Bei Eigenkapital oder Eigenmittel handelt es sich um Kapital bzw. Mittel eines Unternehmens oder einer Privatperson, die dauerhaft frei verfügbar sind. Eigenkapital spielt für Unternehmen und Privatpersonen u.a. bei der Beschaffung fremder Geldmittel eine wichtige Rolle. In unserem Beitrag werden wir uns zunächst mit dem Eigenkapital im Unternehmen beschäftigen, bevor wir im zweiten Teil auf das Eigenkapital für Privatpersonen eingehen.
Das Wichtigste in Kürze
In der Betriebswirtschaftslehre und Finanzwesen gibt es unterschiedliche Definitionen des Begriffs Eigenkapital. Das liegt u.a. am getrennten Betrachten verschiedener Aspekte des Eigenkapitals.
Bei vielen Definitionsansätzen wird Eigenkapital im Zusammenhang mit Unternehmen als das gesamte Kapital angesehen, das bei der Firmengründung von Unternehmenseigentümer / Gesellschaftern aufgebracht wurde.
Das Kapital verbleibt dabei dauerhaft als erwirtschafteter Gewinn im Unternehmen und wird für die Geschäftsausübung genutzt. Mögliche Formen von Kapital sind Bargeld und Bankguthaben sowie Wirtschafts- und Sachgüter (Firmenimmobilien, Maschinen, Rohstoffe, etc.).
Zu den Aspekten, die bei der Definition von Eigenkapital eine Rolle spielen, gehören:
Grundsätzlich handelt es sich beim Eigenkapital um eine Kapitalart in der Unternehmensfinanzierung.
Abhängig von der Rechtsform des Unternehmens ist die Höhe des Eigenkapitals durch den Gesetzgeber geregelt. Diese Unterschiede gibt es:
Eigenkapital in einer GmbH, AG & im Einzelunternehmen h3
Bei einer GmbH muss das Stammkapital laut GmbH-Gesetz (§5 Absatz 1 GmbHGE) mindestens 25.000 Euro betragen.
Für eine Aktiengesellschaft (AG) schreibt das Aktiengesetz (§ 7 Aktiengesetz) unabhängig einer Börsennotierung ein Mindeststammkapital 50.000 Euro vor.
Ein Einzelunternehmen kennt keine Vorschriften zum Mindestkapital. Dafür haftet der/die Einzelunternehmer:in bei einer Insolvenz in voller Höhe mit seinem privaten Vermögen. Anders als bei der GmbH gibt es keine Haftungsbeschränkung.
Die Gründung und der Betrieb eines Unternehmens erfordern bestimmte Investitionen. Eigenkapital allein oder mit Fremdkapital ist in vielen Fällen die Voraussetzung, um eine eigene Geschäftsidee wirklich werden zu lassen.
Als eine Form von Eigenkapital eigene Mittel wie Computer oder Auto in ein Unternehmen eingebracht werden. Geleaste Technik oder Fahrzeuge sind kein Eigenkapital, sondern werden als Betriebsausgaben gebucht. Kredite von Banken und anderen Investor:innen sind Fremdkapital und Schulden gegenüber Dritten. Das Eigenkapital und weiteres Fremdkapital bilden das Gesamtkapital eines Unternehmens.
Eigenkapital ist wichtig, weil:
Das für die Gründung einer Firma erforderliche Eigenkapital kann im Prinzip aus denselben Quellen stammen, wie es Banken für ein Immobilien-Darlehen vorsehen. Als Unternehmer:in musst du dein geschäftliches Kapital und dein Privatvermögen getrennt halten. Das funktioniert am besten über ein Geschäftskonto zum privaten Girokonto.
Zum Eigenkapital zählen:
Anders als bei Einzelunternehmen regelt das Handelsgesetzbuch nach §266 die Positionen, die als Eigenkapital in einer Bilanz von Kapitalgesellschaften eingebracht werden können.
Die Berechnung des Eigenkapitals erfolgt in einer Gegenüberstellung von Vermögen und den Schulden eines Unternehmens. Die Differenz der beiden Seiten ergibt das Eigenkapital in der Bilanz.
Die Formel für das Eigenkapital lautet:
Eigenkapital = Vermögen minus Schulden
Wird ein Überschuss ermittelt, wird dieser als Reingewinn ausgewiesen. Ergibt die Berechnung einen negativen Betrag, ist das Unternehmen überschuldet. Eine Überschuldung ist ein Grund für eine Insolvenz.
Können dem Vermögen zusätzlich sogenannte stille Reserven zugewiesen werden, ist das Ergebnis der Eigenkapitalberechnung das sogenannte effektive Eigenkapital.
Die Eigenkapitalquote ist eine wichtige unternehmerische Größe und Aktienkennzahl. Sie beschreibt das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme bzw. Gesamtkapital. Eigenkapitalquote ist eine Kennzahl, die von Gläubiger:innen, Analyst:innen und Investor:innen zur Bewertung des Unternehmens herangezogen werden. Sie zeigt an, inwieweit ein Unternehmen in der Lage ist, sich aus eigenen Mitteln zu finanzieren und auf Fremdkapital zu verzichten.
Errechnet wird die Eigenkapitalquote nach folgender Formel:
Eigenkapitalquote = Eigenkapital * 100 / Gesamtkapital
Angenommen, das Gesamtkapital beträgt 200.000 Euro und davon machen eigene Mittel 50.000 Euro aus. Dann beträgt die Eigenkapitalquote 25 Prozent.
Eine hohe Eigenkapitalquote sagt aus, dass ein Unternehmen seine Finanzierung oder Investitionen zu wesentlichen Teilen aus eigener Kraft stemmt. Entsprechend gering ist der Anteil an Fremdkapital (Schulden). Eine Eigenkapitalquote von mindestens 20 Prozent bis 30 Prozent wird als günstig angesehen.
Fremdkapital ist ein wesentlicher Bestandteil einer Unternehmensfinanzierung. Eigenkapital ist Vergleich mit Fremdkapital teurer. Die Kosten einer Fremdfinanzierung fallen unter die Betriebsausgaben, die den Gewinn reduzieren und die Unternehmenssteuern mindern.
Geld, das einer Privatperson selbst gehört und über das jederzeit und dauerhaft selbst frei verfügt werden kann – wäre eine mögliche und einfache Definition von Eigenkapital in Privathaushalten.
Privates Eigenkapital definiert sich nicht einfach als das Vorhandensein von „viel Geld“ bzw. einen Zugriffe darauf zu haben. Dieses Geld könnte geliehen sein (Bankkredit), sodass es nicht dauerhaft zur Verfügung steht (Rückzahlung) und sogar Kosten verursacht.
Die freie Verfügung privater Mittel unterliegt vielfach sachlichen und zeitlichen Beschränkungen. Private Mittel sind an Projekte und Investitionen gebunden, bei denen ein Ausstieg mehr oder weniger schnell möglich ist. Geldanlagen und Beteiligungen lassen sich nur unter Bedingungen zügig liquidieren und in frei verfügbare Mittel zurückwandeln.
Private Mittel können untergliedert werden in:
Sichere Geldanlagen sind weitestgehend von Wertschwankungen ausgenommen und können komplett 1:1 für die Berechnung des Eigenkapitals herangezogen und aufaddiert werden.
Für Kapitalanlagen mit Wertschwankungen erfolgt die Berechnung des Eigenkapitals unter Einbeziehung eines Risikoabschlags. Beim Verkauf der Wertpapiere kann der erlöste Beitrag vom Eigenkapital abweichen.
Nicht verfügbare Geldanlagen erhöhen langfristig das Eigenkapital, aber sie sind in der Regel nicht kurzfristig liquidierbar. Damit stehen sie bei einem unmittelbaren Finanzierungsbedarf nicht zur Verfügung.
Wer auf Kredit angewiesen ist, sollte sich vor dem eigentlichen Kreditantrag die Höhe des eigenen vorhandenen Kapitals berechnen. Beim Eigenkapital aus dem Depot an Aktien, Anleihen und Fondsanteilen wird wegen der möglichen Kursschwankungen nicht der komplette Kapitalwert berücksichtigt. Bei der Tilgung können Kapitalanlagen einbezogen werden, deren Verfügbarkeit zu einem späteren Zeitpunkt gegeben ist. Auch Immobilien zählen zum Eigenkapital, soweit sie nicht durch eine Grundschuld belastet werden.
So wirkt sich dein Eigenkapital auf deine Finanzierung aus.
Girokonten | 3.500 Euro |
Sparguthaben | 2.500 Euro |
Festverzinsliche Wertpapiere | 15.500 Euro |
Aktien & Investmentfonds | 100.000 Euro |
Zuteilungsreifes Bausparguthaben | 25.000 Euro |
Rückkaufswert der Lebensversicherung | 25.000 Euro |
Sonstige Werte, altes Grundstück | 45.000 Euro |
Geldgeschenk | 0 Euro |
Wert der Eigenleistung | 0 Euro |
Ergebnis | das Eigenkapital beträgt 216.500,00 Euro |
Mit diesem einsetzbaren Eigenkapital könntest du eine Immobilie bis 895.000 Euro und weitere Kaufnebenkosten von 11 Prozent (rund 105.000 Euro) finanzieren. Im Beispiel wird von einer Finanzierung mit einem Eigenkapitalanteil von etwas über 20 Prozent ausgegangen. Der maximale Finanzierungsbetrag kann je nach Eigenkapitalanforderung des Kreditgebers darunterliegen. Je nach Kreditinstitut wird bei Immobilienfinanzierungen ein Eigenkapital von bis 30 Prozent verlangt. Teilweise sind 0-Prozent-Finanzierungen möglich.
Der Einsatz von Eigenkapital bei Finanzierungen von Immobilien ist vielfach eine Finanzierungsbedingung und ermöglicht günstige Zinsen. Dabei kann das Vorhalten eines Notgroschens sinnvoll sein.
Für Unternehmer wie Privatpersonen gilt in gleicher Weise, dass sie den Einsatz von Eigenkapital mit einer Liquiditätsreserve planen. Zusätzlich sind die allgemeinen Lebenshaltungskosten bei einer Kreditaufnahme ausreichend zu berücksichtigen.
Anderenfalls drohen bei unvorhergesehenen Ausgaben oder Schwächeperioden finanzielle Schwierigkeiten. Das würde eine laufende Finanzierung oder die Unternehmensführung gefährden.
Mit Eigenkapital günstig Fremdkapital aufnehmen
Eigenkapital spielt eine wichtige Rolle bei der Bewilligung von Immobilienfinanzierungen und Unternehmenskrediten. Auch wenn es Kreditinstitute gibt, die den Immobilienerwerb ohne Eigenkapital anbieten, zahlt es sich für Kreditnehmer:innen aus, Eigenkapital von wenigstens 20 Prozent bezogen auf die Finanzierungssumme insgesamt beizusteuern. Die Konditionen dieser 0-Prozent-Finanzierungen sind schlechter als bei Krediten mit ausreichend Eigenkapital.
Existenzgründer:innen und Unternehmer:innen können ohne eigene Mittel nur erschwert eine Bankfinanzierung erhalten. Eine Möglichkeit bietet die KfW-Bank, die für die Bank eine sogenannte Ausfall-Bürgschaft übernimmt. Deren Bürgschaftvergabe hängt vom Businessplan und den Erfolgsaussichten ab.
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Hier findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Zum Eigenkapital von Unternehmen gehören Bareinlagen (Kontogutgaben, Festgeld) und Sacheinlagen (Grundstücke, Maschinen oder Materialbestand) sowie im Unternehmen verbleibende Gewinne. Im Handelsrecht ist das Eigenkapital in der Bilanz für Kapitalgesellschaften geregelt. Eigenkapital für Privatpersonen besteht u.a. aus frei verfügbarem Geld (Girokonto, Bargeld), Geldanlagen, Bausparvertrag, Grundstücke, Darlehen (Verwandtendarlehen, Arbeitgeberdarlehen).
Eine allgemeine Regel über das Verhältnis Eigenkapital zu Fremdkapital (Eigenkapitalquote) gibt es nicht. Für die meisten Aktienanalyst:innen besitzt ein solide finanziertes Unternehmen eine Eigenkapitalquote von 30 Prozent und höher.
Die Einlagen der Unternehmenseigentümer und Investoren bilden das Eigenkapital. Auch ein erzielter und im Unternehmen verbliebener Gewinn wird zum Eigenkapital gerechnet. Eigenkapital kann sich aus eigenen Mitteln und/oder Gewinne zusammensetzen.
Eigenkapital muss beim Hauskauf oder einer anderen Finanzierung sofort eingesetzt werden. In Bankkreisen wird nach dem Grundsatz „Eigenkapital vor Fremdkapital“ verfahren. Die finanzierende Bank auf das Überweisen der vereinbarten Eigenkapitalsumme bestehen, bevor sie den Kredit auszahlt.
Die meisten Immobilienfinanzierungen werden unter Einsatz von 20 bis 30 Prozent Eigenkapital abgewickelt. Einige Kreditgeber ermöglichen beim Immobilienkauf die Baufinanzierung ohne Eigenkapital. Relativ hohe Zinssätze und Tilgungsraten machen diese Finanzierungsform teuer. Anforderungen an Kreditnehmer:innen sind daher sehr gute Bonität und eine gut bezahlte sichere Beschäftigung (öffentlicher Dienst, Beamte).
Eigenkapital bedeutet für die Bank ein geringeres Finanzierungsrisiko. Die Folge ist ein günstigerer Zinssatz einer Baufinanzierung. Mehr Eigenkapital bedeutet weniger Schulden und ein meist früherer Abschluss der Kredittilgung.
Beim Kauf einer Immobilie wird Eigenkapital in Höhe von 20 bis 30 Prozent der Gesamtkosten empfohlen. Besser ist es, eigene Mittel darüber hinaus aufzubringen. Ein steigender Eigenkapitalanteil reduziert den Kreditbedarf.
Als Eigenkapital zählen eigene Mittel und eigenes Vermögen, sprich alles Geld, was nicht vom Kreditgeber kommt. Neben Bargeld werden Wertpapieranlagen, Geldanlagen, vorhandener Immobilienbesitz und Eigenleistung als Eigenkapital bei einer Baufinanzierung berücksichtigt.