Wenn ein Unternehmen der Meinung ist, dass der Preis ihrer Aktien zu hoch ist, und durch eine Verbilligung attraktiver machen möchte, kommt häufig ein Aktiensplit ins Spiel. Diese Kapitalmaßnahme hilft Unternehmen, neue Anleger:innen zu interessieren, ohne die Marktkapitalisierung zu erhöhen. In unserem Beitrag erfährst du, wie ein Aktiensplit funktioniert und welche Auswirkungen er auf den Markt haben kann.
„Das Wichtigste in Kürze“-Box
Bei Aktien, deren Preis über längere Zeit kontinuierlich gestiegen ist, kann es durch eine Kapitalmaßnahme zu einer deutlichen Reduzierung kommen. Kurse können sich plötzlich halbieren, dritteln oder nur noch ein Zehntel des früheren Wertes betragen. Die Ursache für solche Bewegungen ist meist ein sogenannter Aktiensplit.
Bei einem Aktiensplit handelt es sich um eine Kapitalmaßnahme, bei der das Kapital eine Neuaufteilung (= englisch: to split) erfährt. Bei einem Aktiensplit gibt ein Unternehmen zusätzlich Aktien an die Aktionäre aus. Dazu senkt es den Nennwert jeder Aktie um ein definiertes Verhältnis.
Eine Erhöhung der Anzahl der ausstehenden Aktien wird vorgenommen, indem die im Besitz der Anleger:innen befindlichen Aktien geteilt werden. Für den Aktionär:in hat der Aktiensplit keine unmittelbaren finanziellen Auswirkungen. Die größere Anzahl der Aktien beeinflusst weder die Gesamtmarktkapitalisierung des Unternehmens noch den Wert der Beteiligung jedes Aktionärs bzw. jeder Aktionärin.
Dem Aktiensplit liegt ein vom Unternehmen bestimmten Verhältnis zugrunde. Wenn das Verhältnis beispielsweise 1 zu 3 beträgt, erhält jeder Aktionär:in für jede gehaltene alte Aktie jeweils drei neue Aktien.
Angenommen du hast 100 Aktien in deinem Depot, die bei 150 Euro notieren, und damit 15.000 Euro investiert. Im Zuge des Aktiensplits von 1 zu 3 erhältst du für jede deiner alten Aktien zwei weitere zusätzlich. Der Aktienkurs einer neuen Aktie beträgt dann noch genau ein Drittel des Wertes vor dem Split.
Nach dem Split hältst du in deinem Depot 300 Aktien zu je 50 Euro im Depot, womit der Aktienwert weiterhin 15.000 Euro beträgt.
Aktiensplits sind bei Anleger:innen beliebt. Durch den Split erhöht sich die Anzahl ihrer Aktien im Depot. Das lässt bei ihnen das Gefühl aufkommen, dass sie etwas geschenkt bekommen. Für einen Aktiensplit trifft das jedoch nicht zu. Wenn man einen Kuchen in 12 statt in 8 Stücke schneidet, erhöht sich die verzehrbare Menge eben nicht.
Ein wichtiger Grund für den Aktiensplit dürfte sein, dass Unternehmen die Attraktivität ihrer Aktien bei Anleger:innen steigern. Eine Aktie von unter 100 Euro wird eher gekauft als ein Titel im höheren dreistelligen oder gar vierstelligen Kursbereich.
Die Handelbarkeit einer ständig steigenden Aktie würde ohne diese Kapitalmaßnahme leiden. Die Anteile würden ohne Split im Laufe der Zeit für viele Anleger:innen nicht bezahlbar.
Es gibt einige Aktien im vierstelligen und fünfstelligen Euro-Bereich, darunter Financière Moncey, Zoologischer Garten Berlin und Lindt & Sprüngli AG. Die teuerste Aktie weltweit kostet fast eine halbe Million US-Dollar.
Die Berkshire Hathaway Aktie der Finanzholding von Warren Buffett war in den 1960er Jahren rund 60 Dollar wert. Die A Aktien der Holding haben in all den Jahren weder einen Aktiensplit erlebt noch eine Dividendenausschüttung verzeichnet und notieren Mitte Dezember 2022 bei sage und schreibe 471.079 US-Dollar bzw. 435.500 Euro. Für die meisten Anleger:innen ist eine Berkshire Hathaway A Aktie (ISIN: US0846701086) unbezahlbar. Zum Glück gibt es von der Holding noch eine wesentlich preiswertere B-Aktie (ISIN: US0846707026), die für 311 US-Dollar bzw. 295 Euro im Handel an der Börse sind.
Jedes Unternehmen hat freie Hand bei einer Entscheidung, ob und zu welchem Kurs die Durchführung von Aktiensplits erfolgt. Im Allgemeinen denken Unternehmen über einen Aktiensplit nach, wenn die Anteile einen Wert im dreistelligen Bereich aufweisen.
Stell dir vor, du könntest anstelle von zehn Anteilen zu 100 Euro zehn Mal so viele Aktien zu 10 Euro kaufen. Die meisten Anleger:innen würden den Besitz möglichst vieler Aktien vorziehen. 100 Aktien zu besitzen, klingt nun mal besser als 10 Anteile.
Neben dem reinen Aktiensplit (Forward Stock Splits), mit denen einer optische Verbilligung der Kurse einhergeht, gibt es mit dem umgekehrten Aktiensplit (Reverse Split) eine weitere Art von Aktiensplits. Hierbei handelt es sich im eigentlichen Sinne um eine Aktienzusammenlegung.
Beim Reverse Split werden beispielsweise 20 Aktien zusammengelegt. Notieren 20 Titel bei 0,50 Euro beträgt der Kurse nach der Aktienzusammenlegung 10 Euro. Das Aktienkapital des Unternehmens bleibt in der Höhe unverändert bestehen. Lediglich die Anzahl der insgesamt ausstehenden Aktien verringert sich.
Die Aktienzusammenlegung hat wie der normale Aktiensplit verschiedene Gründe.
Die Durchführung von Aktiensplits ist im Zeitalter von Computeraktien und digitaler Verwahrung aus rein technischer Sicht recht einfach zu bewerkstelligen. Dazu ist das Verfahren auch recht günstig. Der Aktiensplit geschieht, indem im Aktionärsbesitz befindliche Aktien eingezogen werden und Anteilseigner:innen als Ersatz neu ausgegebene Aktien im entsprechenden Split-Verhältnis erhalten. Eine Änderung der WKN (Wertpapierkennnummer) und (ISIN (International Securities Identification Number) ist nicht notwendig. Stückaktien besitzen keinen teilbaren Nennwert, sodass deren Aufteilung auf der Basis der jeweiligen Unternehmenssatzung aufgeteilt werden.
Ein Aktiensplit läuft in einem gewissen Rahmen ab, denn börsennotierte Unternehmen müssen ihren Pflichten zur Anlegerinformation und prinzipiell gegenüber der Öffentlichkeit nachkommen.
Hier sind einige Beispiele für Aktiensplits aus der jüngeren Geschichte:
Unternehmen | Datum | Verhältnis |
Nintendo | 29.09.2022 | 1-10 |
Tesla | 25.08.2022 | 1-3 |
Alphabet A | 18.07.2022 | 1-20 |
Shopify | 29.06.2022 | 1-10 |
Amazon | 06.06.2022 | 1-20 |
Flatexdegiro | 02.09.2021 | 1-4 |
Lang & Schwarz | 16.08.2021 | 1-3 |
Nvidia | 19.07.2021 | 1-4 |
Aktiensplits haben einige Auswirkungen auf den Wertpapiermarkt. Beeinflusst werden zum Beispiel Derivate wie Optionen und offene Wertpapier-Orders. Bei Derivaten ist es üblich, dass die notwendigen Änderungen vom jeweiligen Emittenten vorgenommen werden. Laufende Derivate werden zu den Preisen und Kennzahlen des erfolgten Aktiensplits gehandelt.
Anders ist die Vorgehensweise bei laufenden Kauf- oder Verkaufsaufträgen. In der Regel müssen Anleger:innen eine Stop-Loss-Order oder Limit-Order auf Basis der neuen Aktienkurse erneuern, da entsprechende Aufträge vom Broker gelöscht werden.
Wichtig für Aktionär:innen beim Aktiensplit ist, dass steuerliche Behandlung Unterschiede aufweist, weil „ein Aktiensplit nicht gleich Aktiensplit ist“.
Allgemein gilt für einen Aktiensplit, dass dieser nicht der Abgeltungssteuer unterliegt, sofern die WKN und ISIN beibehalten werden. Hier liegt für neu zugeteilte Aktien regelmäßig keine neue Anschaffung vor.
Werden neue Wertpapiere beispielsweise in Form einer Sachdividende („stock dividend“) ausgegeben und ändert sich in diesem Zusammenhang die WKN & ISIN, kann der Aktiensplit wie eine Ausschüttung bewertet werden, auf die Abgeltungssteuer zu entrichten ist.
Die Mehrzahl der Banken nimmt die Empfehlungen des Finanzdatendienstleisters WM Datenservice als Orientierung für eine Besteuerung.
Einige Anleger:innen gehen davon aus, dass ein Aktiensplit ein positives Signal des Managements an den Markt ist und das Unternehmen die Aktie für attraktiv bewertet hält. Außerdem gibt es ja die Theorie, dass eine verbilligte Aktie für zusätzliche Anleger interessant sein würd.
Es kann passieren, dass eine bloße Aktiensplit-Ankündigung den Aktienkurs eines Unternehmens steigen lässt. Ein steigender Aktienkurs ist nicht die generelle Regel. Das ist logisch, denn ein Aktiensplit beeinflusst den Wert der Aktienbestände nicht. Es braucht ein anhaltendes Gewinn- oder Dividendenwachstum nach dem Aktiensplit, damit die Kursgewinne nicht wieder verloren gehen.
Ein Unternehmen veröffentlicht die Entscheidung für den Aktiensplit meist einige Wochen vor dem tatsächlichen Split. Die Zeit zwischen Ankündigung und dem Aktiensplit können Anleger:innen für Recherche und zur Analyse der Unternehmenskennzahlen nutzen.
Anleger, die den Aktienkauf oder Aktienverkauf vom Aktiensplit allein abhängig machen möchten, sollten bedenken, dass der Split keine Auswirkungen auf die Fundamentaldaten der Aktiengesellschaft und Wachstumsaussichten hat. Dazu bedarf es bestimmter Managemententscheidungen wie Änderungen bei einer Dividendenausschüttung auf der Hauptversammlung oder der Bekanntgabe eines neuen Aktienangebots.
Aktiensplits erscheinen auf den ersten Blick als eine gängige Kapitalmaßnahme. Sie haben in der Praxis der letzten Jahrzehnte dazu geführt, dass die meisten gehandelten Aktien keine extrem hohen Preise aufweisen. Aktiensplits haben für das Unternehmen und Anleger:innen sowohl Vorteile als auch Nachteile.
Apple hat es durch Aktiensplits geschafft, in den Dow Jones aufgenommen zu werden. Lange Zeit stand einer hoher Kurs einer Aufnahme im Weg. Im Juni 2014 verbilligten sich die Apple-Aktien durch einen 1:7-Split auf unter 100 UD-Dollar. Im Frühjahr 2015 erfolgt die Aufnahme in den Dow Jones. Der nächste Aktiensplit (1:4-Split) folgte im August 2020.
Bei immer mehr Brokern können Anleger:innen Bruchteile von Aktien kaufen. Aktiensplits könnten durch Teilaktien an Bedeutung verlieren, denn damit ist der Kauf selbst teurer Aktien praktisch immer möglich. Eine weitere Möglichkeit zum Einstieg in höherpreisige Aktien bieten ETFs- und ETF-Sparpläne
Aktiensplit macht Aktie für Anleger:innen attraktiver
Aktiensplits und umgekehrte Aktiensplits sind mehr oder weniger Kurskosmetik, denn sie verändern lediglich den Kurs einer Aktie, wobei der Wert der ausstehenden Aktien insgesamt unverändert bleibt.
Durch einen Aktiensplit möchten Unternehmen hochpreisige Aktien aufteilen, um sie für normale Anleger:innen attraktiver zu machen und die Nachfrage nach den Unternehmenstiteln zu steigern. Die meisten großen Unternehmen sehen in einem Aktiensplit eine sinnvolle Maßnahme zur Erhöhung der Aktienliquidität.
Aus den Umständen des Aktiensplits lassen sich Rückschlüsse auf die Qualität der entsprechenden Aktie ziehen. Während reine regelmäßige Aktiensplits als Indiz für eine stabile Kursentwicklung gewertet werden, sind Aktienzusammenlegungen (Reverse Split) im Zusammenhang mit der gefährdeten Existenz eines Unternehmens bzw. einem Delistung von der Börse zu sehen.
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Hier findest du Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Wenn dich eine Aktie anspricht, kaufe sie vor oder nach einem Aktiensplit. Es besteht keine Notwendigkeit, Aktien vor dem Aktiensplit zu kaufen.
Altaktionär:innen müssen nicht selbst aktiv werden, um neue gesplittete Aktien zu bekommen. Die am jeweiligen Stichtag gehaltenen Aktien werden entsprechend dem Split-Verhältnis eingebucht.
Unternehmen wandeln mittels eines Aktiensplits ausstehende Aktien ihrer Anleger:innen in eine größere Anzahl neuer Aktien um. Die Folge ist eine Verbilligung der Titel auf der Basis des jeweiligen Aufteilungsverhältnisses.
Hochpreisige Aktien gelten in Anlegerkreisen als weniger attraktiv, da 100 Stück Aktien nur mit viel Kapital erhältlich sind. Durch einen Aktiensplit kann eine Halbierung oder Drittelung des Kaufpreises erreicht werden. Mit einem günstigeren Preis erhöht sich die Handelbarkeit ihrer Aktien.
Ob ein Aktiensplit gut oder schlecht ist, lässt sich pauschal nicht sage. Dazu muss das jeweilige Unternehmen sowie die Hintergründe für den Split betrachtet werden. Für Anleger:innen hat ein Aktiensplit weder Vorteile noch Nachteile. Am Wert des Aktienbestands ändert sich nichts. Du kannst für das gleiche Geld mehr ganze Aktien kaufen.