Die Energiekrise und Inflation haben die Lebenshaltungskosten vieler Menschen in Deutschland deutlich erhöht und führen bei einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung zunehmend zu finanziellen Engpässen. Finanzielle Sorgen wirken sich erheblich auf das allgemeine Wohlbefinden aus und zwingen viele dazu, Einsparungen vorzunehmen. In dieser Situation sind flexiblere Gehaltszahlungen gefragter denn je. Flexible Pay, auch bekannt als „Earned Wage Access“, bietet hier eine vielversprechende Lösung. In diesem Artikel klären wir die Frage, wie flexible Zahlungen die finanzielle Situation von Arbeitnehmer:innen verbessern können.
Flexible Pay ermöglicht es Arbeitnehmer:innen, bereits während des laufenden Monats auf einen Teil ihres verdienten Geldes zuzugreifen, anstatt bis zum Ende des Monats oder Monatsende zu warten. Diese flexiblen Gehaltszahlungen geben den Arbeitnehmer:innen mehr Freiheit und Flexibilität, um finanzielle Engpässe zu überbrücken und unerwartete Ausgaben zu decken.
Dabei gibt es unterschiedliche Flexible Pay Modelle:
Laut der Employee Financial Wellness Survey von PwC sehen sich 57 % der Arbeitnehmer:innen finanziellen Belastungen ausgesetzt, die sich negativ auf ihre Produktivität und ihr Wohlbefinden auswirken.
Dieses Phänomen führt zu „The Big Quit„, bei dem immer mehr Menschen ihre Jobs kündigen. Flexible Pay kann dazu beitragen, diesen Trend zu stoppen, indem es den finanziellen Druck auf Arbeitnehmer:innen mindert.
Durch Flexible Pay können Mitarbeitende schon vor dem Monatsende über ihr verdientes Geld verfügen und so finanzielle Sorgen mindern, aber auch aus der Perspektive der Arbeitgeber:innen gibt es Vorteile:
Eine Studie der Harvard Business School aus dem Jahr 2022 zeigt, dass Earned Wage Access (EWA) die Mitarbeiter:innenbindung signifikant erhöht und finanziellen Stress reduziert. Die Untersuchung ergab, dass Arbeitnehmer:innen, die EWA nutzen, eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit haben, das Unternehmen zu verlassen. Besonders bei Arbeitnehmer:innen mit niedrigerer Qualifikation ist der Effekt, dass EWA Mitarbeiter bindet, verstärkt zu beobachten.
Gemäß § 614 BGB ist die Vergütung nach der Leistung der Dienste zu entrichten. Die Fälligkeit der Vergütung kann jedoch ausdrücklich vertraglich vereinbart werden. Das bedeutet, dass Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen flexible Gehaltszahlungen vereinbaren können, solange dies im Arbeitsvertrag festgehalten wird.
Aus der Sicht der Arbeitgeber:innen ist anzumerken, dass sich dadurch buchhalterisch ein höherer Verwaltungsaufwand ergeben könnte. Daher ist Flexible Pay in Deutschland bislang noch relativ neu und nicht sonderlich weitverbreitet. In den USA und Großbritannien hingegen ist „Earned Wage Access“ bereits seit Langem üblich. Dort nutzen viele Unternehmen Flexible Pay-Modelle, um ihren Mitarbeitenden finanzielle Flexibilität zu bieten.
Je mehr Flexible Pay-Lösungen jedoch automatisiert werden, desto geringer wird der damit verbundene Aufwand werden. Langfristig dürfte es daher dazu führen, dass dieses Modell für Unternehmen aus Deutschland zunehmend interessant wird, um im Wettbewerb um Talente zu bestehen.
Inzwischen gibt es bereits einige gute Beispiele für Flexible Pay, die in der realen Welt existieren. Darunter fallen:
Ein bekanntes Beispiel für Flexible Pay ist Uber. Fahrer:innen können dort direkt nach Erbringung der Arbeitsleistung auf einen Teil ihrer Vergütung zugreifen. Dies ermöglicht ihnen, ihre Einnahmen schneller zu erhalten und finanzielle Flexibilität zu gewinnen.
Die HR Improvement GmbH hat mit paygood die erste Earned Wage Access (EWA) App für den deutschsprachigen Markt entwickelt. Mitarbeitende können jederzeit sicher und diskret über die App einen Teil ihres erarbeiteten Lohns bzw. Gehalts anfordern. Der ausgezahlte Lohnanteil wird dann mit der nächsten Lohn- und Gehaltsabrechnung automatisch verrechnet. Zudem bietet paygood Informationen rund um das Thema finanzielle Stabilität und unterstützt Mitarbeitende bei Budgetierung und finanzieller Planung.
Unternehmen wie das von Happy-Gründer Jan Riem bieten ebenfalls Flexible Pay-Lösungen an. Diese ermöglichen es den Mitarbeiter:innen, über digitale Plattformen frühzeitig auf ihr Gehalt zuzugreifen, was besonders in finanziellen Notlagen hilfreich sein kann.
In Ländern wie den USA und Großbritannien bieten große Einzelhandelsketten ihren Mitarbeitenden Earned Wage Access an. Dies hat zu einer erhöhten Mitarbeiterzufriedenheit und geringeren Fluktuationsraten geführt.
Neben Flexible Pay für Gehaltszahlungen gibt es bereits weitere flexible Zahlungsoptionen für Kund:innen im Einzelhandel in Deutschland. Ein prominentes Beispiel ist Klarna Instore, das es ermöglicht, flexible Zahlungen überall dort anzubieten, wo Verkäufer:innen in direkten Kontakt mit Kund:innen treten.
Die Vorteile des Systems für Käufer:innen liegen dabei auf der Hand:
Zunehmend mehr Geschäfte akzeptieren diese Art Teilzahlung, und insbesondere in der jüngeren Generation erfreut sie sich besonderer Popularität. Dies geht jedoch auch mit einem gewissen Risiko einher, denn bei vielen jungen Käufer:innen ist ein ausgeprägtes Bewusstsein für finanzielle Mittel noch nicht gegeben. So können diese sogenannten Laterpay-Modelle schnell zur Kostenfalle werden.
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