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Flexible Pay

Flexible Pay

Die Energiekrise und Inflation haben die Lebenshaltungskosten vieler Menschen in Deutschland deutlich erhöht und führen bei einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung zunehmend zu finanziellen Engpässen. Finanzielle Sorgen wirken sich erheblich auf das allgemeine Wohlbefinden aus und zwingen viele dazu, Einsparungen vorzunehmen. In dieser Situation sind flexiblere Gehaltszahlungen gefragter denn je. Flexible Pay, auch bekannt als „Earned Wage Access“, bietet hier eine vielversprechende Lösung. In diesem Artikel klären wir die Frage, wie flexible Zahlungen die finanzielle Situation von Arbeitnehmer:innen verbessern können.

Was ist Flexible Pay?

Flexible Pay ermöglicht es Arbeitnehmer:innen, bereits während des laufenden Monats auf einen Teil ihres verdienten Geldes zuzugreifen, anstatt bis zum Ende des Monats oder Monatsende zu warten. Diese flexiblen Gehaltszahlungen geben den Arbeitnehmer:innen mehr Freiheit und Flexibilität, um finanzielle Engpässe zu überbrücken und unerwartete Ausgaben zu decken.

Dabei gibt es unterschiedliche Flexible Pay Modelle:

  • Earned Wage Access (EWA): Mitarbeitende können digital über eine App auf ihr bereits verdientes Gehalt zugreifen und es bei Bedarf abheben.
  • Gutscheine: Auszahlungen in Form von Gutscheinen für Produkte des täglichen Bedarfs.
  • Direkte Auszahlungen: Möglichkeit, sich schon vor dem offiziellen Zahltag einen Teil des Gehalts auszahlen zu lassen.

Laut der Employee Financial Wellness Survey von PwC sehen sich 57 % der Arbeitnehmer:innen finanziellen Belastungen ausgesetzt, die sich negativ auf ihre Produktivität und ihr Wohlbefinden auswirken.

Dieses Phänomen führt zu „The Big Quit„, bei dem immer mehr Menschen ihre Jobs kündigen. Flexible Pay kann dazu beitragen, diesen Trend zu stoppen, indem es den finanziellen Druck auf Arbeitnehmer:innen mindert.

Vorteile für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen

  • Sofortiger Zugriff auf das eigene verdiente Geld
  • Arbeitnehmer:innen könnnen liquide bleiben, wenn das Geld mal knapp werden sollte
  • Sie können dadurch teure Kredite und Überziehungszinsen vermeiden
  • Weniger finanzieller Stress

Durch Flexible Pay können Mitarbeitende schon vor dem Monatsende über ihr verdientes Geld verfügen und so finanzielle Sorgen mindern, aber auch aus der Perspektive der Arbeitgeber:innen gibt es Vorteile:

  • Steigerung der Mitarbeiter:innenzufriedenheit und -bindung.
  • Verbesserung des Arbeitgeber:innenimages durch Übernahme sozialer Verantwortung.
  • Erhöhung der Produktivität, da finanzielle Sorgen erheblich auf das allgemeine Wohlbefinden wirken
  • Wettbewerbsvorteil bei der Gewinnung neuer Talente durch moderne Flexible Pay-Modelle

Eine Studie der Harvard Business School aus dem Jahr 2022 zeigt, dass Earned Wage Access (EWA) die Mitarbeiter:innenbindung signifikant erhöht und finanziellen Stress reduziert. Die Untersuchung ergab, dass Arbeitnehmer:innen, die EWA nutzen, eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit haben, das Unternehmen zu verlassen. Besonders bei Arbeitnehmer:innen mit niedrigerer Qualifikation ist der Effekt, dass EWA Mitarbeiter bindet, verstärkt zu beobachten.

Flexible Pay & Arbeitsrecht in Deutschland

Gemäß § 614 BGB ist die Vergütung nach der Leistung der Dienste zu entrichten. Die Fälligkeit der Vergütung kann jedoch ausdrücklich vertraglich vereinbart werden. Das bedeutet, dass Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen flexible Gehaltszahlungen vereinbaren können, solange dies im Arbeitsvertrag festgehalten wird.

Aus der Sicht der Arbeitgeber:innen ist anzumerken, dass sich dadurch buchhalterisch ein höherer Verwaltungsaufwand ergeben könnte. Daher ist Flexible Pay in Deutschland bislang noch relativ neu und nicht sonderlich weitverbreitet. In den USA und Großbritannien hingegen ist „Earned Wage Access“ bereits seit Langem üblich. Dort nutzen viele Unternehmen Flexible Pay-Modelle, um ihren Mitarbeitenden finanzielle Flexibilität zu bieten.

Je mehr Flexible Pay-Lösungen jedoch automatisiert werden, desto geringer wird der damit verbundene Aufwand werden. Langfristig dürfte es daher dazu führen, dass dieses Modell für Unternehmen aus Deutschland zunehmend interessant wird, um im Wettbewerb um Talente zu bestehen.

Wie funktioniert Flexible Pay in der Praxis?

  • Mitarbeiter:innen können zu einem beliebigen Zeitpunkt des Monat einen Teil ihres bereits verdienten Gehalts auszahlen lassen
  • Einige Modelle ermöglichen es, Mitte des Monats die Hälfte des Gehalts zu erhalten
  • Andere ermöglichen, sich täglich einen Teil des verdienten Geldes auszahlen zu lassen

Inzwischen gibt es bereits einige gute Beispiele für Flexible Pay, die in der realen Welt existieren. Darunter fallen:

Uber

Ein bekanntes Beispiel für Flexible Pay ist Uber. Fahrer:innen können dort direkt nach Erbringung der Arbeitsleistung auf einen Teil ihrer Vergütung zugreifen. Dies ermöglicht ihnen, ihre Einnahmen schneller zu erhalten und finanzielle Flexibilität zu gewinnen.

paygood

Die HR Improvement GmbH hat mit paygood die erste Earned Wage Access (EWA) App für den deutschsprachigen Markt entwickelt. Mitarbeitende können jederzeit sicher und diskret über die App einen Teil ihres erarbeiteten Lohns bzw. Gehalts anfordern. Der ausgezahlte Lohnanteil wird dann mit der nächsten Lohn- und Gehaltsabrechnung automatisch verrechnet. Zudem bietet paygood Informationen rund um das Thema finanzielle Stabilität und unterstützt Mitarbeitende bei Budgetierung und finanzieller Planung.

Happy-Gründer Jan Riem

Unternehmen wie das von Happy-Gründer Jan Riem bieten ebenfalls Flexible Pay-Lösungen an. Diese ermöglichen es den Mitarbeiter:innen, über digitale Plattformen frühzeitig auf ihr Gehalt zuzugreifen, was besonders in finanziellen Notlagen hilfreich sein kann.

Internationaler Einzelhandel

In Ländern wie den USA und Großbritannien bieten große Einzelhandelsketten ihren Mitarbeitenden Earned Wage Access an. Dies hat zu einer erhöhten Mitarbeiterzufriedenheit und geringeren Fluktuationsraten geführt.

Flexible Zahlungen im Einzelhandel: Das Beispiel Klarna Instore

Neben Flexible Pay für Gehaltszahlungen gibt es bereits weitere flexible Zahlungsoptionen für Kund:innen im Einzelhandel in Deutschland. Ein prominentes Beispiel ist Klarna Instore, das es ermöglicht, flexible Zahlungen überall dort anzubieten, wo Verkäufer:innen in direkten Kontakt mit Kund:innen treten.

Wie funktioniert Klarna Instore?

  • An der Kasse: Ein Zahlungslink wird per SMS, E-Mail oder durch Scannen eines QR-Codes auf das Mobiltelefon der Kund:in gesendet.
  • Zahlungsart wählen: Die Kund:in wählt eine flexible Zahlungsoption, von „In 30 Tagen bezahlen“ bis zu monatlichen Teilzahlungen mit einer Kreditentscheidung in Echtzeit.
  • Bestätigung: Nach Abschluss der Zahlung erhalten sowohl die Verkäufer:in als auch die Kund:in eine Bestätigung. Der Kauf kann in der Klarna-App verwaltet werden.

Die Vorteile des Systems für Käufer:innen liegen dabei auf der Hand:

  • Kund:innen können selbst entscheiden, wann und wie sie bezahlen möchten, was den Einkauf komfortabler macht.
  • Nutzer:innen von Finanzierungen haben einen höheren durchschnittlichen Bestellwert, was den Umsatz für Händler steigert.
  • Durch das Angebot von flexiblen Zahlungsoptionen fühlen sich Kund:innen wohler und kehren häufiger zurück.
  • Klarna übernimmt das volle Betrugs- und Kreditrisiko für Verkäufer, während Kund:innen von umfassendem Käuferschutz profitieren.

Zunehmend mehr Geschäfte akzeptieren diese Art Teilzahlung, und insbesondere in der jüngeren Generation erfreut sie sich besonderer Popularität. Dies geht jedoch auch mit einem gewissen Risiko einher, denn bei vielen jungen Käufer:innen ist ein ausgeprägtes Bewusstsein für finanzielle Mittel noch nicht gegeben. So können diese sogenannten Laterpay-Modelle schnell zur Kostenfalle werden.

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Kirill Seregin Profilfoto

Erstellt von

Kirill hat Rechtswissenschaften studiert und investiert bereits seit 2012 in Aktien und seit 2016 in Kryptowährungen. Er hat mehrere offizielle Publikationen bei dem bekannten Digital-Magazin t3n, war Chefredakteur bei Blockchainwelt.de und Coin-Ratgeber.de und wurde mehrfach für den Black Bull Award von Finanzkongress.de nominiert. Privat setzt er primär auf Kreditkarten mit zahlreichen Perks und gutem Cashback und will sein Wissen mit unseren Leser:innen teilen.

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Zuletzt aktualisiert am 7. November 2024

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