. Dabei befinden sich Unternehmensanteile aus aller Welt im Portfolio des norwegischen Staatsfonds.
Zu den größten Positionen des Fonds gehören Nestle (7,5 Milliarden Euro Investment), Facebook (8,4 Milliarden Euro Investment), Amazon (12,2 Milliarden Euro Investment), Alphabet (12,2 Milliarden Euro Investment), Microsoft (16,5 Milliarden Euro Investment) und Apple mit ebenfalls einem investierten Kapital in Höhe von etwa 16,5 Milliarden Euro. Dementsprechend spielen die großen US-Konzerne im Technologiebereich eine bedeutende Rolle. Aber auch einige deutsche Unternehmen befinden sich im Portfolio des norwegischen Staatsfonds wie beispielsweise Adidas, Daimler, Siemens oder SAP.
Anleihen stellen den zweitgrößten Anteil am Portfolio des norwegischen Staatsfonds. Dieser beträgt in der Regel ca. ein Drittel bis ein Viertel des Portfolios. Dabei darf der Anteil von Anleihen eine Höhe von 30% aber nicht überschreiten. Aufgrund des geringeren Risikos und der niedrigeren Volatilität von Anleihen soll diese Anlageklasse für eine Stabilisierung des Portfolios sorgen.
Immobilien machen den geringsten Anteil am Portfolio des norwegischen Staatsfonds aus. In der Regel liegt der Anteil hier bei 2,5% bis 3%. Maximal darf der Anteil von Immobilien auf 7% steigen. Der norwegische Staatsfonds hat im Jahr 2021 für etwa 108 Millionen Euro Logistik-Immobilien im Rhein-Ruhr-Gebiet und in Berlin gekauft. Das erste Investment in Immobilien wurde bereits im Jahr 2010 getätigt. Dabei kaufte der norwegische Staatsfonds Immobilien in der Londoner Regent Street. Der Fonds setzt auf Immobilien im Logistikbereich sowie auf Gebäude, die als Büros oder für den Einzelhandel genutzt werden.
Staaten bekommen durch den Erfolg des norwegischen Staatsfonds andere Möglichkeiten aufgezeigt, für die Rente der Bürger zu sorgen. Denn für viele westliche Staaten mit guter medizinischer Versorgung und geringer Geburtenrate ist das “normale” Rentensystem, welches über Umverteilung funktioniert, langfristig sehr problematisch. Denn wenn immer mehr ältere Menschen Geld in Form einer Rente vom Staat bekommen, aber nichts mehr einzahlen, während immer weniger junge Menschen da sind, um das System zu finanzieren, dann kann dies im schlimmsten Fall zum Kollaps führen.
Es gibt zwar Möglichkeiten, dem zumindest etwas entgegenzuwirken, indem das Renteneintrittsalter verkürzt wird und eine geringere Rente ausgezahlt wird, allerdings geht dies zu Lasten der Bevölkerung. Daher ist die Vorgehensweise des norwegischen Staatsfonds eine interessante Alternative, um den heutigen Problemen westlicher Gesellschaften, die durch den demografischen Wandel entstehen, entgegenzuwirken.
Privatanleger:innen können vom norwegischen Staatsfonds lernen, indem sie sich die Anlagestrategie des Fonds genauer ansehen. Denn der norwegische Staatsfonds streut seine Investments sehr breit. Über 9.000 Unternehmen aus 73 Ländern sind im Portfolio vertreten. Eine ausreichende Diversifikation kann schon mit deutlich weniger Unternehmen und Ländern erreicht werden, allerdings sollten Anleger:innen ihr Kapital zumindest über Branchen und Ländergrenzen hinweg streuen, um keinem Klumpenrisiko ausgesetzt zu sein.
Zudem investiert der norwegische Staatsfonds in mehrere Anlageklassen. Dadurch, dass ein Großteil des Portfolios aus Aktien besteht, kann eine hohe Rendite erwirtschaftet werden. Die defensiven Werte (also der Anteil an Anleihen und Immobilien) sorgen dafür, dass das Portfolio stabilisiert wird. Eine weitere wichtige Lektion, die Investor:innen von der Anlagestrategie des norwegischen Staatsfonds lernen können, ist, dass sich auch dann gute Renditen erzielen lassen, wenn nur unter Berücksichtigung bestimmter ethischer Faktoren investiert wird.
Es ist auch privaten Anleger:innen mittlerweile relativ einfach möglich, selbst komplexe Produkte, wie den norwegischen Staatsfonds mittels ETFs kostengünstig nachzubilden beziehungsweise ein ähnliches Portfolio aufzustellen. Hierfür bietet sich beispielsweise der All Countries World Investable Market Index an. Mithilfe dieses Index können etwa 99% des globalen Aktienmarkts abgedeckt werden. Denn in diesem Index sind fast 9.000 Unternehmen aus 47 Ländern enthalten. Mithilfe eines ETFs auf diesen Index lässt sich also mit nur einer einzigen Investition eine ähnlich breite Diversifizierung innerhalb des Aktienmarkts erzielen wie beim norwegischen Staatsfonds.
Als nächstes wird ein Anlageinstrument benötigt, welches den Anleihenanteil des Portfolios abbildet. Hier bietet sich ein Investment in einen ETF an, welcher weltweit in eine große Anzahl an Unternehmensanleihen investiert und aufgrund des niedrigen Risikos der Stabilisierung des Portfolios dient. Leider ist es für normale Anleger:innen ohne viel Kapital quasi unmöglich, direkt Immobilien zu erwerben. Eine sehr gute Option, um den Immobilienanteil abzubilden, stellen sogenannte REITs (Real Estate Investment Trusts) dar. Die Haupttätigkeit dieses Anlageinstruments besteht darin, erworbene Immobilien zu verwalten.
Hier noch eine übersichtliche Schritt für Schritt Anleitung, um das Portfolio des norwegischen Staatsfonds nachzubilden:
Bereits in den 1960ern wurden in Norwegen Ölvorkommen gefunden. Hiervon sollte auch die Bevölkerung profitieren. Allerdings sind Ölvorkommen begrenzt und der Ölpreis kann starken Schwankungen unterliegen. Daher wurde ein Plan benötigt, der die Zukunft von Norwegen sichert und das Land unabhängiger von seinen Ölvorkommen macht. Daher gründete man in den 1990ern den norwegischen Ölfonds, welcher mit umgerechnet etwa 200 Millionen Euro aufgelegt wurde. In diesem wurden die Gewinne aus dem Öl- sowie Gasgeschäft angelegt.
Im Jahr 2006 wurde dieser Fonds zusammen mit dem staatlichen Pensionsfonds Norwegen zusammengelegt und der norwegische Staatsfonds entstand. In diesem befinden sich auch die Sozialversicherungsbeiträge der Bürger Norwegens. In der Vergangenheit war der Anteil, den Aktien am gesamten Portfolio ausmachen, auf lediglich 40% begrenzt, mittlerweile sind aber bis zu 70% erlaubt.
Zudem darf der norwegische Staatsfonds seit 2010 auch in Immobilien investieren.
Wenn du noch auf der Suche nach dem richtigen Depot-Anbieter bist, dann können wir dir dabei helfen. Denn ohne ein Depot bist du nicht dazu in der Lage, Aktien oder ETFs zu kaufen. Eine Nachbildung des norwegischen Staatsfonds ist dann auch nicht möglich. Schau dir daher unbedingt unseren ausführlichen Depot-Vergleich genauestens an. Mithilfe der Informationen unseres Ratgebers wirst du in der Lage sein, den für dich passenden Anbieter auszuwählen.
Der norwegische Staatsfonds ist aufgrund des großen Erfolgs heutzutage sehr bekannt. Denn mittlerweile verwaltet der Fonds dank hoher Renditen über eine Billion Euro an Vermögen. Selbst im Jahr, in dem Corona auftrat, konnte eine lukrative Rendite erwirtschaftet werden. Dabei besteht das Portfolio aus einem sehr breit diversifizierten Aktienanteil sowie defensiven Werten, wie Anleihen und Immobilien. Aufgrund des demografischen Wandels westlicher Gesellschaften und des großen Erfolgs des norwegischen Staatsfonds könnte dies ein Modell der Zukunft sein, auf welches mehr Länder setzen.
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Hier findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Beim norwegischen Staatsfonds handelt es sich um den staatlichen Pensionsfonds von Norwegen. Dieser investiert und verwaltet die Einnahmen aus den Ölvorkommen und den Sozialversicherungsbeiträgen.
Der norwegische Staatsfonds investiert zu etwa 70% in Aktien, wobei hier mit über 9.000 Unternehmen fast der gesamte weltweite Markt abgedeckt wird. Etwa 25% bis 30% des Portfolios besteht aus Anleihen. Ein paar Prozent werden direkt in Immobilien angelegt.
Nein, der norwegische Staatsfonds befindet sich an keiner Börse und kann demnach nicht direkt gehandelt werden. Eine Alternative besteht darin, die im norwegischen Staatsfonds enthaltenen Werte über mehrere ETFs abzubilden.