Crowdlending-Anleihen sind ein modernes Finanzinstrument, das dich als Anleger:in direkt mit Kreditnehmer:innen, wie Privatpersonen, Start-ups oder etablierten Unternehmen, verbindet. Schon mit kleinen Beträgen kannst du in Kredite investieren und dadurch oft höhere Zinsen erzielen als bei klassischen Bankanlagen. Doch höhere Renditechancen gehen Hand in Hand mit spezifischen Risiken: Zahlungsunfähigkeiten, regulatorische Grauzonen und fristgebundene Kapitalbindung können die Rendite erheblich beeinflussen.
In unserem Ratgeber erläutern wir dir klar und strukturiert, wie Crowdlending Anleihen funktionieren, wer beteiligt ist, welche Chancen sich bieten und welche Risiken du kennen musst, sodass du als Anleger:in fundiert entscheiden kannst.
Crowdlending-Anleihen sind verzinste Schuldverschreibungen, die von vielen Anleger:innen gemeinsam finanziert werden.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Anleihen, die von Staaten oder Unternehmen emittiert und an Börsen gehandelt werden, entstehen Crowdlending-Anleihen direkt zwischen Kreditnehmer:innen und Anleger:innen.
Man spricht deshalb auch von Peer-to-Peer-(P2P) oder Peer-to-Business-(P2B)-Krediten, je nachdem, ob das Darlehen an Privatpersonen oder Unternehmen vergeben wird.
Diese Form der Kreditfinanzierung kombiniert Merkmale klassischer Anleihen (fester Zinssatz, Laufzeit) mit der Flexibilität digitaler Kreditvergabe. Die Abwicklung erfolgt primär über spezialisierte Online-Plattformen.
Crowdlending-Anleihen basieren von der Abwicklung her auf dem Crowdlending, manchmal auch besser als Crowdfunding bekannt, auch wenn es sich um eine etwas abweichende Variante handelt. Die Funktionsweise des Crowdlendings lässt sich durch folgende Merkmale gut beschreiben:
Angebot durch Kreditnehmer:in: Privatpersonen oder Unternehmen stellen ihre Finanzierungsbedarfe (Summe, Laufzeit, Zinssatz) transparent auf einer Crowdlending-Plattform dar.
Angebot durch Kreditnehmer:in: Privatpersonen oder Unternehmen stellen ihre Finanzierungsbedarfe (Summe, Laufzeit, Zinssatz) transparent auf einer Crowdlending-Plattform dar.
Bonitätsprüfung & Risikoeinstufung
Die Plattform prüft via Schufa, betriebswirtschaftlicher Auswertung, Jahresabschlüssen und Ähnlichem. Sobald die Plausibilität bestätigt ist, erfolgt eine Einordnung in Risikoklassen, die den Zinssatz beeinflussen.
Finanzierung durch Crowd
Du und andere Anleger:innen investieren oft schon ab 25 bis 100 Euro, um damit eine breite Risikostreuung zu erreichen.
Funding-Ziel erreicht
Sobald die gewünschte Summe erreicht ist, zieht die Plattform das Geld ein und die Kreditnehmenden bekommen die Finanzierung meist binnen weniger Tage ausgezahlt.
Rückzahlung
Der/die Kreditnehmer:in zahlt in vereinbarten Intervallen Zinsen und Tilgung. Diese Einzahlungen gehen anteilig an dich und die anderen Investor:innen.
Einige Plattformen bieten auch sekundäre Handelsplätze, auf denen du deine Anteile weiterverkaufen kannst. Das ist allerdings nicht bei allen Standard und oft mit Gebühren und Kursrisiken verbunden.
Crowdlending-Anleihen werden nicht wie „normale“ Rentenpapiere oft von Staaten, Banken oder großen Unternehmen ausgegeben, sondern folgende Emittenten stehen im Vordergrund:
KMU, Start-ups und Wachstumsunternehmen: Besonders Unternehmen, denen Bankkredite zu teuer oder zu kompliziert sind, nutzen Crowdlending für Investitionen, Betriebskapital oder Expansion
Immobilienprojekte oder nachhaltige Investitionen: Finanzierungen über spezialisierte Plattformen, häufig als Nachrangdarlehen oder festverzinsliche Crowdbonds
Diese Bandbreite zeigt: Crowdlending-Anleihen decken ein weites Spektrum von privaten bis zu institutionellen Finanzierungsvorhaben ab und bieten dir ein diversifiziertes Investitionsfeld.
Online-Plattformen sind das Rückgrat des Crowdlendings, denn hier laufen alle Prozesse zusammen. Dazu gehören vor allem:
Es gibt bestimmte Zielgruppen, die verstärkt in Crowdlending Anleihen investieren. Dazu gehören:
Crowdlending zieht somit eine vielfältige Gruppe an, vom Kleinanleger bis zu institutionellen Großinvestor:innen.
Durch folgende Chancen und Vorteile können sich Crowdlending-Anleihen für Anleger:innen auszeichnen:
Gegenüber den Chancen und Vorteilen solltest du ebenfalls einige Risiken und Nachteile kennen, die in Verbindung mit Crowdlending-Anleihen stehen.
Welche Risiken bestehen für Investoren bei Crowdlending-Anleihen?
Für viele Firmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Start-ups oder Projektentwickler:innen, ist der Zugang zu klassischen Bankkrediten oft schwierig.
Banken verlangen umfangreiche Sicherheiten, detaillierte Bonitätsprüfungen und sind durch regulatorische Anforderungen mitunter weniger flexibel.
Crowdlending-Anleihen bieten hier eine alternative Finanzierungsform, die schneller, unkomplizierter und für bestimmte Geschäftsmodelle besser geeignet ist.
Beim Crowdlending wenden sich Unternehmen direkt an Anleger:innen und bieten ihnen an, in Form von Anleihen Kapital zur Verfügung zu stellen. Dadurch umgehen sie die klassische Bank als Mittler.
Insbesondere junge Unternehmen oder solche mit innovativen Konzepten profitieren davon, da sie sich so über eine Vielzahl kleinerer Beträge finanzieren können, ohne hohe Sicherheiten hinterlegen zu müssen.
Zugleich können sie über Crowdlending Marktplätze gezielt Investor:innen ansprechen, die sich für bestimmte Branchen oder Projekte interessieren.
Auch Immobilienprojekte greifen zunehmend auf Crowdlending zurück. Die Projektentwickler:innen finanzieren Teile ihrer Baukosten über private Investor:innen, um Eigenkapitalanforderungen zu senken oder schneller Kapital zu erhalten.
Diese Finanzierungsmethode ermöglicht zudem Marketingeffekte: Wer in ein Projekt investiert, fühlt sich oftmals stärker damit verbunden und fungiert möglicherweise als Multiplikator:in.
Beim Crowdlending tragen Anleger:innen ein unternehmerisches Risiko. Es besteht keine Garantie für Rückzahlungen oder Renditen. Um dieses Risiko zu minimieren, solltest du mehrere Maßnahmen ergreifen:
Diversifikation
Verteile dein Kapital auf verschiedene Projekte und Plattformen. Wenn du beispielsweise 5.000 Euro investieren möchtest, lege diese Summe lieber in zehn verschiedene Anleihen à 500 Euro an, statt alles auf ein Projekt zu setzen. So reduzierst du das Ausfallrisiko einzelner Emittenten.
Bonitätsprüfung
Seriöse Plattformen führen eine Prüfung der Unternehmen durch. Achte auf eine transparente Darstellung der Bonitätseinschätzung, Ratings oder Risikoklassen. Hinterfrage kritisch, wie diese zustande kommen und ob sie nachvollziehbar erläutert sind.
Projektanalyse
Informiere dich genau über das Projekt, die geplante Mittelverwendung, das Geschäftsmodell und das Management. Ein überzeugendes Konzept, nachvollziehbare Finanzpläne und erfahrene Projektverantwortliche sind gute Indikatoren.
Laufzeit und Verzinsung abwägen
Hohe Renditen klingen verlockend, gehen aber in der Regel mit erhöhtem Risiko einher. Prüfe, ob das Verhältnis zwischen Risiko, Laufzeit und Verzinsung für dich angemessen ist. Kurze Laufzeiten bedeuten mehr Flexibilität, während längere Laufzeiten Kapital binden.
Plattform-Auswahl
Investiere nur über etablierte und regulierte Plattformen mit transparenten Geschäftsmodellen. Prüfe auch, ob die Plattform bei Problemen Unterstützung bietet oder ein Mahnwesen betreibt.
Crowdlending-Anleihen unterscheiden sich deutlich von klassischen Anlageformen wie Sparbüchern, Aktien oder Anleihen großer Unternehmen.
Im Gegensatz zu einem Tagesgeldkonto oder einer Festgeldanlage sind Crowdlending Investments nicht durch die Einlagensicherung geschützt.
Das bedeutet, dass du dein eingesetztes Kapital verlieren kannst, wenn der Emittent zahlungsunfähig wird. Die Verzinsung ist in der Regel deutlich höher, aber eben auch risikobehaftet.
Im Vergleich zu Aktien erhältst du bei Crowdlending-Anleihen keine Unternehmensanteile. Du leihst dem Unternehmen lediglich Geld, das zu einem festen Zinssatz zurückgezahlt werden soll. Somit partizipierst du nicht an Wertsteigerungen, bist aber auch nicht stimmberechtigt.
Gegenüber klassischen Unternehmensanleihen großer Konzerne oder börsengehandelten Anleihen sind Crowdlending-Anleihen meist kleiner dimensioniert, weniger liquide und nicht an der Börse handelbar.
Sie sind also eher für Anleger:innen geeignet, die bereit sind, ihr Kapital über einen gewissen Zeitraum zu binden.
Folgender Tabelle kannst du die wichtigsten Unterschiede zwischen Crowdlending-Anleihen und beliebten Anlageformen wie Aktien, Fest- und Tagesgeld entnehmen.
Kriterium | Crowdlending-Anleihen | Aktien | Fest- und Tagesgeld |
Kapitalbindung | Meist feste Laufzeit (1–5 Jahre), kein vorzeitiger Ausstieg möglich | Jederzeit handelbar an der Börse | Kurzfristig verfügbar (Tagesgeld) oder gebunden (Festgeld) |
Risiko | Hohes Ausfallrisiko, keine Einlagensicherung | Kursrisiken, aber Unternehmenswert kann steigen | Sehr gering, durch Einlagensicherung geschützt |
Renditechancen | 4–10 % p. a. möglich, abhängig vom Projekt | Schwankend, teils hohe Gewinne durch Kurssteigerungen | Gering, oft unterhalb der Inflationsrate |
Besicherung | In der Regel unbesicherte Nachrangdarlehen | Teilhabe am Unternehmen | Rückzahlung garantiert durch Bank (bis zur Einlagensicherung) |
Transparenz | Direkter Einblick ins Projekt, klare Mittelverwendung | Unternehmensdaten über Geschäftsberichte verfügbar | Keine Projektbindung, allgemeine Bankverwendung |
Handelbarkeit / Liquidität | Nicht börsengehandelt, kein Zweitmarkt bei vielen Plattformen | Börsentäglich handelbar | Hohe Liquidität bei Tagesgeld, eingeschränkt bei Festgeld |
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Hier findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Nein, bei Crowdlending-Anleihen gibt es keine Einlagensicherung. Das investierte Kapital ist vollständig dem Risiko des Emittenten ausgesetzt. Kommt es zu einer Insolvenz oder Zahlungsausfällen, haftest du als Anleger:in selbst für den Verlust.
Die Zinsen, die du durch Crowdlending-Anleihen erhältst, gelten als Kapitalerträge und unterliegen der Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer. Ein Freistellungsauftrag kann bis zur Höhe des Sparerpauschbetrags (1.000 Euro für Einzelpersonen, 2.000 Euro für Ehepaare) gestellt werden.
Die Renditen bei Crowdlending-Anleihen liegen typischerweise zwischen 4 und 10 Prozent pro Jahr, abhängig vom Risiko und der Laufzeit des jeweiligen Projekts. Höhere Renditen sind möglich, bedeuten aber fast immer auch ein entsprechend höheres Ausfallrisiko.
Die Mindestanlagesummen variieren je nach Plattform, liegen aber in der Regel zwischen 100 Euro und 1.000 Euro pro Projekt. Einige Plattformen ermöglichen auch Kleinstbeträge ab 50 Euro, was den Einstieg erleichtert und die Diversifikation fördert.
Seriöse Plattformen zeichnen sich durch Transparenz, Regulierung und eine klare Risikodarstellung aus. Sie veröffentlichen detaillierte Projektinformationen, Bonitätsbewertungen und Vertragsbedingungen. Ein professioneller Kundenservice, gute Erreichbarkeit sowie positive Erfahrungsberichte anderer Anleger:innen sind ebenfalls wichtige Indikatoren. Achte außerdem darauf, ob die Plattform der Aufsicht einer Finanzaufsichtsbehörde unterliegt.