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Disagio

Im Finanzbereich haben sowohl Kreditnehmer:innen als auch Anleger:innen oft mit Zinsen zu tun. Manchmal berechnet die Bank zusätzlich oder alternativ ein sogenanntes Disagio. Dies wird alternativ auch als Abschlag, Damnum oder Abgeld bezeichnet.

In unserem Beitrag beschäftigen wir uns damit, was ein Disagio ist und worin der Unterschied zum Agio besteht. Ferner gehen wir darauf ein, wie und warum das Disagio in der Praxis angewendet wird. Du erfährst darüber hinaus, was es mit dem Abgeld bei Krediten und Anleihen auf sich hat, wer von dem Abschlag profitiert und worin die Vor- und Nachteile eines sogenannten Damnums bestehen.

Disagio (Beitragsbild)

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Disagio ist ein mögliches Mittel im Finanzbereich, welches insbesondere im Zusammenhang mit Krediten oder auch Wertpapieren genutzt wird.
  • Das Gegenteil des Disagios ist das Agio, bei dem es sich um einen Aufschlag handelt.
  • Vorteilhaft sind Disagios für Kund:innen insbesondere beim Wertpapierkauf, weil sie dadurch geringere Kosten haben.
  • Durch das Abgeld bei einem Darlehen verringert sich die monatliche Kreditrate.

Was ist das Disagio?

Beim Disagio handelt es sich um einen Abschlag, der in der Praxis häufig auch als Abgeld oder Damnum bezeichnet wird. Zum Einsatz kommen Abgelder sowohl bei Krediten als auch bei bestimmten Geldanlagen, wie zum Beispiel dem Investment in bestimmte Wertpapiere, vornehmlich Anleihen. Der wesentliche Zweck eines Disagios besteht darin, Zinsen zu kompensieren, die im Zusammenhang mit dem Darlehen oder der Geldanlage stehen. So führen die Abschläge zum Beispiel im Rahmen eines Darlehens dazu, dass ein geringerer Betrag ausgezahlt wird als Darlehensnehmer:innen offiziell aufgenommen haben.

Disagio vs. Agio: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Das Gegenteil des Disagios bildet das Agio. Während es sich beim Disagio um einen Abschlag handelt, kennzeichnet sich das Agio dadurch, dass ein Aufschlag gemacht wird. Dieser wird alternativ häufig auch als Aufgeld bezeichnet. Wie das Disagio kommt auch das Agio insbesondere bei Krediten und Wertpapieren zum Einsatz. Sowohl das Disagio als auch das Agio beziehen sich immer auf den entsprechenden Nennwert, beispielsweise den nominalen Anleihebetrag oder den Kreditbetrag, der Bankkund:innen zur Verfügung gestellt wird.

Deshalb findet die Anwendung des Disagios statt

Häufig kommt das Disagio vor allem im Kreditbereich zur Anwendung, wobei das Abgeld den Auszahlungsbetrag reduziert. Die Bank profitiert in einem solchen Fall davon, dass deren Einnahmen im Grunde sofort fließen, nachdem der entsprechende Betrag zur Verfügung gestellt wurde. Kreditgeber veranschlagen also durch das Abgeld im Prinzip einen Teil des zu zahlenden Zinses sofort, der sonst üblicherweise komplett in der monatlichen Darlehensrate enthalten ist. Aber auch aus Sicht der Darlehensnehmer:innen ist das Damnum mitunter sinnvoll, weil sich dadurch die monatlichen Darlehensraten aufgrund des geringeren Zinsanteils reduzieren.

Durch das Disagio ändert sich zwar nicht die Laufzeit des Kredites, aber durch den Abschlag verringern sich die Beträge, die Kreditnehmer:innen in Form der monatlichen Darlehensrate zu zahlen haben. Daher ist das Abgeld vor allem bei solchen Kreditnehmer:innen beliebt, die eine möglichst geringe monatliche Belastung haben möchten.

Wann kommt das Disagio zum Einsatz?

Wie bereits erwähnt, kommt das Disagio in erster Linie in den Bereichen Finanzierung und Anleihen zum Einsatz. Faktisch ist das Abgeld eine Zinsvorauszahlung, weshalb die Anwendung nur dann sinnvoll ist, wenn entweder die Banken oder die Kund:innen gerne eine geringere Rate haben möchten. Deshalb wird der Abschlag vor allem im Bereich Kredite dann eingesetzt, wenn Kreditnehmer:innen eine moderate Belastung wünschen.

Darüber eignet sich der Einsatz eines Disagios ebenfalls, wenn Kund:innen über ein vergleichsweise hohes Monatseinkommen verfügen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es nämlich möglich, den Abschlag steuerlich geltend zu machen. Bei Anleihen kann ein Abgeld ebenfalls sinnvoll sein, denn dadurch müssen Käufer:innen einen geringeren Wert als den Nennwert bezahlen und haben dadurch einen Kosten- bzw. Renditevorteil.

Im Überblick findet die Anwendung eines Disagios demnach vor allem aus folgenden Gründen statt:

  • Kreditnehmer:innen wünschen moderate Monatsraten
  • Zinsvorauszahlung steuerlich geltend machen (hohes Einkommen)
  • Geringerer Kaufpreis bei einer Anleihe durch Abschlag

Das Disagio bei Krediten und Anleihen

Im Kreditbereich ist ein Disagio nicht unbedingt bei Ratenkrediten üblich, sondern insbesondere im Bereich Immobiliendarlehen. Durch das Abgeld ergibt sich faktisch eine Zinsvorauszahlung, sodass wiederum die Zinsbelastung innerhalb der monatlichen Raten geringer ausfallen kann. Das Disagio wirkt sich demnach über mehrere Jahre hinweg aus, indem der monatliche Zinsaufwand reduziert ist und damit ebenso eine geringere Kreditrate entsteht. Allerdings ist die Berechnung des Disagios gerade in der Sparte Immobilienkredite relativ komplex, sodass sie für Lai:innen kaum nachvollziehbar ist.

Das zweite große Einsatzgebiet der Abgelder sind Anleihen. Diese werden für gewöhnlich zu einem Kurs von 100 Prozent emittiert, sodass der Kaufpreis identisch mit dem Nominalwert des Wertpapiers ist. Je nachdem, um welchen Emittenten es sich bei der Anleihe handelt, ist allerdings häufiger entweder ein Auf- oder ein Abschlag üblich. Ist das entsprechende Wertpapier mit einem Abschlag versehen, also einem Disagio, führt dies zu einer höheren Rendite bei den Anleger:innen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Anleihe für Emittenten mit etwas höheren Kosten verbunden ist.

Wer profitiert vom Disagio?

Der Abschlag vom Nennwert bei Krediten oder Anleihen beinhaltet immer für eine der beiden beteiligten Parteien einen Vorteil und zugleich einen Nachteil für die jeweils andere. Daher stellt sich die Frage, wer in welchen Fällen Profiteur:in eines solchen Abschlags vom Nennwert ist. Bei einer Anleihe mit einem Disagio profitieren faktisch immer die Käufer:innen bzw. Kreditnehmer:innen, da sie weniger Geld als den Nominalwert des Wertpapiers zahlen müssen.

Hat das Wertpapier zum Beispiel einen Nennwert von 1.000 Euro und beträgt das Disagio 4 Prozent, müsstest du statt 1.000 Euro lediglich 960 Euro zahlen. Exakt andersherum verhält es sich bei Krediten, die mit einem Disagio versehen sind. In diesem Fall profitieren fast immer die entsprechenden Darlehensgeber vom Disagio, da du als Kreditnehmer:in effektiv höhere Zinsen an die Bank zahlen musst. Allerdings hast du dann den Vorteil einer geringeren Monatsrate, falls dies von dir gewünscht ist.

Beispielrechnung mit und ohne Disagio

Im Folgenden möchten wir an zwei Finanzierungsbeispielen deutlich machen, wie sich ein Disagio in der Praxis auswirkt. In der ersten Beispielrechnung handelt es sich um einen gewöhnlichen Immobilienkredit ohne Disagio, während die Bank in der zweiten Beispielrechnung ein Abgeld veranschlagt. Am Ergebnis der jeweiligen Beispielrechnung wirst du erkennen, wie sich der Abschlag in der Praxis auswirkt.

Finanzierungsbeispiel ohne Disagio
Immobiliendarlehen: 200.000 €
Zinsfestschreibung / Laufzeit: 10 Jahre
Zinssatz: 1,9 %
Tilgungssatz: 3 %
Monatliche Rate: 816,66 Euro

Finanzierungsbeispiel mit Disagio
Darlehenssumme: 200.000 €
Disagio: 5 %
Ausgezahlter Kreditbetrag: 190.000 €
Zinssatz: 1,9 %
Tilgungssatz: 3 %
Monatliche Kreditrate: 775,83 Euro

Die Gegenüberstellung zeigt, dass die monatliche Darlehensrate durch das Disagio geringer ausfällt, weil die Zinsen nicht auf den nominalen Kreditbetrag in Höhe von 200.000 Euro gerechnet werden, sondern auf den reduzierten Darlehensbetrag, der auch zur Auszahlung gelangt. Allerdings zahlen Kreditnehmer:innen einen höheren Effektivzins, was der Nachteil eines Disagios im Darlehensbereich ist.

Insbesondere im Bereich Darlehen solltest du dir genau überlegen, ob du ein Disagio akzeptierst oder bei der Bank danach fragst. Zwar verringert sich die monatliche Belastung durch die Zinsvorauszahlung, aber die Gesamtkosten des Darlehens sind durch das Abgeld höher.

Vor- und Nachteile des Disagios

  • Geringere Kosten beim Wertpapierkauf
  • Höhere Verzinsung (Rendite) bei Anleihen durch Disagio
  • Geringere monatliche Rate bei Darlehen
  • Höherer Effektivzins für Banken bei Krediten
  • Steuerliche Absetzbarkeit der Zinsvorauszahlung möglich
  • Ausgabe der Anleihe wird für den Emittenten teurer
  • Kredit wird für Darlehensnehmer:innen durch Disagio teurer (höherer Effektivzins)

Fazit zum Disagio

Ein Disagio wird im Finanzbereich meist bei Immobiliendarlehen oder im Zuge der Ausgabe einer Anleihe eingesetzt. In beiden Fällen kann es zu Vor- und Nachteilen für eine der Parteien kommen. Für Anleger:innen wirkt sich ein Disagio meist positiv aus, weil die Rendite der Anleihe dadurch steigt. Das Gegenteil ist bei Krediten der Fall, denn dort verteuert das Damnum die entsprechenden Darlehen. Dafür profitieren Darlehensnehmer:innen allerdings von einer moderateren monatlichen Belastung.

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Sercan Kahraman

Erstellt von

Sercan arbeitet seit 2020 als SEO- und Content-Experte in der Finanzbranche. Privat nahm er 2017 seine Finanzen selbst in die Hand, nachdem er erkannt hatte, dass ihm Produkte verkauft wurden, die nicht vorteilhaft für ihn, sondern für die Berater waren. Mit der Arbeit bei Onlinebanken.com möchte er vermeiden, dass auch andere diesen Fehler machen.

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Zuletzt aktualisiert am 26. September 2024

Kommentare

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Hier findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.

Wie wird das Disagio steuerlich behandelt?

Das Disagio ist aus steuerlicher Sicht mit einem sogenannten Bilanzierungsgebot versehen. Das bedeutet, dass das Abgeld innerhalb der Steuerbilanz als aktiver Rechnungsabgrenzungsposten verbucht werden muss. Kund:innen können die Zinsvorauszahlung, die das Disagio beinhaltet, unter Umständen als Betriebsausgaben steuerlich geltend machen. Das ist allerdings nur in bestimmten Fällen möglich, insbesondere wenn der Kredit gewerblich in Anspruch genommen wird.

Was bringt Kreditnehmer:innen ein Disagio?

Kreditnehmer:innen können manchmal auf zweierlei Art vom Disagio profitieren. Zum einen wird die monatliche Rate durch die Zinsvorauszahlung immer geringer als ohne Abgeld. Zum anderen können insbesondere Kreditnehmer:innen mit einem höheren Einkommen profitieren, da sie die Zinsvorauszahlung eventuell steuerlich geltend machen können.

In welchen Bereichen wird das Disagio angewendet?

Das Disagio kommt in der Praxis vornehmlich in zwei Bereichen zum Einsatz: einerseits bei Finanzierungen und andererseits bei der Ausgabe von Anleihen. Im Kreditbereich gibt es ein Disagio meist bei Immobiliendarlehen, weniger bei Ratenkrediten. Im Wertpapierbereich sind nahezu ausschließlich Rentenpapiere betroffen, da Aktien nicht mit einem Disagio ausgegeben werden dürfen.

Wie berechne ich das Disagio?

Das Disagio wird für gewöhnlich in Prozent angegeben. Wenn du also wissen möchtest, wie hoch der Abschlag ist, musst du das Disagio lediglich auf den Nominalbetrag beziehen und erhältst so die Summe, die der entsprechende Abschlag ausmacht.

Warum wird ein Disagio vereinbart?

Im Anlagebereich wird ein Disagio in der Regel vereinbart, weil der Emittent das Investment für Anleger:innen attraktiver machen möchte. Im Finanzierungsbereich geht der Wunsch nach einem Disagio hingegen meist von den Kreditnehmer:innen aus, weil diese durch die Zinsvorauszahlung eine geringere monatliche Kreditrate zahlen möchten.