Der letzte Bärenmarkt infolge der Corona-Krise 2020 ist nicht lange her. Die Auswirkungen sind noch nicht komplett überwunden, da wird für 2023 ein starkes Absinken der Wirtschaftsleistung prognostiziert. Ursachen sind unter anderem teure Energierohstoffe und Lieferkettenstörungen. Unser Ratgeber möchte dir Möglichkeiten zur Vorbereitung auf einen Bärenmarkt inklusive einer Depotabsicherung und zum Investieren in Zeiten bärischer Aktienmärkte aufzeigen.
Das Wichtigste in Kürze
Eine allgemein übliche Definition für den Bärenmarkt bei Wertpapieranlagen geht davon aus, dass Aktienkurse für längere Zeit um mehr als 20 Prozent gegenüber dem Höchstkurs fallen. Fallende Kurse in 2 aufeinanderfolgenden Monaten haben sich als ein Kennzeichen durchgesetzt.
Die großen Indizes wie der S&P 500, Nasdaq oder Euro Stoxx 50 gelten als Maßstab. Es handelt sich um preisbasierte Indizes, die Kurswerte abbilden. Anders sieht es bei Performance-Indizes aus, bei denen Dividenden und das Reinvestieren von Ausschüttungen mit einfließen.
Eine andere gebräuchliche Definition meint, dass ein Bärenmarkt entsteht, wenn die Anlegerstimmung am Markt über einen bestimmten Zeitraum negativ ist, Anleger:innen in sichere Wertpapiere (Anleihen) umschichten und möglichst Risiken vermeiden.
Während des Bärenmarktes, der Monate oder Jahre dauern kann, werden sichere Anlagen gegenüber spekulativen Instrumenten bevorzugt. Damit soll das Risiko spekulativer Aktieninvestments mit seinen kurzfristig stärker auftretenden Schwankungen verhindert werden.
Im Bärenmarkt bewegen sich die großen Indizes im roten Bereich, wobei deren Kursbahnen nicht alle gleichmäßig verlaufen. Euro Stoxx 50, der Aktienindex der Eurozone, verzeichnete Anfang März 2022 einen Kursabschlag von teilweise über 20 Prozent. Erst im Mai 2022 erreichten der Nasdaq Composite und der Nasdaq 100 den Bärenmarkt. Der S&P 500 und der MSCI World gerieten im Juni 2022 unter die 20-Prozent-Verlustmarke.
Bärenmärkte lassen sich in 4 verschiedene Phasen unterteilen:
Bärenmärkte sind normale Erscheinungen. Sie kommen im Durchschnitt bezogen auf S&P-500-Bärenmärkte seit 1871 alle 7 Jahre vor. Das letzte Dutzend Bärenmärkte dauerte durchschnittlich 15 Monate. Der Kursverlust bei Aktien lag bei durchschnittlich 40 Prozent.
Bezogen auf den S&P 500 und auf das Jahr 1872 ist der aktuelle Bärenmarkt die Nummer 20. Hier eine Liste der Top 12:
Für den Einsatz des Begriffs Bärenmarkt in der Börsensprache gibt es verschiedene Erklärungen. Wenn ein Bär zuschlägt, führt er seine Pranke grundsätzlich von oben nach unten. Dem Bären wird im Gegensatz zum kraftstrotzenden Bullen zudem eine eher pessimistische Einstellung zugesprochen. Das ist der Verweis auf fallende Kurse.
Für Finanzfachleute und Anleger:innen sind Märkte „bärisch“ (engl.: bearish), wenn Börsenkurse über längere Zeit fallen. Wie der Bär entwickeln Anleger:innen im Bärenmarkt eine pessimistische Stimmung. Sie erwarten sinkende Kurse und vermeiden daher neue Investitionen. Dabei besteht die Gefahr, in die Bärenfalle zu tappen. Ein häufiges Szenario im beginnenden Bärenmarkt ist eine Bärenmarktrallye. Hierbei handelt es sich um einen vorübergehenden Anstieg der Kurse vor neuen Tiefstständen.
Wer an den Börsen erfolgreich sein will, braucht Geduld. Mit zu viel Hin und Her könnte man in die Bärenfalle geraten. Haben Anleger:innen ihre Aktien voreilig und in Panik verkauft, um Verluste zu begrenzen, können sie viel Geld verlieren, wenn die Kurse kurze Zeit später wieder steigen. Mehr Geduld hätte sich dann durch geringere Verluste oder gar Gewinne ausgezahlt.
Die Prognose des Zeitpunkts zum Eintritt in den Bärenmarkt ist nahezu unmöglich. Am Markt sind viele Börsengurus unterwegs, die bereits Jahre vor einem Börsencrash davor warnen. Irgendwann gibt der Markt ihnen recht, denn der nächste Bärenmarkt kommt mit Sicherheit und durchschnittlich alle 7 Jahre.
Dennoch gibt es Anzeichen, die Anleger:innen zu einem Überdenken ihres Risikomanagements anhalten könnten:
Bärenmärkte sehen bei späterer Betrachtung immer offensichtlich aus. Der Nutzen aus diesem Wissen hält sich natürlich in Grenzen. Es gibt keine Möglichkeit, festzustellen und mit Sicherheit zu sagen: Jetzt haben die Aktienkurse ihren Höchststand erreicht, sodass sie in einen Bärenmarkt eintreten. Die Vorhersage, ob ein Bärenmarkt einer weniger starken Korrektur folgen wird, ist unmöglich.
Wenn Manager:innen und Vorstände die eigenen Aktien nicht mehr kaufen, ist das ein Zeichen dafür, dass sie mit einem Abschwung bzw. einer ungünstigen Unternehmensentwicklung rechnen.
Mit Bärenmarkt und Bullenmarkt werden allgemeine Entwicklungen der Börsenkurse bzw. 2 gegenläufige Marktphasen an der Börse beschrieben.
Bärenmarkt (englisch: Bull Market, französisch: Baisse) | Bullenmarkt (englisch: Bear Market, französisch: Hausse) |
Fallende Aktienkurse innerhalb von 2 Monaten um mindestens 20 % | Steigende Aktienkurse innerhalb weniger Monate um mindestens 20 % |
Das Vertrauen der Marktteilnehmer:innen nimmt ab | Das Vertrauen am Markt nimmt zu |
Anleger:innen erwarten einen Abwärtstrend (pessimistische Marktstimmung) | Anleger:innen erwarten einen Aufwärtstrend (optimistische Marktstimmung) |
Anleger:innen warten mit dem Investieren selbst bei allgemeinen Positivschlagzeilen und positiveren Unternehmensnachrichten | Anleger:innen neigen zu Optimismus, in dessen Folge bescheidene gute Nachrichten zu immer höheren Aktienkursen führen |
In turbulenten Börsenzeiten kann man in den Medien Schlagzeilen wie „Der Börsencrash macht vor Superreichen nicht halt“ oder „Es droht kein Bärenmarkt“ lesen. Es fallen ständig Begriffe wie Konsolidierung, Korrektur, Börsencrash oder Bärenmarkt.
Ein Börsencrash tritt dann auf, wenn ein langjähriger Trend dauerhaft umkehrt. Der Zusammenbruch der Börsen im Zuge der Finanzkrise 2007 war ein klassischer Börsencrash. Einer enger gefassten Definition zufolge handelt es sich um einen Crash, wenn Aktienmärkte an einem Börsentag um 20 oder mehr Prozent fallen. Häufig ist der Kurssturz die Folge negativer Wirtschaftsnachrichten, die bei Anleger:innen panikartige Verkäufe auslösen. Ein Beispiel dafür ist die amerikanische Börse im Oktober 1987, als der Dow Jones am sogenannten Schwarzen Montag um 22,6 Prozent abstürzte.
Ein Börsencrash beschreibt einen rasanten Kursverfall über die Mehrzahl der Wertpapiere hinweg. Die Folge kann ein Bärenmarkt sein. Für einen Bärenmarkt müsste die Börse in 2 aufeinanderfolgenden Monaten mindestens 15 Prozent an Wert verlieren. Allgemeine Kennzahlen, die auf einen Bärenmarkt oder einen Börsencrash anwendbar sind, gibt es nicht. Allein mit dem Bezug auf den Kursverlust und den jeweiligen Zeitraum werden diese Begriffe definiert.
Bärenmärkte sind in der Regel von nicht allzu langer Dauer. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass auf einen Bärenmarkt meist rasante und starke Aufwärtsbewegungen gefolgt sind. Grundsätzlich halten Bärenmärkte nicht so lange wie Bullenmärkte an. Im Durchschnitt endete eine Baisse im S&P 500 ab 1945 nach 15 Monaten. Zuvor lief der Index rund 40 Monate im Bärenmarkt. In der jüngeren Vergangenheit waren die Phasen deutlich kürzer. Die kürzesten bärischen Phasen betrugen im Herbst 1987 und nach dem Corona-Crash 2020 nur wenige Wochen.
Der S&P 500 gilt als Barometer für Auf- und Abschwünge an der Börse. Anhand eines Charts des Finanzportals MarketScreener kannst du erkennen, dass innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedem Bärenmarkt ein relativ zügiger Aufschwung folgte.
Wie lang ein nächster Bärenmarkt dauern wird, kann mangels der viel zitierten Glaskugel niemand genau bestimmen. Als längster Bärenmarkt in den USA gilt die Marktphase zwischen 1937 und April 1942 mit einer Dauer von 61 Monaten. Sie war die Folge einer schweren US-Wirtschaftskrise, die ihren Ursprung in der Großen Depression hatte.
Anleger:innen sollten auch im Bärenmarkt an der gewählten Strategie festhalten. Der Versuch, den Zeitpunkt einer Trendwende vorherzusagen, gelingt in der Regel nie. Es ist wenig sinnvoll, hektisch Aktien zu kaufen oder zu verkaufen. Bist du aufgrund einer erarbeiteten Anlagestrategie im Markt investiert, heißt es daran festzuhalten.
Eine gute Anlagestrategie enthält die Aufteilung der Investitionen auf verschiedene Anlageinstrumente und bestimmt so die Höhe der Aktienquote. Nach einer längeren Hausse könnte es zum Überschreiten der Quote gekommen sein, was ein Umschichten nach sich ziehen müsste.
Durch die Umschichtung bist du gut gegen fehlerhafte Marktprognosen abgesichert. Längst nicht immer kommt es tatsächlich zum Bärenmarkt, obwohl eine Reihe von Börsenexpert:innen diesen aufgrund bestimmter Frühindikatoren vorhergesagt hat.
Risikofreudigere Anleger:innen sollten breiter aufgestellte Performance-Indizes bevorzugen. So vermeiden sie ein zu starkes Investieren in bestimmte Trend-Aktien oder -Branchen. Außerdem wirken sich Dividendenausschüttungen positiv aus.
Alle Anleger:innnen werden irgendwann ihren ersten Bärenmarkt erleben. Das kann durchaus nervenaufreibend und psychisch anstrengend sein. Selbst unter Börsenprofis bricht bei einem unerwartet starken Abverkauf mitunter Panik aus. Meist handelt es sich hierbei um kurzfristige Spekulant:innen, die mit ihren Call-Wetten auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Viele Händler:innen sichern ihre Positionen mit Stop-Limits ab. Computerprogramme sorgen dafür, dass Verkäufe bei Erreichen der Stops sofort ausgeführt werden, was eine regelrechte Abwärtsspirale auslöst.
Als mittel- bis langfristig orientierte:r Investor:in wirst du zunächst einmal nur Buchverluste schreiben, die im nächsten Bullenmarkt zu Buchgewinnen werden. Fallende Kurse bieten dir als Investor:in oder Spekulant:in zusätzliche Profitmöglichkeiten.
Du solltest zeitweilige Verluste als normales Börsengeschäft hinnehmen. Wenn die Börsen crashen, bleiben selbst solide Blue Chips wie Nestlé, Mercedes-Benz oder SAP nicht vom Abwärtsstrudel verschont. Günstige Kurse kannst du zum Nachkaufen oder zum Einstieg nutzen.
Die Kurssteigerung wird bei wirklichen Qualitätsaktien im Portfolio nach Erreichen des Tiefpunktes mit großer Wahrscheinlichkeit überdurchschnittlich sein.
Anleger:innen sollten sich darauf einstellen, dass der Aktienmarkt in Bewegung bleiben wird. Sie müssen immer damit rechnen, dass es Kursrückgänge von 10, 20 oder mehr Prozent geben wird. Einfach auf Geschehnisse zu reagieren, wäre möglicherweise fatal. Man sollte seinem Plan entsprechend handeln oder eben nichts tun.
Die Entwicklung der weltweit führenden Aktienindizes deutet auf eine Baisse hin. Wenn sich der Bärenmarkt weiter verstärken sollte, dürften Investor:innen wie in der Vergangenheit Value-Aktien den Vorzug geben. Ein Vorteil sind höhere Ausschüttungen, die den Investments eine Mindestrendite ermöglichen.
In der jüngeren Vergangenheit waren Bärenmärkte meist durch hohe Kursverluste bei Wachstumsaktien und einer längeren Baisse gekennzeichnet.
Für Anleger:innen dürfte die maximale Rendite ein Kapitalerhalt sein. Stark gefallene Technologie-Aktien werden über kurz oder lang wie in der Vergangenheit überdurchschnittliche Renditen erzielen. Damit dürften in erster Linie substanzstarke Titel gemeint sein. Für Langfristanleger:innen lohnt sich bloßes Abwarten.
Risikofreudige Anleger:innen können auch in einem Bärenmarkt mit Short-Wetten wie Put-Optionen, Short-ETFs oder Leerverkäufen von Aktien Geld verdienen.
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Hier findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Der Boden im Bärenmarkt ist dann erreicht, wenn die Marktstimmung bzw. die Anlegerstimmung ins Positive dreht. Auf dem Tiefpunkt des Bärenmarktes beginnen Anleger:innen verstärkt, günstig gewordenen Aktien zu kaufen. Die Kurse erholen sich nachhaltig.
Bullenmärkte dauern im Durchschnitt 7 Jahre, Bärenmärkte durchschnittlich 1,5 Jahre, jeweils bezogen auf den S&P 500 Index.
In Zeiten des Bärenmarktes sind festverzinsliche Wertpapiere, Gold und Aktien substanzstarker Unternehmen eine gute Wahl. Als krisensichere Aktien bzw. defensive Titel gelten Unternehmen aus den Sektoren Energieversorgung, Nahrungsmittel, Wasserversorgung, Medizintechnik und Pharmazie. Dividenden bieten Anleger:innen eine Mindestrendite. Regelmäßige Aktiensparpläne sollten weitergeführt werden, da die Einstiegskurse günstiger sind.
Dem Bären wird ein pessimistisches Wesen nachgesagt. Bärisch denkende Anleger:innen richten ihr Handeln auf einen abwärts laufenden Markt aus. Sie halten sich mit dem Investieren zurück oder spekulieren auf den Bärenmarkt, indem sie Verkaufsoptionen handeln oder Leerverkäufe tätigen. Erfüllen sich die Erwartungen einer großen Anzahl von Bären, kommt es zu fallenden Kursen und zum Beginn des Bärenmarktes.
Wer an den Börsen unterwegs ist, muss sich auf Kursschwankungen einstellen. Kurse können auch wie im Fall von Börsencrash oder Bärenmarkt stark fallen. Bleibe ruhig, denn es handelt sich nur um Buchverluste. Mit Stop-Loss-Aufträgen kannst du das Verlustrisiko einer Portfolioposition bzw. von Gewinnmitnahmen einfach steuern. Fallende Kurse solltest du zum Nachkaufen günstiger gewordener Qualitätsaktien nutzen.