Tagesgeldzinsen stagnieren oder sinken? Geldmarkt-ETFs und -fonds können eine interessante und clevere Alternative für sicherheitsbewusste Sparer zum Tagesgeld sein. Es handelt sich dabei um Fonds, die in sogenannte Geldmarktpapiere wie Schuldverschreibungen mit kurzer Restlaufzeit investieren. Welche Vorteile und Risiken haben Geldmarkt-ETFs und Geldmarktfonds? Lohnt es sich wirklich, diese Tagesgeldalternative als sicherer Anlage zu nutzen? Darauf und auf weitere Fragen gehen wir in unserem Beitrag ausführlich ein.
Bei Geldmarktfonds handelt es sich um Investmentfonds, die in Geldmarktpapiere und weitere Geldmarktinstrumente investieren. Sie werden aktiv verwaltet und unterscheiden sich insbesondere dadurch von Geldmarkt-ETFs. Typisch für Geldmarkt-ETFs ist, dass diese einen Index passiv nachbilden und häufiger in geldmarktnahe Wertpapiere investieren.
Die Gemeinsamkeiten zwischen Geldmarkt-ETFs und Geldmarktfonds bestehen darin, dass beide Fondsarten in Geldmarktpapiere und geldmarktnahe Papiere mit jeweils kurzen Laufzeiten bzw. Restlaufzeiten investieren, die über eine hohe Liquidität sowie ein geringes Risiko verfügen.
Die wesentlichen Unterschiede zwischen Geldmarkt-ETFs und Geldmarktfonds bestehen neben der Art des Managements (aktiv vs. passiv) in den Kosten sowie der Transparenz. Geldmarkt-ETFs sind in aller Regel kostengünstiger als Geldmarktfonds und deshalb transparenter, weil Anleger exakt wissen, welcher Index nachgebildet wird und in welche Wertpapiere investiert wird.
Bei aktiv gemanagten Geldmarktfonds hingegen kann der Fondsmanager relativ frei entscheiden, welche Geldmarktpapiere aufgenommen werden, was dem Anleger nicht immer vollständig transparent bekannt ist.
Wichtig zu wissen ist, dass Geldmarktfonds der EU-Geldmarktverordnung unterliegen. Diese Vorschrift besteht vor allem darin, dass es bei diesen Fonds eine hohe Transparenz und Liquidität geben soll. Ein Hauptziel der EU-Geldmarktverordnung besteht darin, die Geldstabilität zu erhöhen und so Sicherheit für Anleger zu erreichen. Wesentliche Bestandteile der Verordnung sind:
Bei Geldmarktinstrumenten handelt es sich um Finanzprodukte mit kurzen (Rest-)Laufzeiten, die im Normalfall höchstens ein Jahr betragen. Weitere Merkmale der Geldmarktinstrumente sind eine hohe Flexibilität sowie ein niedriges Risiko. Einige der bekanntesten Geldmarktpapiere und Geldmarktinstrumente im Überblick sind:
Hier handelt es sich um Geldmarktpapiere, die entweder von einem Staat oder einer öffentlichen Institution emittiert werden. Sie fallen in die Rubrik der Staatsanleihen und haben das Ziel, Geld von Anlegern einzusammeln.
Einlagenzertifikate sind kurzfristige Schuldtitel und werden im Gegensatz zu Schatzanweisungen in der überwiegenden Mehrheit von Banken ausgegeben. Sie beinhalten eine feste Verzinsung, die sich während der Laufzeit nicht verändert.
Geldmarktinstrumenten können ebenfalls Commercial Papers, kurz CPs, sein. Es handelt sich um kurzfristige Schuldtitel, die von Unternehmen emittiert werden und dazu dienen, Betriebskapital zu finanzieren.
Ebenfalls in den Bereich der Geldmarktinstrumente fallen Termingelder, die bei den meisten Anlegern in erster Linie als Festgelder bekannt sind. Es handelt sich um Einlagen, die bei Banken erfolgen und sowohl mit einer festen Laufzeit als auch mit einem garantierten Zins versehen sind.
Nahezu alle genannten Geldmarktinstrumente zeichnen sich dadurch aus, dass eine enge Beziehung und Orientierung an den Leitzinsen existiert. Der Geldmarkt als solcher ist Teil des Finanzmarktes, an dem kurzfristige und sehr liquide Finanzprodukte gehandelt werden.
Der wesentliche Zweck des Geldmarktes ist es, dass sich Banken untereinander Kredite geben und Geld ausgetauscht wird, ebenfalls zwischen Unternehmen und Staaten.
In dem Zusammenhang hat der Geldmarkt eine größere Bedeutung für die Geldpolitik, da zum Beispiel die EZB die Möglichkeit hat, die Zinssätze der Banken zu beeinflussen und so eine Steuerung der Liquidität vorzunehmen.
Es gibt sowohl bei Geldmarkt-ETFs als auch Geldmarktfonds mehrere Vorteile, die dazu führen, dass die Anlageprodukte als Alternative attraktiver als Tagesgelder sein können. Im Überblick sind die folgenden Vorzüge häufig anzutreffen:
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass du im Vergleich zum Tagesgeld bei Geldmarkt-ETFs und Geldmarktfonds kein sogenanntes „Hopping“ betreiben musst, um stets das Angebot mit der besten Rendite zu nutzen.
Neben den genannten Vorteilen gibt es bei Geldmarktfonds und -ETFs ebenfalls einige Nachteile und Risiken zu beachten. Im Überblick sind das:
Es ist eine individuelle Entscheidung, ob für Anleger:innen eher Geldmarkt-ETFs oder Geldmarktfonds die bessere Wahl sind, da beide Anlageprodukte im direkten Vergleich mehrere Stärken und Schwächen haben.
So gelten Geldmarkt-ETFs im Normalfall als kostengünstiger im Vergleich zu Geldmarktfonds, auch deshalb, weil es keinen Ausgabeaufschlag gibt und das Management lediglich passiv stattfindet und damit günstiger ist.
Auf der anderen Seite gibt es bei synthetischen ETFs ein Kontrahentenrisiko, welches in der Form bei Geldmarktfonds nicht existiert. Vorteilhaft bei Geldmarkt-ETFs ist wiederum die hohe Transparenz, weil im Gegensatz zum aktiven Management der Geldmarktfonds lediglich eine Index-Nachbildung stattfindet. Darüber hinaus ist die Flexibilität bei Geldmarkt-ETFs groß, weil die Anteile an der Börse gehandelt werden.
Unserer folgenden Tabelle kannst du noch einmal die wichtigsten Unterschiede im Vergleich zwischen Geldmarkt-ETFs und Geldmarktfonds entnehmen.
Eigenschaften | Geldmarkt-ETFs | Geldmarktfonds |
Kosten | 0,05 bis 0,20% im Jahr | 0,10 bis 0,50 % im Jahr |
Transparenz | Hoch | Mittel bis hoch |
Flexibilität | Hoch | Mittel bis hoch |
Risiko | Gering, bei synthetischen ETFs etwas höher | Gering |
Bei aktuellen Empfehlungen für Geldmarkt-ETFs und Geldmarktfonds ist es wichtig, eine klare Trennung zwischen ESTR-ETFs (Euro Short-Term Rate) und kurzlaufenden Staatsanleihen-ETFs vorzunehmen. Diesen Unterschied berücksichtigen wir ebenfalls bei unserer Empfehlungen einiger Geldmarkt-ETFs.
Wichtig zu wissen ist, dass ESTR-ETFs Indexfonds sind, welche die Euro Short-Term Rate als Basis haben. Das wiederum ist ein Referenzzinssatz, der seitens der EZB festgelegt wird. In dieser Rubrik können wir zum Beispiel die folgenden ETFs empfehlen:
Der Geldmarkt-ETF bildet den Solactive €STR +8.5 Daily Index ab. Dieser berechnet den €STR plus 0,085 Prozent. Die TER liegt bei 0,10 Prozent jährlich. Die Performance seit Auflage liegt bei etwa 0,55 Prozent.
Der ETF bildet den Solactive Euro Overnight Return Index ab, der den €STR zuzüglich 0,085 Prozent berechnet. Die TER liegt bei 0,10 Prozent und die bisherige Performance im Bereich von 0,35 Prozent.
Im Gegensatz zu den zuvor genannten ESTR-ETFs legen kurzlaufende Staatsanleihen-ETFs ihr Geld in Staatsanleihen an, die eine geringe Restlaufzeit haben. Sie sind etwas weniger anfällig für Zinsänderungen als es bei den ESTR-ETFs der Fall ist. Aus dieser Rubrik möchten wir Ihnen ebenfalls zwei ETF-Fonds empfehlen.
Der ETF bildet den ICE 0-3 Month Euro Government Bill Index ab. Er investiert in kurzlaufenden Staatsanleihen aus der Eurozone mit Laufzeiten bis 3 Monaten. Die TER beläuft sich auf 0,07 Prozent im Jahr, die Performance liegt bei etwa 0,4 Prozent.
Der ETF bildet den Deutsche Börse EUROGOV® Germany 1-3 Index ab und investiert in deutschen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von ein bis drei Jahren. Die TER liegt bei 0,15 Prozent im Jahr und die Performance bei ca. 3,65 Prozent im letzten Jahr.
Im Gegensatz zu diese Empfehlungen sind wir gegenüber einem weiteren Geldmarkt-ETF, dem Lyxor Smart Overnight Return EUR (LU1190417599) eher kritisch eingestellt. Das liegt daran, dass das Portfolio auf Tauschgeschäften (Swaps) basiert und nicht zum Beispiel aus Geldmarktpapieren oder Staatsanleihen besteht. Stattdessen findet ein Investment in Aktien statt. Sollte der Partner ausfallen, wäre automatisch auch der ETF in Aktien mit einem Kursrisiko investiert.
Wenn du dich für Geldmarkt-ETFs oder Geldmarktfonds interessierst, ist es einfach, diese zu kaufen. Orientiere dich gerne an der folgenden Schritt-für-Schritt Anleitung, die sowohl für Geldmarkt-ETFs als auch Geldmarktfonds gilt:
Du erteilst also sowohl beim Kauf der Geldmarkt-ETFs als auch der Geldmarktfonds eine Order an deinen Broker oder die Bank. Für dich spielt dabei keine Rolle, dass die ETFs an der Börse gekauft werden und die Anteile an Geldmarktfonds direkt bei der Fondsgesellschaft.
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Hier findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Geldmarkt-ETFs und Geldmarktfonds zählen zu den sichersten Anlageformen und fallen in die Risikoklasse I. Sie gelten als sehr sicher, jedoch nicht komplett risikofrei. Insbesondere durch Zinsänderungen oder das Kontrahentenrisiko kann es – in der Regel leichteren – Kursschwankungen kommen.
Die Renditen der Geldmarkt-ETFs und Geldmarktfonds sind in der Regel etwas höher als beim Tagesgeld, bewegen sich allerdings im Vergleich mit vielen anderen Anlageformen eher auf einem niedrigen Niveau. Durchschnittliche Erträge lagen in den vergangenen Jahren zwischen 0,3 und 2,0 Prozent.
Tatsächlich existiert bei einigen Geldmarktfonds ein Mindestanlagebetrag, der öfter zwischen 1.000 und 5.000 Euro liegt. Allerdings gibt es auch Anbieter mit niedrigeren, höheren oder gar keinen Mindestanlagesummen.
Wie oft die Erträge ausgeschüttet werden, ist von Fonds zu Fonds unterschiedlich. Manchmal geschieht das jährlich, hin und wieder quartalsweise und zum Teil alternativ auch monatlich.
Wenn du auf einer Suche nach einer sicheren und liquiden Geldanlage bist, bei der du dein Geld jederzeit verfügen kannst, sind sowohl Geldmarkt-ETFs als auch Geldmarktfonds sehr gut als Tagesersatz geeignet. Zudem ist die Rendite etwas höher, als es bei einer Tagesgeldanlage der Fall ist.
ESTR-ETFs investieren in den Euro Short-Term Rate als Basiszinssatz. Im Gegensatz dazu legen kurzlaufende Staatsanleihen-ETFs das Geld der Anleger in erster Linie in Staatsanleihen mit einer kurzen Restlaufzeit von meistens maximal einem Jahr an.
Eine andere Bezeichnung für das Kontrahentenrisiko ist Kreditrisiko. Damit ist gemeint, dass zum Beispiel der Herausgeber von Anleihen oder anderen Geldmarktpapieren, in welche der Fonds investiert ist, insolvent und somit zahlungsunfähig werden könnte. Ein Kursverlust beim Fonds ist somit nicht ausgeschlossen, wenn ein Kontrahent insolvent werden sollte.